Rory McIlroy verliert nur, kassiert dennoch 300.000 Dollar und „chillt“ mit Freundin Caroline Wozniacki am Pool; Justin Rose streicht 1,5 Millionen Sieger-Dollar ein – und auch sonst hatten an der türkischen Riviera alle vermutlich eine „spaßige Woche“ (McIlroy). Doch das üppig alimentierte Show-Event war viel mehr als eine Werbe-Sause für die Golfdestination Türkei. Nicht nur wegen der neuerlichen Debatte über die Freigabe von Bermuda-Shorts, oder weil sich die Türkei damit für einige Auguren als potenzieller Olympia-Bewerber ins Rampenlicht der Sport-Welt geschoben hat.
Komplexes Geflecht wirtschaftlicher Interessen
Dieses Turkish Airlines World Golf Final, so scheint es, hat einiges von dem ans Tageslicht befördert, was im komplexen Geflecht von Terminen, Rivalitäten und wirtschaftlichen Interessen hinter den Kulissen von European Tour und PGA Tour so abgeht.
Immerhin war der Auftritt von Tiger Woods und Co. keineswegs nur eine Frage von Antrittsprämien und Preisgeldern. Die durch ihre Tour-Mitgliedschaften strengen Verpflichtungen unterworfenen Profis müssen sich für solche Veranstaltungen freistellen lassen, entsprechende Genehmigungen sind alles andere als honorige Selbstverständlichkeiten.
Die von der spanischen Finanz-Malaise und zwei Turnierausfällen etwas mitgenommene European Tour jedenfalls hat nun ab 2013 mit den Turkish Open ein neues Event im Kalender. Was die PGA Tour hingegen betrifft, gilt es als sicher, dass die Acht von Antalya künftig und ganz gewiss nicht zufällig mal bei der weniger attraktiv besetzen Frys.com Open abschlagen werden.
Ryder Cup und Co. sollen für European Tour zählen
Der Spekulationen noch nicht genug, hat die European Tour dieser Tage ihren Spielern per Memo kundgetan, dass künftig Ryder Cup bzw. Presidents Cup sowie Seve Trophy bei den 13 Turnieren mitgezählt werden dürfen, die für eine Tour-Mitgliedschaft mindestens zu spielen sind. „Die Ryder-Cup-Woche ist eine der anstrengendsten überhaupt,“ hat Luke Donald neulich gesagt. „Wir Spieler fänden's gut, wenn es dann auch zählen würde.“ Auf der PGA Tour mit ihren 15 Pflichtturnieren gilt diese Regelung längst.
Tiger will jetzt wieder darüber nachdenken
Auf wen richten sich bei derartigen Neuigkeiten alle Augen – und Mikrofone – zuerst? Auf Tiger Woods natürlich, der es so endlich Donald und McIlroy nachmachen könnte: „Cool Hand“ Luke gewann 2011 sowohl die PGA-Geldrangliste als auch das Race to Dubai; der „Celtic Tiger“ führt derzeit beide Wertungen an. Woods hätte das Kunststück übrigens zwischen 1999 und 2007 schon sieben Mal geschafft – wenn er Mitglied der European Tour gewesen wäre. Jetzt will er, so seine Aussage in der Türkei, „wieder darüber nachdenken“.
Die mögliche Rechnung ist simpel: Der traditionelle Start bei der Abu Dhabi Golf Championship, vier Majors, vier World Golf Championships, Ryder bzw. Presidents Cup sowie Turkish Open – immerhin werden Woods bereits geschäftliche Beziehungen zum Hauptsponsor nachgesagt. Die fehlenden beiden Turniere lassen sich gewiss noch unterbringen.
Freistellungen vom PGA-Kalender wird Woods dennoch brauchen. Mal sehen, was Tour-Chef Tim Finchem, der sein Zugpferd sicher nicht vergrätzen will, als Kompensation aushandelt. Auch die Kleinigkeit wäre noch zu regeln, dass drei der 13 zu spielenden European-Tour-Events tatsächlich in Europa abgehalten werden müssen. Aber so etwas lässt sich regeln. Antalya hat‘s ja gezeigt.