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Golf Post Premium European Tour

Q-School der European Tour – So funktioniert die Knochenmühle

18. Mrz. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

De Wettbewerb bei der Q-School der European Tour ist hart und fordert alle Teinmehmer physisch und psychisch. (Foto: Getty)

De Wettbewerb bei der Q-School der European Tour ist hart und fordert alle Teinmehmer physisch und psychisch. (Foto: Getty)

In unserer Serie "Die European Tour mit Florian Fritsch" stellen wir mit Hilfe des ehemaligen Challenge- und European-Tour-Profis Florian Fritsch die Funktions- und Arbeitsweisen der European Tour dar. Das Gespräch mit dem Insider offenbart spannende Details und interessante Anekdoten.

Wie funktioniert die Q-School der European Tour

Bereits vier Jahre nachdem die European Tour gegründet wurde, startete 1976 auch die erste Qualifying School. Zunächst sollte das Turnier den Zugang zu den Montagsqualifikationen anstehender Tour-Events berechtigen. Es fand auf dem Foxhills Golf Club und dem Walton Heath Golf Club statt und war nach 72-Loch beendet. Heute ist die Q-School auf eine 252-Loch Veranstaltung über drei Stages angewachsen und findet auf Plätzen in ganz Europa statt. Auch der Preis, der den 28 Besten winkt, ist heute ein anderer: eine European-Tour-Karte der Kategorie 17 der Exemption Categories.

Die Modi der größten Qualifikationswettbewerbe sind kompliziert aber ähneln sich im Großen und Ganzen. Allerdings ist die Q-School der PGA Tour noch etwas größer und qualifiziert nicht direkt für die Tour, sondern für die Korn Ferry Tour.  „Auch bei der European Tour diskutiert man immer wieder, ob man nicht dem amerikanischen Modell folgen und eine Q-School für die Challenge und nicht mehr für die European Tour anbieten sollte“, erklärt Florian Fritsch.

Noch gibt es die Q-School der European Tour jedoch in alter Form. Zusammengefasst ist sie in drei Stufen unterteilt: Die erste Stufe besteht aus neun parallelen Turnieren über vier Runden, die in ganz Europa stattfinden. Die zweite Stufe besteht aus vier Turnieren über vier Runden, die auf verschieden Plätzen in Spanien ausgetragen werden. Die dritte Stufe oder Final Stage wird derzeit auf den Plätzen des Lumine Golf Clubs in Tarragona, Spanien, über nervenzehrende sechs Runden abgehalten.

Insbesondere das Finalturnier wird daher von vielen Experten gerne als 'Höllenritt' bezeichnet. Einfach ist der Gang durch die Q-School also keineswegs.

Fritsch: "Es geht nicht darum zu gewinnen"

„Man muss verstehen, dass es nicht darum geht zu gewinnen, sondern darum, sich zu qualifizieren“, erklärt Fritsch, der von 2008 bis 2019 beinahe jedes Jahr an der Q-School teilgenommen und es zumeist in die Final Stage geschafft hat. 2010 qualifizierte er sich als Sechster der Endrunde für die European Tour 2011. Er sagt, der Sieger sei genauso privilegiert wie der Spieler auf Platz 28. „Anders als bei einen normalen Turnier ist der Druck nicht bei den Top-5. Die Anstrengung ist bei denjenigen viel höher, die nach den ersten Runden auf Platz 20 bis 28 stehen. Plötzlich entscheidet ein Putt über 25 Meter über alles oder nichts.“

Erste Stufe

Teilnehmen dürfen alle Amateure, die ein Handicap von Null oder besser aufweisen. Jedes Jahr nehmen rund 1.000 Spieler an der ersten Stufe teil. 2019 waren es 1.063 Spieler aus 50 Nationen. Die Teilnahme kostet rund 2.000 Euro. Dies bedeutet ein nettes Zubrot im Geschäftsplan der European Tour.

Um die Masse der jährlichen Bewerber zu organisieren und große Reisen auf dieser Stufe zu vermeiden, sind die ersten beiden Stages in mehrere Turniere (Sections) aufgeteilt. In der ersten Stufe gibt es neun Sections, die an drei Standorten in England, jeweils einem Standort in Deutschland (Golf Flesensee), Frankreich, Italien, Österreich, Portugal und Schweden stattfinden. Nur rund ein Viertel der gemeldeten Spieler qualifiziert sich für die zweite Stufe. Wie viele genau weiterkommen können, hängt auch damit zusammen, wie viele European-Tour-Spieler oder ehemalige Sieger der Challenge Tour und Q-School, die ihre Tourkarten nicht behalten konnten, für die zweite Stufe anmelden. Denn diese Spieler können die erste Stufe überspringen und direkt in der zweiten Stufe der Q-School einsteigen.

Ein Deutscher Spieler, der es immer wieder ins Finale der Q-School geschafft hat, ist Florian Fritsch. Hier beim Abschlag in der Final Stage 2010. (Foto: Getty)

Ein Deutscher Spieler, der es immer wieder ins Finale der Q-School geschafft hat, ist Florian Fritsch. Hier beim Abschlag in der Final Stage 2010. (Foto: Getty)

Zweite Stufe

Die Teilnehmerzahl der zweiten Stage ist auf maximal 310 (meist 300) Spieler beschränkt, so dass meistens rund 175 Qualifikanten aus der ersten Stage aufsteigen und die restlichen Plätze durch Seiteneinsteiger gefüllt werden, die die erste Stufe überspringen durften.

Die vier Turniere der zweiten Stufe finden allesamt in Spanien statt. Gespielt wird über vier Runden. Weiter kommen nur rund 80 Spieler.

Der Weg auf die European Tour ist steinhart: Wer sich durch die zwei Stages gekämpft hat, genießt das Privileg, bei der Final Qualifying Stage mitwirken zu dürfen. Allerdings wird auch hier aufgefüllt. In dieser Phase kommen rund 80 Seiteneinsteiger dazu, die direkt an der Endrunde teilnehmen dürfen.

Endrunde

Die entscheidende Final Qualifying Stage der European Tour findet in der Regel über - scheinbar - unendlich lange sechs Runden auf dem Tour Course und auf den Plätzen des Lumine Golf Club, Tarragona, Spanien, statt. Aufgrund dieser zeitlich langen Dauer hat die Qualifying School auch ihren Ruf als Knochenmühle. Für den Golfer ist neben Ausdauer und Unnachgiebigkeit ein hohes Maß an Konzentration gefragt.

2019 nahmen 156 Spieler aus 28 Nationen an der Final Stage der Q-School teil. Jedoch ist mit Erreichen der Endrunde bereits einiges gewonnen. Selbst, wenn die Spieler den Cut nicht schaffen, erhalten sie eine Mitgliedschaft der Kategorie 16 auf der Challenge Tour.

„Es ist ein absolutes Wechselbad der Gefühle“, sagt Fritsch. Man treffe sehr viele Größen des Sports, die sich für das neue Jahr qualifizieren mussten. Gleichzeitig dürfe man nicht vor Ehrfurcht erstarren. „Man muss erst einmal seinen Platz finden. Ein starker Charakter und ein starkes Team können sehr hilfreich sein.“ 2010 qualifizierte sich Fritsch über die Q-School für die Tour und betont wie hilfreich dabei sein Caddie war.

Seine Frau Inga begleitete Florian Fritsch oftmals als Caddie. Hier zu sehen in der 6. Runde der Q-School 2010. (Foto: Getty)

Seine Frau Inga begleitete Florian Fritsch oftmals als Caddie. Hier zu sehen in der 6. Runde der Q-School 2010. (Foto: Getty)

„Meine Frau Inga war 2010 mein Caddie und hat das fantastisch geschafft. Wir spielten die sechste Runde und ich war klar außerhalb der qualifizierenden Top-25 [heute Top-28, Anm. d. Red]. Wir brauchten eine 65er-Runde, damit wären wir sicher durch. Und mir gelang ein Birdie nach dem anderen. Nach 15 Löchern war ich 5 unter Par bei 67 Schlägen. Das hätte unter Umständen auch gereicht, also wollte ich das Ergebnis jetzt sicher nach Hause bringen und sagte meiner Frau: ,Jetzt nur noch Eisen schlagen'. Aber sie erinnerte mich an unseren Plan. ,Wir brauchen eine 65er-Runde. Also spiel weiter nach vorne'. Es kostete all meinen Mut aber zahlte sich aus. Ich spielte ein Eagle an Bahn 7 des Stadium Courses in Catalunya und abschließend Par. Es war ein berauschendes Hochgefühl.“

Nur mit einer unglaublichen Energieleistung ist der Sprung unter die 28 besten "Absolventen" der Q-School schließlich machbar. Für diese steht am Ende eine Mitgliedschaft in Kategorie 17 der European Tour und eine Kategorie-5-Mitgliedschaft auf der Challenge Tour.

Diejenigen, die bei der Endrunde den Cut geschafft haben, das Turnier aber nur unterhalb Platz 28 beenden konnten, erhalten eine Mitgliedschaft der Kategorie 9 auf der Challenge Tour.

2019 konnte der Däne Benjamin Poke die Q-School gewinnen. Mit unglaublichen 25 Schlägen unter Par und sechs Schlägen vor dem dreimaligen European Tour Sieger Grégory Havret (-19) auf Platz 2, setzte sich der 27-Jährige durch. Mindestens genauso viel Respekt gebührt Jean-Baptiste Gonnet, der sich als 28. die Tourkarte sicherte. „Egal auf welchem Rang man es schafft. Einer von 28 Spielern aus knapp 1.200 Teilnehmern zu sein, ist ein sehr besonderes Gefühl“, resümiert Fritsch.

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