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Back Nine

Zweiter ist erster Verlierer: Oosthuizen entwickelt auch ein Major-Trauma

21. Jun. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

So dicht dran und am Ende doch wieder gescheitert. Louis Oosthuizen wird Zweiter bei den US Open 2021. (Foto: Getty)

So dicht dran und am Ende doch wieder gescheitert. Louis Oosthuizen wird Zweiter bei den US Open 2021. (Foto: Getty)

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Dieser Finalsonntag der 121. US Open hatte was von dem Kinderlied, dessen Titel aus Gründen der Korrektheit nicht erwähnt wird und in dem sich die Anzahl der Protagonisten, allesamt „People of Color“, Strophe um Strophe dezimiert. So ähnlich ging‘s in Torrey Pines zu. Erst erwischte es Co-Leader Russell Henley, später Brooks Koepka und Rory McIlroy, dann verlor sich Mackenzie Hughes in einem Baum und schließlich schaffte es auch Titelverteidiger Bryson DeChambeau nach einem Zwischenhoch nicht mehr, seine immer weiter rechts raus gefeuerten Schläge noch halbwegs kontrolliert aus dem Rough aufs Grün zu bringen. Am Ende blieb zu recht der fast fehlerfreie John Rahm übrig, nachdem sich auf der 17 auch Louis Oosthuizen per Bogey aus dem Titelrennen geschossen hatte.

Beim Südafrikaner entwickeln sich zweite Plätze bei Majors allmählich zu einem ähnliche Traum wie Phil Mickelsons sechs zweite Plätze bei der US Open. Auch „King Louie“ erreichte gestern die Marke des halben Dutzends Platzierungen als „erster Verlierer“, die er nach dem Gewinn der Open Championship 2010 auf dem Old Course zu St. Andrews hinnehmen musste. Und es war das zweite Mal in Serie nach der PGA Championship im Mai.

Davor hatte der 38-Jährige schon bei der PGA Championship 2017 in Quail Hollow sowie bei der Open Championship und bei der US Open 2015 (Old Course, Chambers Bay) jeweils den geteilten zweiten Platz belegt. In Erinnerung aber ist vor allem seine Sudden-Death-Niederlage beim Masters 2012, die der US-Linkshänder auf dem zweiten Extraloch auf dem zweiten Extraloch, der Zehn, mit einem unfassbar „krummen“ Wedge-Schlag einleitete. „Es ist enttäuschend und frustrierend, das Major wieder so knapp verpasst zu haben“, ließ Oosthuizen gestern den Kopf hängen. „So ein Turnier nimmst du nicht mal eben mit. Ich habe gutes Golf gezeigt, aber es war halt nicht gut genug, weil Jon [Rahm] großartig gespielt hat.“


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Hughes begräbt letzte Hoffnungen in einem Baum

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich“: Dieser Vers aus dem„Aschenputtel“-Märchen der Gebrüder Grimm kam einem in den Sinn, als Mackenzie Hughes gestern auf der Par-3-11 seine Hoffnung endgültig in die Wicken jagte, bei der Vergabe der US-Open-Trophy doch noch ein Wörtchen mitzureden. Statt Gold und Silber hätte dem Kanadier freilich sein Ball gereicht, den er vom Abschlag ins Gezweig eines Baums links vom Grün geschossen hatte – das mit dem Gold und Silber hätte dann ja noch kommen können. Doch so sehr die Fans „Shake the Tree!“ skandierten, die Murmel saß in einer Zweiggabelung und rührte sich keinen Millimeter; Hughes, zu der Zeit noch geteilter Zweiter mit zwei Schlägen Rückstand auf Louis Oosthuizen, musste droppen und ging zuguterletzt mit einem Doppelbogey vom Grün. Er war ganz eindeutig mehr erschüttert als der Baum, ließ drei weitere Schlagverluste folgen und belegte am Ende nach einer 77er-Runde mit Eins über Par fürs Turnier den geteilten 15. Platz.

Phil Mickelson, der Stühle-Rücker

Gentleman: Phil Mickelson und Jon Rahm verbindet eine langjährige Beziehung, die bis zu den Collegezeiten des Spaniers in den USA reicht. Da war für „Lefty“ selbstverständlich, den Ausgang des Majors abzuwarten und seinem einstigen Protegé als einer der ersten zu gratulieren – so, wie es Rahm seinerseits bei Mickelsons PGA-Championship-Triumph vergangenen Monat auf Kiawah Island seinerseits getan hatte.


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Zuvor freilich leistete der 51-Jährige auf der Driving Range moralischen Beistand per Präsenz sozusagen, als Rahm das Ergebnis von Louis Oosthuizen abwarten musste und in Erwartung eines möglichen Play-off noch ein paar Bälle schlug. Dabei erwies sich Mickelson als vollendeter Gentleman und besorgte eigenhändig Sitzgelegenheiten für Rahms Frau Kelley, geborene Cahill, die Söhnchen Kepa trug, und sich selbst. Ritterlich!


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Die US Open überzeugte, Torrey Pines nicht

Zwiespalt: Es war fraglos eine großartige US Open mit einem spannenden Finale und einem mehr als verdienten Sieger. Gleichwohl hinterlässt der Schauplatz Torrey Pines auch nach vier Tagen Top-Golf eher zwiespältige Gefühle: das Layout zu schlicht, das Design überschaubar bis simpel, siehe diese Ansicht der 08/15-Gestaltung von Bahn 9:


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Dazu schmale Fairways, fettes Rough und das gerade nachmittags unregelmäßig nachwachsende, die Spurtreue der Bälle beeinflussende Poa-Annua-Gras auf den Grüns als einzige Schwierigkeitsgrade – an denen genug Spieler scheiterten, keine Frage. Dennoch: Strategie, sich „über einen Platz zu denken“ (Bernhard Langer), war bei diesen Faktoren kaum notwendig, nicht zuletzt der Sonntag zeigt, dass die US Open auf den Grüns entschieden wurde. All dies befeuert die Diskussion über die Wehrhaftigkeit eines Golfplatzes gegenüber den Longhittern und die Bedeutung von Design generell, das bei den modernen Schlaglängen vielfach aus dem Spiel genommen wird – sofern denn überhaupt welches da ist, siehe Torrey Pines. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Einlassung des Ex-Professionals Steve Flesch zur wenig major‘esken Attitüde des diesjährigen US-Open-Schauplatzes:

Nächstes Jahr geht‘s übrigens nach Brookline/Massachusetts (The Country Club), anschließend in den Los Angeles Country Club, nach Pinehurst (No. 2), in den Oakmont Country Club, auf die Shinnecock Hills und danach auf die Pebble Beach Golf Links. 2028 ist noch frei – wie wär‘s dann erneut mit dem 2015er-Schauplatz Chambers Bay. Spektakel bietet das Geläuf am Puget Sund im US-Bundesstaat Washington per se genug, und die vor fünf Jahren so umstrittenen, von der USGA verhunzten Festuca-Grüns sind mittlerweile mit dem eigenwillig wachsenden Poa-Annua-Gras neu eingesät.

Davis und Whan: Wenn der Vorgänger mit dem Nachfolger plaudert

Stabwechsel: Diese 121. US Open war Mike Davis‘ letzte „Offene Amerikanische“, demnächst gibt der USGA-Boss die Kommandobrücke des amerikanischen Golfverbands an den neuen CEO und einstigen LPGA-Commissioner Mike Whan. Während Whan derzeit seine Nachfolgerin Mollie Marcoux Samaan einarbeitet und sich dann hinter den Kulissen auf seinen neuen Job vorbereitet, haben sich Davis und er schon mal zu einem kleinen, humorigen Schlagabtausch am offenen Mikrofon getroffen – Prädikat sehens- und hörenswert:

US-Open-Finaltag ist US-Vatertag

Feier-Sonntag: Auf der PGA Tour haben sie am amerikanischen Vatertag keine Zeit, mit Bier-Bike oder Bollerwagen durch die Gegend zu ziehen. Denn am dritten Sonntag im Juni haben Top-Golfer was anderes zu tun, da ist Finaltag der US Open. Während also gestern Jon Rahm und Co. um den Sieg spielten, zeigen wir hier stellvertretend ein paar namhafte Golfväter:


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Augusta National baut um

Guck mal, wer da buddelt: Im Augusta National Golf Club finden aktuell ganz offensichtlich Bauarbeiten statt. Die Luftaufnahmen zeigen den Bereich der Bahnen 11, 13 und 15, wo auf „White Dogwood“ (11) wohl etliche Bäume entfernt wurden/werden. Dem Vernehmen nach soll der Abschlag von „Azalea“ (13) nun doch nach hinten verlegt werden, um die ikonische Bahn beim Masters vor den Longhittern zu schützen, das entsprechen Stück Land hatte Augusta National schon vor geraumer Zeit vom benachbarten Augusta Country Club erworben. Wie gewohnt gibt es von den Granden in Grün selbst keinen Kommentar zu den Maßnahmen.


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Durchs Rough wie der Löffel durch die warme Butter

Aus alt mach neu: Wie war das mit dem fetten Kikuyu-Gras in Torrey Pines, das so manchen Schlag aus dem Rough wie aus zäher Pampe erscheinen ließ. Vielleicht hätten sich die Leidtragenden im US-Open-Feld zuvor mit den Paradeprodukt der US-Firma Cutter Golf „bewaffnen“ sollen, die ein löffelartiges Wedge auf den Markt gebracht hat, das ziemlich seltsam aussieht, aber durchs Rough flutschen soll wie ein heißer Löffel durch warme Butter – oder so.


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Natürlich ist das Instrument noch fehlerverzeihender – welcher neuer Schlägertyp ist das nicht, und es lässt den Spieler selbst schwierige Lagen spielend einfach meistern – sagen sie bei Cutter Golf. Eindeutig ein Fall für die Equipment-Testabteilung. Freilich, wie das meiste im Schlägerbereich, das als letzter Schrei der Ingenieurskunst gepriesen wird, war auch diese Schlägerform längst schon mal da:

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"Vorbild": Der "Philp Middle Spoon" entstand zwischen 1817 und 1856 in St. Andrews. (Foto: Michael F. Basche)

Ein Reigen der Reverenz an Old Tom

Zum Schluss: … soll noch mal des 200. Geburtstags von Old Tom Morris am vergangenen Mittwoch, 16. Juni, gedacht werden. Auf beinahe jedem Platz in Schottland und in beiden Irland fanden in den vergangenen Tagen Veranstaltungen zu Ehren des Golfpioniers und -patriarchen statt, beispielsweise in Royal Dornoch, wo gar teils mit fliegenden Schottenröcken und altem-Material gespielt wurde:

(Foto: Royal Dornoch)

(Foto: Royal Dornoch)

Oder man war im Home of Golf selbst zu Gast. Der St. Andrews Links Trust hatte gestern Teams aus 50 von Old Tom Morris konzipierten oder beeinflussten Golfanlagen zum Gedächtnisturnier „Old Tom 200 Invitational“ auf dem Old Course eingeladen.

Zu einer besonderen Begegnung kam es am Rande des „heiligen“ Geläufs. „7 and 8 The Links“ ist die Adresse von Old Tom Morris‘ ehemaligem Wohnhaus, wo er im Erdgeschoss seine Werkstatt betrieb und darüber gewohnt hat. Heute lebt dort seine Ururenkelin Sheila Walker über dem Golfladen „Tom Morris St Andrews“, und sie bekam an diesem besonderen Familientag Besuch von Gordon McKie, dem heutigen „Custodian of the Links“ aka Headgreenkeeper des Old Course, der mit einem Geburtstagskuchen zur Teestunden vorbeischaute:


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