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Major

Viel LIV-Tamtam, wenig Major: Gut, dass diese US Open heute endlich beginnt

16. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy ist bei der US Open 2022 wieder mit seinem Stamm-Caddie vereint. (Foto: Getty)

Rory McIlroy ist bei der US Open 2022 wieder mit seinem Stamm-Caddie vereint. (Foto: Getty)

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The Country Club ist historischer Golfboden, überdies zum vierten Mal Schauplatz einer US Open: Und ausgerechnet jetzt beherrscht der Krieg der Golf-Welten die Debatte und kollidieren nun hier die beiden Antagonisten PGA Tour und LIV Golf, nachdem der veranstaltende amerikanische Verband USGA die London-Überläufer für sein Major zugelassen hat, die vergangene Woche am Auftakt-Event des Konkurrenz-Circuits im englischen Centurion Golf Club teilgenommen haben. So musste USGA-Chef Mike Whan bei seiner Pressekonferenz auch mehr über die diesbezügliche Entscheidung sprechen als über Major-relevante Dinge.

In Kürze äußerte sich Whan so: Man habe sehr lange und auch kontrovers über die Causa LIV Golf diskutiert, jedoch aufgrund der derzeitigen Zulassungsrichtlinien keine Handhabe für einen Ausschluss gefunden. „Ob es uns nun gefällt oder nicht: Noch im Februar haben 30 Jungs mit dem Segen beider großer Touren in Saudi-Arabien gespielt, und jetzt sollten wir angesichts der aktuell verhängten Sperren der PGA Tour binnen einer Woche alles umkrempeln? Das war in der Kürze der Zeit nicht möglich“, erklärte Whan und erinnerte in diesem Zusammenhang an die 9.300 US-Open-Aspiranten, die in den regionalen Qualifikationsturnieren angetreten seien: „Dann hätten wir die auch alle überprüfen müssen – wo sie schon mal für wen gespielt haben und so.“

Der CEO kündigte aber gleichermaßen an, dass dies nicht in Stein gemeißelt sei. Für 2023 will er Satzungsänderungen und daraus resultierende Absagen an Abweichler nicht ausschließen. Weil: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, inwiefern [LIV Golf] gut für die Entwicklung des Spiels sein soll.“ Soweit dies – gut, dass die US Open heute endlich beginnt und fürderhin der Sport im Country Club das Sagen hat.

Gerüchte über neue Allianzen im Profigolf

Kolportage: Die Chronistenpflicht gebietet trotz des heutigen Major-Auftakts dennoch eine weitere kurze Nachricht in anderer Sache. Hinter den Kulissen der US Open brodelt nämlich die Gerüchteküche, es wird heftig über weitere Entwicklungen im Zwist zwischen dem Golf-Establishment und den Usurpatoren von LIV Golf gemunkelt. Demnach grassieren Spekulationen, dass Repräsentanten der Premier Golf League (PGL) unbedingt vor Ort das Gespräch mit der PGA Tour suchen, um gemeinsam Front gegen Greg Normans Operettenliga zu machen. Und, dass die DP World Tour gemäß der Devise „Wenn du sie nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihnen“ durchaus auch eine Zusammenarbeit mit LIV Golf nicht ausschließt. Nur, damit das mal erwähnt ist …

McIlroy: LIV-Überläufer haben ihr Wort gebrochen

Harry am Bag: Rory McIlroy gilt als „Stimme der Aufrechten“ wider die LIV-Umtriebe; manche unken schon, er sei für seine Solidaritätsstatements von der PGA Tour förmlich als Botschafter angeheuert worden. Doch der Nordire wird nach eigenem Bekunden vor allem von Enttäuschung über die Kollegen getrieben, die aktuell die Seiten gewechselt haben und bei Greg Normans Zaster-Zirkus mittun. Er habe mal gesagt, LIV Golf sei „im Arsch, bevor überhaupt der erste Ball geflogen ist“ und sich damit offenbar heftig getäuscht, wurde „Rors“ in Brookline gefragt. Und er musste zustimmen: „Ja, da lag ich falsch. Aber nur, weil ich mich darauf verlassen habe, dass alle ihr Wort halten, die sich im Februar zur PGA Tour bekannt haben. Doch wir müssen erleben, dass dieses Wort bei einigen nicht viel wert war.“

Was die US Open selbst angeht, so kann der 32-Jährige wieder auf die Stammbesetzung am Bag bauen. Caddie Harry Diamond, der während der RBC Canadian Open, bei seiner hochschwangeren Frau in Nordirland weilte, ist zum zweiten Mal Vater geworden und pünktlich zum Major wieder an McIlroys Seite, der mit dem Erfolg von Toronto zum Favoriten fürs Major avancierte.


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Justin Thomas und die Rivalitäten im Baseball

Fauxpas: Mit sportlicher Rivalität ist das so eine Sache, man denke nur an Bayern München vs. Borussia Dortmund oder, früher im Eishockey, an die rheinischen Erzrivalen Kölner Haie und Düsseldorfer EG. Da kann man als Fan ziemlich ins Fettnäpfchen treten. Und genau das ist Justin Thomas im Alter von neun Jahren passiert, wie der frisch gebackene zweifache PGA-Champion dieser Tage anlässlich der US Open im Speckgürtel von Boston erzählt hat. Der 29-Jährige, wiewohl in Kentucky geboren, ist dank seines Onkels nämlich ein Fan der Boston Red Sox in der Major League Baseball (MLB). Klar, dass man das entsprechende Trikot trägt, wenn man ein Match seiner Helden bei den New York Yankees besucht. Bloß blöd, wenn man dann im falschen Fan-Block sitzt: „Ich wurde ausgepfiffen und ausgebuht, bekam etliche Mittelfinger gezeigt“, erinnert sich Thomas. Mittlerweile ist er ein Golfstar und hat in diversen Baseball-Stadion Eröffnungsbälle geworfen – samt Beifall statt Buhrufen.


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Mickelson: Auf dem Platz „The People’s Player“

Bad in der Menge: Bei seinen Kollegen und in den Medien ist Phil Mickelson extrem umstritten – das Warum seiner ambivalenten Rolle zwischen LIV Golf und PGA Tour muss man an dieser Stelle nicht schon wieder aufrollen –, doch auf dem Platz ist der sechsfache Majorsieger, der heute 52 Jahre alt wird, nach wie vor „The People’s Player“. Wie dieses Video aus den Trainingstagen in Brookline zeigt, ist die Sympathie der Fans für „Lefty“ ungebrochen – und er genießt es:

Erzfeinde Murray und Na beim Major Spind an Spind

Konfliktpotential: War’s mangelndes Fingerspitzengefühl oder Absicht? Wer weiß, in der Umkleide des Country Club kommt es jedenfalls zu einer brisanten Nachbarschaftskonstellation. Denn die „ziemlich besten Feinde“ Kevin Na und Grayson Murray haben nebeneinander liegende Spinde zugewiesen bekommen.


Die beiden waren sich schon auf der PGA Tour nicht Grün, weil Murray sich an Nas gelegentlich betulichem Spiel aufhängte; und mit dem Wechsel des Letzteren in die LIV Golf Invitational Series nahm das Ganze noch mal Fahrt auf. „Niemand wird Dich vermissen“, rief Murray dem Profi hinterher, der beim Putten so gern seinen Bällen nachgeht und sie aus dem Loch klaubt, kaum dass sie gefallen sind. Das kann ja heiter werden …

Sean Jacklin auf den Spuren seines Vaters Tony

Wie der Vater, so der Sohn? Im US-Open-Feld sind jede Menge klangvolle Namen, das verwundert bei einem Major nicht weiter. Einen freilich kann man nicht unbedingt erwarten: Jacklin. In diesem Fall Sean Jacklin. 52 Jahre nach dem Triumph des englischen Ryder-Cup-Heroen Tony Jacklin bei der „Offenen Amerikanischen“ in Hazeltine National spielt nun der Jüngste seiner drei Söhne um den berühmten Henkel-Pott der USGA: Sean Jacklin (30), benannt nach Sean Connery, dem großen Mimen und Freund der Familie, löste im The Club at Admiral’s Cove in Jupiter/Florida das Ticket für Brookline – als Quali-Nachrücker. „Es war nervenzerfetzend“, sagt der 77-jährige Tony Jacklin, zudem „Champion Golfer of the Year“ 1969, der die Bemühungen des Filius daheim in Bradenton/Florida gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Astrid per Live-Scoring verfolgt hat: „Wir sind Loch für Loch ,mitgegangen’, haben einfach immer wieder auf Aktualisieren geklickt.“ Der gebürtige Schotte Sean Jacklin, dessen älterer Bruder Warren als ausgebildeter PGA-Professional die Golf Academy der Heitlinger Genusswelten im badischen Kraichgau leitet und überdies die Geschäftsführung des Resorts mit Golfplatz, zwei Hotels und  zwei Weingütern inne hat, ist es der erste Auftritt bei einem Major und der zweite Start auf der PGA Tour.

Foto: Tony Jacklin mit US-Open-Starter Sean (r.) und seinen Enkeln Philip (l.) und Patrick, den Söhnen von Warren Jacklin.

Tony Jacklin mit US-Open-Starter Sean (r.) und seinen Enkeln Philip (l.) und Patrick, den Söhnen von Warren Jacklin.

Das vergessene Loch:  Die fiese Vier ist gar nicht im Spiel

Überbaut: Diese US Open, sagt der fürs Set-up zuständige USGA-Direktor John Bodenhamer, „wird ein guter altmodischer Test“. Und dabei ist die schwierigste Bahn der 27 Löcher des Country Club gar nicht im Spiel. „Hospital“ ist bloß 297 Meter lang, aber zwischen Brocken und Bunkern ein echtes Biest. Der Abschlag ist ein blinder, einschüchternder Schuss bergauf, die Landezone bedrohlich eng mit felsigem Terrain auf der einen und einem Blick versperrenden Hügel samt zwei hintereinander angeordneten Sandhindernisse auf der anderen Seite, das Grün des Par-4 hat eine Fläche von gerade mal 204 Quadratmetern.

Noch beim Ryder Cup 1999 war das „fiese kleine Ding“ (Tom Lehman) eine gefürchtete Angelegenheit, „wo man ganz schnell ein dummes Bogey machen kann“, sagt Lehman, der bei der „Battle of Brookline“ zum US-Team gehörte. Doch die eigentliche Nummer vier auf der Scorekarte des Main Course ist heuer der Kombination mit einigen Löchern des Primrose-Platzes zum Opfer gefallen: Die 122. US Open wird auf dem Composite Course inszeniert; die eigentliche Bahn 5 wird dafür zur Vier, weil sonst die Wege zwischen den Löchern zu lang geworden wären. Und so verschwindet „Hospital“ im Schatten von Tribünen und abgestellten Truck-Aufliegern.

„Die Ankunft des Golf-Hooligans“

Wussten Sie: … das der diesjährige US-Open-Austragungsort auch Pate für einen eher unrühmlichen Begriff ist, der anlässlich des Ryder Cup 1999 im Country Club geprägt wurde. Was als „Battle of Brookline“ in die Golfgeschichte eingegangen ist, hat der renommierte US-Golfjournalist Alistair Cooke damals in einer Radiosendung als „die Ankunft des Golf-Hooligans“ bezeichnet; er meinte das unsportliche und übergriffige Verhalten des US-Teams und der amerikanischen Fans, die ihre Gäste aus Europa auf nie zuvor gekannte Weise provozierten, beleidigten und anpöbelten. Was heute so rund um Abschläge und Grüns an Blödheiten geblökt oder missliebigen Spielern entgegenbracht wird und offenbar als neue Fan-„Kultur“ grassiert, hatte damals seine Geburtsstunde.

Die Tumulte gipfelten am Schlusstag im Geschehen auf dem 17. Grün des Country Club, als der US-Jubel nach einem – fraglos sensationell – verwandelten Putt von Justin Leonard überkochte und die Spieler von Kapitän Ben Crenshaw, der eigentlich den Spitznamen „Gentleman Ben“ trägt, förmlich ausflippten, übers Grün liefen und Leonards Einzelgegner José Maria Olazàbal einen erfolgversprechenden Konter unmöglich machten. „Ollie“ verpasste seinen Putt denn auch knapp, der das Match und den Wettbewerb vor der finalen Bahn noch hätte ausgleichen können. Cooke nannte diesen 26. September hernach ein „Datum der Schande“.

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