Am 01. Mail durfte auf den Golfanlagen Österreichs wieder gespielt werden. Trotz strikter Verhaltensregeln und Hygienevorschriften ein wichtiger Schritt für alle Golfspieler. Getrübt wird der verpätete Saisonstart allerdings für alle Spieler der Masters-Kategorie (65+). In einer Mail an die österreichischen Golfclubs hat der Österreichische Golf-Verband (ÖGV) angekündigt, dass die Mannschaftsmeisterschaft, die Internationale Einzel Meisterschaft und die Matchplay Meisterschaft der Masters in diesem Jahr ausfallen werden. Dort heißt es:
"(...) aus Verantwortung und aus größtmöglicher Vorsicht der am meisten gefährdeten Altersgruppe gegenüber, haben der ÖGV für heuer entschieden, die Mannschaftsmeisterschaften, die Int. Einzel Meisterschaft und die Matchplay Meisterschaft der Altersklasse Masters 65+ ersatzlos zu streichen. Wir bitten um Verständnis und hoffen im nächsten Jahr diese beiden Meisterschaften wieder austragen zu können."
Nikolaus Zitny, Sportdirektor des ÖGV, bestätigt die Entscheidung seines Verbands: "Zu den Turnieren würden Golfer auf Einladung des ÖGV aus ganz Österreich anreisen. Die Verantwortung dafür, dass hernach aufgrund unserer Einladung Ansteckungen in einer gefährdeten Altersgruppe zu verzeichnen sind oder sogar jemand stirbt, wollen und können wir nicht übernehmen." Man habe auch Turniere anderer Altersklassen absagen müssen, für die im nunmehr erstellten Notfallplan für eine verkürzte Saison kein Platz war. Für die noch stattfindenden Turniere habe der ÖGV besondere Verhaltenregeln aufgestellt, die auf den Umgang der Golfer untereinander und die Kontaktminimierung zielen.
Die abgesagten Senioren-Turniere hätten im Spätsommer und Anfang Herbst stattfinden sollen. "Im vergangenen Jahr haben am Einzelturnier 30-40 Personen teilgenommen, beim Mannschaftgolf rund 20 Mannschaften à vier Spieler", erklärt Zitny. Es sei also kein riesiges Event, das abgesagt werde, es gehe aber um den Schutz einer gefährdeten Altersgruppe.
Schutz einer gefährdeten Altersgruppe oder Diskriminierung?
Georg Breisach, Präsident und Geschäftsführer des GC Schloß Frauenthal und selbst ehemaliges Mitglied des ÖGV, sieht das anders. Die Entscheidung des ÖGVs sei diskriminierend und inakzeptabel und zudem unsinnig, da die Turniere nur auf Bundesebene abgesagt würden, die äquivalenten Turniere der Landesverbände aber wie geplant stattfinden werden. Auch spreche eben die geringe Größe der Turniere dafür, dass sie unter strikten Hygiene-Auflagen stattfinden könnten. Am meisten stört Breisach aber das Vorgehen des ÖGV: "Einen Tag vor Eröffnung der Golfplätze, bekommt man ein lapidares Mail. Menschen unter 65 Jahren gesteht der ÖGV noch freie Entscheidungen zu. Wir, die Menschen über 65 Jahren, sind aber nicht vertrottelt, sondern durchaus fähig eigene Entscheidungen bezüglich unseres Verhaltens in dieser Krise zu treffen. Wir brauchen niemanden, der uns unter dem Deckmantel des ,Wir schützen euch' aus dem sozialen Leben drängt", so Breisach. Der Facharzt für Intensivmedizin und auch Kinderarzt weist zudem darauf hin, dass Schmierinfektionen unter freiem Himmel kaum möglich seien.
Es geht Breisach nicht allein um die Absage der Turniere. Er beobachte ein generelle Tendenz in der öffentlichen Diskussion, Senioren in der Coronakrise zum vermeintlichen Schutz in ihrer Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit beschränken und von sportlichen Wettkämpfen aussperren zu wollen. "Diese Form der Altersdiskriminierung ist herabwürdigend und unethisch. Vergessen Sie nicht, dass 50 Prozent der Golfer über 60 Jahre alt sind", gibt Breisach zu bedenken.