Rory McIlroy nimmt sich die Zeit und resümiert seine letzte Saison. Bereits vor einem Jahr setzte er sich im Interview mit HSBC Sport ambitionierte Ziele mit einem für ihn neuen Blick auf seine sportlichen Leistungen. Ein Jahr später spricht er offen über diese Ziele und erklärt, warum es auch in Ordnung ist, nicht alles in einem Jahr zu erreichen.
"Es ist ok nicht alle Ziele direkt zu erreichen, vielleicht sogar in manchen zu scheitern"
Rory McIlroy wirkt mit sich und seinem Golfspiel im Reinen. Die Nachricht an seine Fans, "man erreicht nicht jedes Ziel, was man sich setzt. Manche nimmt man mit ins neue Jahr und das ist ok. Man soll aus seiner Komfort-Zone rauskommen, aber ohne sich dabei zu überfordern." Dabei spricht er die Ziele des letzten Jahres an. Der Rory McIlroy aus 2021 wollte seine Baustellen aufschlüsseln und gezielt einzeln angehen. Diese Herangehensweise unterstützt er auch heute noch, allerdings ist die schiere Menge an Dingen, die er in der Vergangenheit gerne erreicht hätte nicht in einem Jahr umsetzbar gewesen. Trotz dieser Einsichten hatte auch Rory McIlroy im letzten Jahr schlechte Tage und Turniere. Bei der DP World Tour Championship im letzten Jahr war Rory McIlroy auf einem guten Weg in Richtung Sieg, doch ab Bahn 15 seiner letzten Runde lief es nicht mehr. Was ihn heute daran ärgert waren nicht die schlechten Schläge, sondern seine Reaktion darauf.
McIlroy: "Der Ryder Cup war kurz vor meinem absoluten Tiefpunkt"
Die Herangehensweise des letzten Jahres zeigte bereits zu Begin der Saison erste Erfolge, McIlroy selbst sagte im Interview er habe solides Golf gespielt. Doch das Fiasko beim Kontinentalduell warf ihn zurück. "Ich würde nicht sagen, dass ich "den Tiefpunkt" erreich habe, aber es war schon ein Moment meiner Karriere wo ich wirklich erschüttert war." Doch auch aus diesem harten Rückschlag konnte Rory McIlroy etwas für sich ziehen. "Manchmal muss man scheitern, um Dinge klarer zu sehen." McIlroy nutze diesen Rückschlag um sich selbst zu reflektieren und zu beschließen, "man muss nicht versuchen jemand anders zu sein, sondern die beste Version einer selbst." Diese Botschaft kann man sich wohl so auf eine Motivationskarte schreiben.
Familie ändert die Sicht auf den Sport
So auch für McIlroy als junger Vater. Es sei eine andere Dynamik in seinem Leben, erzählt er. Früher musste er auf niemanden Rücksicht nehmen, weder als Einzelkind, noch danach als junger alleinstehender Sportler. Mit seiner Frau Erica und der Geburt seines ersten Kindes änderten sich auch die Prioritäten des Nordiren. Jetzt stehen für ihn Frau und Kind an erster Stelle, doch nicht in einer negativen Weise sondern er begrüßt diese Veränderung. "Ich hab in meinem Leben genug Bälle geschlagen, um jetzt auch mal eine Trainingsrunde auszusetzen."
Trotzdem überkommen ihn, gerade wenn er sich die jungen Profis anguckt, manchmal Schuldgefühle. Die Ambivalenz zwischen "Schuld" wegen fehlenden Trainingseinheiten und fehlender Familienzeit beschäftige ihn in der Vergangenheit, doch mittlerweile hat er herausgefunden "ohne diese Schuld ist mein Leben viel einfacher."
Es ist als würde er zwei Leben leben, zuhause dreht es sich um seine Familie und "um ehrlich zu sein, Erica [Erica Stoll, seine Ehefrau] hat zuhause das Ruder in der Hand" Im Gegensatz dazu steht sein Leben auf der Golfbühne.
"Ich lebe meinen Traum", sagte Rory vor einem Jahr und auch jetzt hat sich nicht viel geändert, an der Begeisterung für den Sport und das er jeden Tag seinen Traum leben kann. Auch wenn nicht immer alles gut läuft, "braucht man diese Tage. Manche Kernmomente meiner Karriere entstanden aus Enttäuschungen, aber es hat mir geholfen."