Wer über die Zukunft des Golfspiels sinniert, der denkt an die Verjüngung eines Spiels, das in seinem althergebrachten Gefüge mächtig in die Jahre gekommen ist. Jedenfalls, wenn man nicht nur die „Best Ager“ auf die Fairways bringen will, sondern Kids, junge Berufstätige, Familien. Da muss es „cool“ sein und der Zeitaufwand überschaubar, ein schneller „Kick“ ist im modernen Freizeitverhalten gewünscht, „Action“ wird gefordert. Wenn schon langwieriges Erlernen unabdingbar ist – Bälle kicken, werfen oder pritschen ist halt in der Grundfertigkeit deutlich simpler –, dann wenigstens nicht in der verstaubten Atmosphäre einer klassischen Driving Range, landauf landab das Stiefkind der meisten Golfanlagen, allen „Pimp your Range“-Impulsen und -Ideen zum Trotz.
Gesellschaftlicher Entwicklung folgen
Auf dem Platz geht das „Dilemma“ weiter: Loch reiht sich an Loch, fünf bis sechs Kilometer lang, vorne trödelt überdies ein Viererflight, schon sind genau so viele Stunden futsch. Egal, ob neun oder 18 Bahnen gespielt werden, in der heutigen Freizeitkultur ist Golf ein reliktischer Anachronismus. Schon vor geraumer Zeit hat Rory McIlroy gefordert: „Man sollte Wege finden, um Golf zu beschleunigen!“ Und Giles Morgan, Top-Manager beim Golf-Großsponsor HSBC, monierte neulich, Golf halte der gesellschaftlichen Entwicklung nicht stand: „Das Potential und die Vielfältigkeit des Spiels sind niemals vollständig realisiert worden.“ Dabei, so Morgan, „wären zeitlicher Aufwand und Spielformate den modernen Bedürfnissen relativ einfach anzupassen“.
Jedes Loch-Trio als eigener Design-Typ
Wie so ‘was aussehen könnte, findet sich beispielsweise in der Schublade von Peter Merck. Der Chef der „Golf Lounge“ in Hamburg hat seine Philosophie vom Golfsport als Erlebnis konzeptionell ins Grüne verlagert. „Golf Lounge Country“ nennt sich das Planspiel, die Golfanlage als „Eventlocation“ neu gedacht, unkompliziert, abwechslungsreich und – bei Bedarf – mit geringem Zeitaufwand. „Golf tatsächlich erleben musst du letztlich auf dem Golfplatz“, sagt Merck, der sich nicht nur aus geschäftlichem Antrieb sehr viele kluge Gedanken um das Spiel macht.
18 Löcher hat auch Mercks „Golf Lounge Country“-Platz, aber jeweils drei Bahnen haben ihre ureigene Design-Typologie: ein Terzett im Linksstil, drei als „Lakes Course“, eine Trilogie namens „Night & Day“ mit Flutlicht, dazu, „Adventure“, „Country“ und „Family“. Sechs mal drei Löcher in unterschiedlicher Ausgestaltung eben, aneinander grenzend, zwischen 140 und 170 Meter lang, alle drei Löcher wechselt die Charakteristik, so kommt Abwechslung ins Spiel. „Mit einem einzigen Greenfee lassen sich verschiedene Kurse erleben“, betont Merck. Der Clou aber ist, dass jedes Trio am zentralen Parkplatz beginnt und nach rund 20 Minuten dort wieder endet. So kann sich der Golfer je nach Gusto und verfügbarer Zeit seine passende Runde zusammen stellen, via App und QR-Codes wird das Ganze erfasst und geregelt.
Ideal für den golferischen Familienausflug
Zum Feierabend mit dem Kollegen ein „flotter Dreier“ Linksgolf“? Kein Problem! Sonntag früh vor dem Brötchenholen ein „Quickie“ über sechs Löcher auf „Lakes“ und „Country“? Passt! Ein Neun-Loch-Spaßturnier oder die „volle Dröhnung“ über 18 Loch? Klar doch! Der Variantenreichtum ist enorm, Abwechslung und Unterhaltsamkeit sind garantiert. Vielleicht sogar in zwei oder drei Etappen. Mit Päuschen zwischendrin. Denn natürlich gehören Biergarten, Lounge mit Bar und Event-Hütte zum Konzept, ebenfalls mittig positioniert, Driving Range und die sonstigen Übungseinrichtungen sowieso.
Nicht zuletzt bewirbt sich „Golf Lounge Country“ für einen „spannenden“ (Merck) golferischen Familienausflug. „Eine gemeinsame Runde Golf auf dem ,Adventure‘ oder dem ,Family Course‘, danach Brotzeit oder Blechkuchen im Biergarten und anschließend eine kleine Trainingseinheit auf der Range“, heißt es in der Konzeptbeschreibung. Notfalls können sich die Kids auf dem Minigolfplatz amüsieren, während Mama und Papa den letzten Eimer Bälle verfeuern oder bloß den Sonnenuntergang genießen.
Noch ist diese schöne neue Golf-Welt eine Vision. Aber wenn es heißt „Neue Golfer braucht das Land“, dann müssen auch wirklich innovative, unkonventionelle Wege her!
Muss denn wirklich aus allem ein Event werden? Ich schließe mich den Aussagen meiner Vor-Poster hier an: ich glaube nicht, dass man damit auf Dauer mehr Golfer gewinnt. Ich glaube auch nicht, dass die lange Rundendauer Nichtgolfer abschreckt oder dass die die normalen Golfplätze zu langweilig finden. Die meisten haben gar keine Ahnung, wie lange eine Runde dauert und haben einen Golfplatz noch nie von Nahem gesehen.
Was wir bräuchten, wären einfach niedrigere Einstiegshürden. Das schon erwähnte Swingolf ist eine solche Möglichkeit, oder auch einfach die in England so verbreiteten Pitch&Putt Kurse, also Kurzplätze, die sich ohne große Einführung und ohne Platzreife etc. spielen lassen. Das läuft da echt wie hier beim Minigolf: man holt sich am Kiosk ein Sandwedge, einen Putter und eine Scorekarte und los geht’s. Kann jedes Kind und jeder Rentner, fühlt sich aber schon richtig „golfig“ an. Manchmal ist auch gleich eine kleine Golfschule angeschlossen.
In Bad Bodenteich in Niedersachsen gibt es im Kurpark z.B. eine 9-Loch Crossgolf-Anlage mit ähnlichem Prinzip. Kostet fast nix (ich glaub 2 oder 3 Euro die Runde inkl. Schläger- und Ballausleihe), macht Spaß und eventuell dann Lust auf mehr.
Von solchen Angeboten brauchen wir mehr. Dann probieren auch mehr Leute mal Golf aus. Denn trotz aller Schnuppergolf und PlayGolfHaveFun Aktionen, die Hemmschwelle, einfach mal so zu einem Golfclub zu gehen, der sich im Alltag hinter Zäunen und „Privat“-Schildern versteckt, die ist erstmal ziemlich hoch.
Swingolf ( http://www.swingolf-hamburg.de/home ). Mal über den Tellerrand schauen. Das könnte ein „Einstieg“ in den Golfsport sein. Etwas bessere Grüns, etwas mehr „Hindernisse“, noch ein „Clubhaus“ und fertig ist die Eventlocation für Golf. Ein Schläger, größerer Ball und größere Löcher. Ich kann nur sagen; Das macht Spaß! Es ist für Kinder und Anfänger so was wie großes Minigolf.
Hallo Herr Basche,
Interessant ihr Artikel, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sich das Konzept von Herrn Merck so durchsetzt.
Der Golfer braucht KEINE Eventlocation um Golf zu spielen.
Ganz im Gegenteil, er will seine Ruhe, die Natur genießen, und sich auf sein Spiel konzentrieren.
Ich brauche keinen Action und schon gar keine Minigolfanlage oder eine Après Hütte an der Golfanlage! Das ist der absolute Alptraum!
Wer Abwechslung beim Golfen sucht hat unzählige Möglichkeiten; nämlich einfach verschiedene Golfplätze zu spielen. Und jeder neue Platz ist eine Herausforderung!
Klar ist es witzig 3 Löcher LinksCourse, 3 Löcher Lakecourse etc.zu spielen, aber jeder Golfplatz hat seinen eigenen Charakter, den der Golfplatzarchitekt festlegt.
So ein Mischmasch Course, der von jedem ein bisschen hat, hat kein Gesicht.
Wartezeiten auf dem Golfplatz wird es immer mal wieder geben, das ist leider so…und die gibt es auch wenn ich im Voraus per App reserviert habe.
Ein Picknick nach 9 Loch ist das klassische Halfwayhouse, was Standard ist in USA, Südafrika und auch Im GC Fontana in Österreich(!)
Das ist eine schöne Sache, die wir vor Ort immer sehr genießen – bei den Temperaturen in Deutschland und/ oder auch aufgrund von Zeitmangel der Golfer ( vor allem der Berufstätigen, Schülern und Studenten) hat sich das bisher nicht durchgesetzt.
Zudem können ganz schnelle Flights am Halfwayhouse überholen, und es geht entspannt weiter.
Zudem gibt es wirklich schon genügend Golfplätze in Deutschland, und da geht es dem ein oder anderen gar nicht gut, aus welchen Gründen auch immer.
Das Geld könnte meiner Meinung nach sinnvoller ausgegeben werden – Hamburg hat schon so wirklich iede Menge zu bieten.
Und billig wäre ein Besuch einer Familie mit 2-3 Kindern in dieser Anlage sicher auch nicht.
Hallo Frau Grau,
Ich kann mich Ihnen im wesentlichen nur anschließen. Die vermutlich meisten Golfer, die heute Golf spielen, mögen Golf deshalb, weil es so ist wie es ist (von dem Slow Play mal abgesehen).
Ich würde den Erolg einer solchen Anlage (oder Anlagen wie Top Golf) nicht absprechen wollen. Jedoch erscheint mir der Schluss, dass durch so eine Anlage auch die anderen Golfclubs mehr Zulauf erhalten (und nur das würde ich als einen Aufwärtstrend für den Golfsport betrachten), für mehr als gewagt. Mal abgesehen davon, dass der Kulturschock für jemanden, der nur Top Golf kennt und dann ich einen Club kommt, ziemlich groß sein dürfte.
Wenn also jemand so einen Plan in der Schublade liegen hat und ihn umsetzen möchte, dann wünsche ich ihm viel Erfolg. Ich würde mir so eine Anlage sicher auch anschauen wollen (das Top Golf Konzept gefällt mir sehr). Aber letztlich schätze ich meine Runde mit Freunden auf dem heimischen Golfplatz.
Übrigens ist das Halfwayhouse in den USA leider nicht Standard. Zumindest auf den öffentlichen Plätzen im Silicon Valley sucht man so etwas vergebens. Die Anlagen dort kennen im allgemeinen auch kein Clubleben. Man geht hin, zahlt, schlägt sich ein falls es eine Driving Range gibt (was nicht selbstverständlich ist) und geht dann auf seine Runde. Aber genau das macht den Zugang so einfach. Jeder kann spielen. In Straßenklamotten wenn’s beliebt. Nur billig ist der Spaß leider auch nicht (außer man bucht über Schnäppchen Apps wie GolfNow). Aber ich schweife ab.
Ich frage mich häufig in dieser Diskussion, warum der Golfsport eigentlich Zuwachs braucht. Wem nutzt dies? Doch nur dem DGV und seinen Mitgliedern, oder? Welcher Golfer profitiert von mehr Golfern? Klar ist es schön, wenn mehr Leute denselben Sport betreiben und der Sport somit mehr „Wichtigkeit“ erfährt. Macht mir die Runde auf dem Platz deshalb mehr Spaß? Vermutlich nicht, denn es wird voller werden. Spare ich dadurch Geld? Sicherlich auch nicht bzw. nicht signifikant. Wenn sich der Golfsport nach Trends richtet und schnelllebiger wird, geht das verloren, was Golf ausmacht. Nämlich gerade keine Trendsportart zu sein. Hatte ich schon erwähnt, dass mir Golf so gefällt wie es ist? Wem Golf zu langweilig oder spießig ist, der soll sich eben eine andere Sportart suchen.
Hallo Frau Grau,
da Sie mich persönlich angesprochen haben, möchte ich mich auf diesem Weg für Ihre umfangreiche Einlassung bedanken: Ansatz unserer diesbezüglichen Beiträge (siehe auch Top Golf) ist es, Ideen und mögliche Innovationen für den Golfsport der Zukunft darzustellen. Dass unterschiedliche Konzepte auch unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, liegt fraglos in der Natur der Sache; die Diskussionen und Debattenbeiträge zum Thema „Golf Lounge Country“ hier und an anderen Stellen zeigt dies – auch in seiner Ambivalenz – sehr deutlich.
Beste Grüße
Golf Lounge Country ist eine nette Idee…aber für welche Zielgruppe soll das sein? Für die Dauer doch wohl überwiegend für Event-Golfer etc.
Der „richtige“ Golfer will sicher nicht nur Par3 Löcher spielen, auch wenn diese interessant gestaltet sind und sicher mal ein Versuch wert sind.
Mit dem Driver permanent auf der Driving-Range zu arbeiten ist nun auch nicht der wahre Jakob. In und um Hamburg haben wir schon sehr gute Golfplatzanlagen.
Um den Golfsport für die breite Masse zu entwickeln, kann das ein Konzept sein, allerdings nur um den Einstieg zu realisieren, oder für´s Kurzspiel. Golfen ist Bewegung und das ist auch das schöne und gesunde am Golfsport.
HAMMER!!!