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Panorama

Das ideale Golfgeläuf: Eine Runde mit „18 Inspirationen“

08. Jun. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Oakmont Country Club, Schauplatz der US Open und "schwierigster Platz in den USA." (Foto: Getty)

Oakmont Country Club, Schauplatz der US Open und "schwierigster Platz in den USA." (Foto: Getty)

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Nächste Woche ist US Open, die 116., und zum neunten Mal findet das Major im Oakmont Country Club statt, von dem Jordan Spieth sagt, es sei „der schwierigste Platz in den USA, der härteste Golftest, den man sich vorstellen kann“. Genau so wollte es die Familie Fownes, die Oakmont 1903 erschuf und für ihr Design das Credo ausgab: „Ein schwacher Schlag ist ein unwiderruflich verlorener Schlag.“ Oder wie es „Golf Digest“ nennt, das Oakmont permanent in den Top-Fünf der US-Kurse listet: „Das Ziel beim Bau dieses Platzes war es, nahezu jeden zu demoralisieren, der ihn spielt.“ Es ist nicht überliefert, ob‘s am gestalterischen Sadismus lag, dass Henry Fownes nur dieses eine Werkstück abgeliefert hat, ein fast unspielbarer Parcours freilich ist weder Sinn noch Grundlage des Spiels.

Fairer Test für jede Spielstärke

In der Branche gilt gemeinhin die Devise, dass „Erfolge im Golf ausschließlich Ergebnis eines fairen Tests der Fähigkeiten des Spielers“ sein sollten, wie es der arrivierte amerikanische Architekt Dr. Michael J. Hurdzan formuliert hat. Und dafür steht dem versierten und kreativen Designer eine umfangreiche Klaviatur an Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die simple Variante des Schwierigkeitsgrads kann jeder: Fairways noch länger als lang, winzige Grüns, hohes Rough, jede Menge Hindernisse in den Spiellinien, möglichst kurz mähen und ordentlich austrocknen lassen, das bringt monströse Ratings, hat indes mit feinem Design nichts zu tun. „Eine Golfrunde sollte 18 Inspirationen bieten“, hat der große Albert W. Tillinghast seiner Zunft schon Anfang des 20. Jahrhunderts ins Stammbuch geschrieben.

Dafür spielt der virtuose Designer mit dem Wind und jongliert mit der Spielstärke der künftigen Nutzer, er arrangiert Spiellinien und Hindernisse entsprechend der vorherrschenden Windrichtung, schafft Topographie, wo vorher keine war, und kreiert attraktive Aufgaben für jedes Handikap, von den hinteren Tees ebenso wie von den vorderen Abschlägen. Auf guten Plätzen gibt es derer sowieso nicht bloß zwei, und eine ordentliche Flexibilität – so lautet die Faustformel – ist erreicht, wenn in der Gesamtdistanz 1.800 Meter zwischen „Weiß“ und „Orange“ liegen.

Ein Platz braucht Alleinstellungsmerkmale

Ja, das ist alles abhängig vom Geld, klar, aber 08/15-„Wiesen“ haben keine Zukunft, ungeachtet all der reflexhaften Forderungen nach simplen, billigen, erreichbaren Anlagen zur Befeuerung des breiten Golfinteresses. Golf hat‘s eh schwer genug, darbt im Wandel der modernen Gesellschaft und ihrer schnelllebigen Freizeitkultur, auf Dauer ist niemand zufrieden mit lediglich irgendwas Grünem. Ein Kurs braucht Alleinstellungsmerkmale, die ihn zum „Must Play“ avancieren lassen. „Mach‘ etwas besonderes, und die Leute kommen!“, dieser Satz des US-Golfplatz-Visionärs Mike Keiser (Bandon Dunes) hat universelle Gültigkeit.

Allerhand Aspekte stehen im Lastenheft des Architekten, der was auf sich hält. Wie ein roter Faden allerdings zieht sich der ominöse Terminus des „Shot Value“, Verschiedenheit und Schwierigkeit und damit die Wertigkeit eines Schlags, durch die Parameter für gelungenen Design.

Vielseitiges Schlagrepertoire belohnen

"Shot Value": Die Verschiedenheit und Schwierigkeit von Schlägen und ihre Verteilung über 18 Loch im Balkendiagramm. (Foto: Dr. Michael J. Hurdzan)

"Shot Value": Die Verschiedenheit und Schwierigkeit von Schlägen und ihre Verteilung über 18 Loch im Balkendiagramm. (Foto: Dr. Michael J. Hurdzan)

Kurz gefasst sollen Längenvielfalt innerhalb eines Lochs und der Löcher insgesamt sowie variantenreiche Gestaltung von Zielbereichen dazu führen, dass alle Schläger im Bag verwendet und überdies in verschiedenen Schlagvarianten eingesetzt werden müssen, ganz gleich, wie es um die individuelle Spielstärke bestellt ist. Das Ziel ist, ein vielseitiges Schlagrepertoire zu belohnen. Visualisieren lässt sich das in Balkendiagrammen (siehe Abbildung).

Dafür wird der Planer zum Statistiker. Es gibt beispielsweise Tabellen über die durchschnittlichen Längen und die Zielgenauigkeit von Scratch- und von Bogey-Golfern. Die Werte fließen in Bahnenabfolge und die Verteilung der Pars ein, sozusagen in die Partitur des Platzes und seiner Höhepunkte, vor allem jedoch in die Form, Platzierung und Schwierigkeit von Hindernissen, Landeflächen, Anspielwinkeln und Grüns.

Salopp formuliert liegen Bunker dann so, dass sie bei geringer Streuung des Balls vermeidbar, bei deutlichen Abweichungen gleichwohl signifikant im Spiel sind. Egal, ob der Bogey-Golfer das Grün mit einem längeren Schläger erreichen will, oder der Scratch-Spieler von einer anderen Linie aus die Fahne per kurzem Eisen attackiert.

Das Ergebnis einer derartig subtilen und detaillierten Konzeption ist ein abwechslungsreiches und faires Geläuf für Golfer allen Kalibers – auch wenn‘s wohl nie zu einer US Open reicht…

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