Wer kennt es nicht... das Erste, was ein Festlandeuropäer nach seiner Landung auf der "Insel" macht, ist seine Uhr um eine Stunde nach hinten zu drehen. Schon auf der kurzen Fahrt raus aus London hin zur Heimatstätte der European Tour im mondänen Wentworth Club wird jedoch klar, hier ticken noch ganz andere Uhren anders. In illustrer Nachbarschaft zu Windsor Castle und der legendären Pferderennbahn von Ascot, eingebettet in die grüne Hügellandschaft Südwest-Englands, befindet er sich - der Wentworth Club.
Ist es eine Burg? Ist es ein Clubhaus?
Von der London Road geht es über den Wentworth Drive hinein in eine andere Welt. Eine enge Straße windet sich Richtung Clubhaus. Zu beiden Seiten erhascht man hier und da einen kurzen Blick auf die großzügigen Anwesen. Auch der südafrikanische Golfprofi Ernie Els besitzt hier eine Villa und hat damit wie die European Tour zur jährlichen BMW PGA Championship im wahrsten Sinne des Wortes ein Heimspiel.
Weiter geht es quer über das eine oder andere Fairway und dann taucht es auf... Ist es eine Burg? Ist es ein Clubhaus? Eins steht fest, es ist ein imposantes Bauwerk, das oben auf dem Hügel mit Panoramaaussicht über die Anlage thront. Dass ein glänzender Rolls-Royce vor der Tür steht, verwundert nicht wirklich. Dann doch eher die Tatsache, dass hier oben außer Driving Range und erstem Abschlag nicht viel auf einen Golfclub mit gleich mehreren Kursen hindeutet.
Das Alter des Kurses bedingt bis heute dessen Gestaltung und führt diesen, wie bei vielen britischen Golfplätzen üblich, erstmal weit vom Clubhaus weg, bevor die Golfer am 18. Grün landen und zu ihrer "Burg" hochgucken.
Wentworth Club lebt Golfgeschichte
Im Inneren entpuppt sich das Herz des Wentworth Club als wahres Museum. Nach wenigen Schritten zieren Schläger unterschiedlichster Epochen die Wände - die Wentwort Hall of Fame. Angefangen beim "King" Arnold Palmer bis hin zu Bernhard Langer, zahlreiche Sieger großer Turniere aus den vergangenen Jahrzehnten sind hier mit ihrem "Arbeitswerkzeug" verewigt und gleichzeitig ein Spiegel der internationalen Bedeutung von Wentworth.
Überall hängen Bilder, Auszeichnungen oder gerahmte Anleihen, welche die Anfänge des Golfplatzes aufzeigen und in alte Zeiten zurückblicken. Flankiert werden sie von Vitrinen zur Zurschaustellung diverser Trophäen. Und wo nichts an den Wänden hängt, dort sind sie zu Ehrentafeln umfunktioniert. Listen über Listen von Siegern aller erdenklichen Wettbewerbe der Clubgeschichte, fein säuberlich auf Holzvertäfelung aufgeführt. Und dann ist da natürlich noch die Liste derjenigen, denen ein Hole-in-One im Wentworth Club glückte.
Nur gut für jeden neuen Assschützen, dass sich die große Bar des Clubhauses direkt daneben befindet. Die Anwesenden können also direkt gebührend auf das Kunststück anstoßen und die Korken knallen lassen.
Spieler und Golffans kommen immer gerne wieder
Auch wenn Golf eigentlich im Vordergrund steht, so leistet das sogenannte "19. Loch" im Wentworth Club sichtbar allen Ansprüchen Genüge. Apropos Genüge leisten... für die nötige Entspannung ist übrigens auch außerhalb der "Burg" gesorgt, können die Mitglieder von der Terrasse aus quasi direkt in den Swimming Pool springen.
Wenig verwunderlich also, dass die Profis der European Tour gerne zur BMW PGA Championship reisen, und das nicht nur, um einen anspruchsvollen Golfplatz spielen zu dürfen. Zusammen mit den zahlreichen (jungen) Zuschauern und einem bunten Programm, welches 2017 dank Auftritten von Status Quo oder den Kaiser Chiefs die Bühne rockte, ist man im Wentworth Club tatsächlich in einer anderen Welt. Und in anderen Welten ticken die Uhren gewöhnlich anders.