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Ryder Cup

Der Ryder Cup 2022: Bad Saarow und die Konkurrenz

30. Apr. 2015 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Der Faldo Kurs in Bad Saarow würde die europäische Tradition des Links-Golf beim Ryder Cup beibehalten. (Foto: Getty)

Der Faldo Kurs in Bad Saarow würde die europäische Tradition des Links-Golf beim Ryder Cup beibehalten. (Foto: Getty)

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Das Rennen um den Ryder Cup 2022 wird langsam ernst. Nachdem sich die deutsche Delegation um Marco Kaussler dazu entschlossen hat, mit dem Faldo Course in Bad Saarow ins Rennen zu gehen, stand auch schon die erste Stippvisite der britischen Offiziellen an, denen Richard Hills vorsitzt. Bis zum 30. April mussten alle relevanten Unterlagen für die Bewerbung der britischen Ryder Cup Limited übergeben werden, die aufgrund dieser Planungen und der Eindrücke bei ihren Besuchen über die Vergabe entscheiden wird. Die endgültige Benennung des Gastgebers für 2022 wird im Herbst dieses Jahres erwartet.

Dennoch lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Portfolios der verbliebenen Mitbewerber zu werfen - Dänemark, die Türkei und Portugal hatten ja bereits im Vorfeld die Segel gestrichen. Auf den ersten Blick wird klar: Die Länder, die noch im Rennen sind, haben ihre Hausaufgaben gemacht. Spanien bietet eine tolle Infrastruktur und einen starken Platz, Österreich kann auf die Unterstützung der Politik zählen, Italien hofft auf eine Mode-Ikone. Und Deutschland?

Deutschland will mit einem Sir überzeugen

Deutschland schickt Bad Saarow in die Arena, und zwar den Faldo Kurs des Sporting Club Berlin. Es ist der einzige Kurs des britischen Ryder-Cup-Helden Sir Nick Faldo auf deutschem Boden und er gilt als echter Brocken. Schon einige Male haben hier internationale Turniere stattgefunden, was allerdings schon mehr als ein Jahrzehnt her ist. Der Platz wird mit der Hilfe von Faldo persönlich auf Vordermann gebracht, mit besonderem Fokus auf den Endspurt ab Bahn 15. Die 18 als Highlight reicht da nicht, im Matchplay werden viele Matches schon früher entschieden.

Wo sich die Baustellen der deutschen Bewerbung befinden - abgesehen von der nicht enden wollenden Geschichte um den Berliner Flughafen, 2022 sollte aber doch irgendwie machbar sein - liegt ebenfalls auf der Hand: Die Infrastruktur. Aus dem Zentrum Berlins ist es mit dem Auto über eine Stunde Fahrt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln sogar über zwei Stunden. Die nächste Autobahnausfahrt ist 40 Kilometer entfernt. Insgesamt hat Deutschland wohl trotzdem gute Aussichten, jetzt kommt es darauf an, wie die Ryder Cup Limited das geplante Park & Ride-Konzept aufnimmt.

Österreich bezüglich Ryder Cup 2022 ambitioniert

Österreich geht derweil mit dem Fontana GC ins Rennen, im Herzen der Alpenrepublik vor der Toren Wiens. Die Verantwortlichen des Clubs sind sehr ambitioniert. Gegenüber dem Golf Magazin sagte Clubeigentümer Siegfried Wolf, der notwendige Platzumbau sei mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verbunden. "Unser Anspruch ist es, dass wir mit dem Fontana GC in Zukunft zu den Top-5-Plätzen Europas gehören." Den Verantwortlichen von der Ryder Cup Limited soll ihr Besuch überaus gut gefallen haben.

Ein weiteres Plus für Österreich: Die Planer haben die regionale und nationale Politik im Rücken. Der Platz ist attraktiv und die Finanzierung gesichert. Alles in allem macht die Bewerbung unser Nachbarn einiges her, das größte Problem scheint die Bedeutungslosigkeit des Landes im globalen Golfzirkus zu sein. Erst seit diesem Jahr gibt es mit Bernd Wiesberger einen Spieler auf der PGA Tour - wird das das Zünglein an der Waage sein?

Spanien überzeugt sportlich, wackelt aber wirtschaftlich

Der PGA Golf de Catalunya ist unterdessen ein Musterplatz für ein Event vom Format des Ryder Cups, nicht zuletzt durch die gute Infrastruktur: Zwei Autobahnen kesseln das Premium-Ressort ein, zwei internationale Flughäfen befinden sich in unmittelbarer Nähe, insgesamt sollen 80.000 Betten in einer Fahrtstunde Umkreis zur Verfügung stehen. Der Platz an sich ist bereits Austragungsort einiger Open de España gewesen und bietet alles, was für ein Turnier dieser Größenordnung gebraucht wird: Als Stadium Course verfügt er über Naturtribünen, es sind Versorgungswege vorhanden und genug Platz für ausladende Zelt-Dörfer und Gemeinschaftsbereiche.

Das Contra: Die Wirtschaft. Spaniens Golf-Branche befindet sich seit Jahren auf Talfahrt, viele Investoren haben in den vergangenen Jahren ihr Golf-Engagement zurückgefahren. Vor zehn Jahren gab es noch fünf European-Tour-Turniere in Spanien, 2015 ist es noch eins. Was sich die Spanier an Aufschwung erhoffen, davor hat die Ryder Cup Limited als fehlendem finanziellen Unterbau Angst. Doch Spanien ist ein ernstzunehmender Mitbewerber, das ist zum Abgabe-Zeitpunkt wieder deutlich geworden.

Bella Italia präsentiert sich zu halbherzig

Bleibt schlussendlich noch der vierte Kandidat im Bunde: Italien hat am Ende des Tages, vor allem wegen der Mitbewerber, maximal Außenseiterchancen. Geplant ist das Turnier für den "Stiefel" auf dem Marco Simone Golf Club, der unter anderem von der Mode-Ikone Laura Biagotti bewohnt und als Präsidentin geführt wird. Der Club liegt nahe der italienischen Hauptstadt, womit die geforderte Infrastruktur vorhanden wäre.

Insgesamt scheint die Anlage den geforderten Kapazitäten jedoch nicht zu entsprechen, ein millionenschwerer Umbau wäre nötig. Ob dafür genug Rückhalt, politisch und finanziell, besteht, ist zumindest fragwürdig. Die Italiener haben zwar auf professionellem Niveau einige Golf-Eisen im Feuer, die immer mal wieder für Schlagzeilen sorgen, in der Breite ist Golf aber kein Thema in Italien.

Aller Voraussicht nach wird sich am Ende zwischen Spanien, Österreich und Deutschland entscheiden. Wir hoffen dabei naürlich auf die umgekehrte Reihenfolge.

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