Bei der Wegmans LPGA Championship sicherte sich mit Inbee Park eine Koreanerin den Major-Titel. Auch die Weltrangliste führt sie an. Mit Na Yeon Choi, Yani Tseng, So Yeon Ryu, Shanshan Feng, Jiyai Shin und Ai Miyazato befinden sich derzeit sechs weitere asiatische Golfspielerinnen in den Top Ten der Weltrangliste (Stand: 10.06.2013). Wie kommt es zu einer solchen Dominanz?
Se Ri Pak startet Golfboom
In Korea begann alles 1998, als Se Ri Pak die U.S. Open gewann. Das war die Initialzündung für den koreanischen Golfsport, der die nachkommende Generation inspirierte. Der Erfolg wurde aufgegriffen und stark gefördert. Es hat sich eine Frauengolfkultur in Korea entwickelt, die deutlich stärker ist als die der Männer.
"In Korea haben sie einen Golfbazillus. Sie ziehen die Jugend nach," sagt DGV-Sportdirektor Markus Neumann über die Situation im Fernen Osten. Kleine Mädchen kommen bereits im Kindergarten oder in der Schule mit dem Golfsport in Kontakt. Sie träumen davon, selber ein großer Golfstar zu werden. Die Unterstützung hierfür ist groß. Viele Familien investieren in die Golfkarriere ihrer Kinder und schicken sie auf Highschools und Colleges in den USA. Diese Entwicklung der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass die Koreanerinnen in der Weltspitze so zahlreich vertreten sind.
Trainingsmoral der Asiatinnen
Doch es sind nicht nur die Koreanerinnen, sondern allgemein die Asiatinnen, die der Konkurrenz das Fürchten lehren. Sie haben eine andere Einstellung zum Golfsport. Nichts geht über den Fleiß. Auf der Trainingrange sind die Asiatinnen mit Sonnenaufgang die ersten, aber eben auch bei Sonnenuntergang die letzten.
"Viele von ihnen haben bereits im Alter von 15 Jahren mehr Bälle geschlagen, als unsere deutschen Profis in ihrer ganzen Karriere", schätzt der ehemalige Bundestrainer der Damen, Marcus Neumann, das Trainingspensum der Asiatinnen ein. Dieser Trainingsfleiß ist ein entscheidender Faktor um das Grundrepertoir zu verbessern. Die Schlagtechnik beherrschen alle Golfprofis, doch oft fehlt es ihnen an Erfahrung. Die Asiatinnen verbringen viel mehr Zeit auf dem Golfplatz und sind durch das viele Training und die zahlreichen Wettkampferfahrungen oft im Vorteil gegenüber ihren Konkurrentinnen.
Tendenz nicht nur bei den Frauen
Was im Frauengolf eingeschlagen hat wie eine Bombe - viel Disziplin der aufstrebenden Nachwuchsgolferinnen und ausdauerndes Training auf dem Golfplatz - ist auch beim männlichen Pendant Praxis. Deren Erfolg hat sich jedoch noch nicht im gleichen Maße an der Weltspitze bemerkbar gemacht, weil gerade im Männergolfsport die Konkurrenz härter und die Luft für Leistungssteigerungen dünner ist. Aber auch hier zeigen sich erste Anzeichen, dass der asiatische Einfluss größer wird. Nachwuchstalente wie der jüngste Masters-Finalist aller Zeiten, der 14-jährige Guan Tianlang aus China, mischt bereits bei amerikanischen Turnieren auf der PGA Tour mit. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch bei den Männern eintritt, was bei den Frauen längst Phase ist.