Arme Caroline Wozniacki. Erst erweist sich ihr Verlobter Rory McIlroy als männliches Pendant der „Braut, die sich nicht traut“. Dann spekulieren die Buchmacher umgehend über die nächste Frau an des Nordiren Seite, mit Ex-Freundin Holly Sweeney als momentaner Favoritin. Schließlich gewinnt der Frisch-Entlobte und Neu-Junggeselle prompt die BMW PGA Championship, völlig unbeeindruckt, ja fast ballastbefreit, sein erster Toursieg seit Dubai 2012. Irgendwo auf der Welt hat sich vermutlich Gary Player die Hände gerieben. Vergangenes Jahr, mitten in der Krise, riet der Asket aus Südafrika McIlroy schon, sich die „richtige Frau“ zu suchen: Das Jet-Set-Leben mit Wozniacki trübe seinen Fokus auf Golf. „Hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine starke Frau“, sagte Player.
Sieg war längst fällig
Jetzt hat sich der zweifache Major-Sieger von der dänischen Tennisspielerin getrennt, wegen des ganzen Buheis Handy und Computer gleich mit abgeschaltet – schon klappt‘s mit dem ersehnten Sieg. Was Wunder, dass man auf die Idee kommen könnte, ohne Wozniacki sei McIlroy sportlich eindeutig besser dran. Und mancher Golffreund erwägt gar hinsichtlich der eigenen Erfolgsperspektiven ebenfalls eine Aussprache mit der Liebsten …
Aber bitte, Rors‘ jüngster Coup sollte nun nicht zu einem erhöhten Aufkommen von Trennungen in Partnerschaften mit Golf-Anteil führen. Fakt ist, dass McIlroy als neuerlicher Gewinner längst fällig war. Nach seinen ordentlichen Ergebnissen in diesem Jahr, nach den zweiten Plätzen bei der Abu Dhabi Golf Championship und bei der Honda Classic, als Achter beim Masters oder Sechster bei der PLAYERS.
Flucht ins Golfspiel als finale Fokussierung
Fakt ist zudem, dass Thomas Björn und Luke Donald mit ihren Triplebogeys auf der Sieben sowie Shane Lowry mit dem Doppelbogey auf der 13 es McIlroy nicht sonderlich schwer machten, den Sieben-Schläge-Rückstand aufzuholen. Was seine blendende 66er-Schlussrunde wahrlich nicht trüben soll. Den Erfolg beim Flaggschiff-Turnier der European Tour auf dem weichen West-Kurs von Wentworth hat sich der 25-Jährige brillant erspielt und „ehrlich“ verdient.
Fakt ist aber auch, dass eben dieses Aufsetzen der Scheuklappen, das konsequente Ausblenden all des Theaters um ihn herum, erzwungen durch die aktuellen Umstände, letztlich vielleicht den Ausschlag gab. Es bedurfte für‘s finale Quäntchen Fokussierung womöglich dieser eigentlichen Flucht ins Golfspiel.
McIlroy selbst sprach vom Golfplatz als „sanctuary“, als Schutzgebiet. „Ich glaube, das war der Start zu etwas Besonderem“, sagte er mit dem Pokal in Händen. Flightpartner Pablo Larrazábal hatte das schon während der Finalrunde empfunden. „Jungs wie Rory oder Tiger Woods sind immer zu Außergewöhnlichem fähig. Sie machen Schläge, die selbstverständlich wirken, aber unglaublich sind.“
„Blasen“ im Spiel aussortiert
McIlroy in seiner Bescheidenheit sah es nüchterner. „Ich hatte das Gefühl, die ganzen Blasen in meinem Spiel sind aussortiert. Der Sieg hier in Wentworth bestätigt das.“ Wer weiß schon, ob er mit „bubbles“ nicht auch noch ein paar andere Aspekte meinte? Er hat die Früchte seines kometenhaften Aufstiegs genossen, tummelte sich unter Stars und Sternchen und in allerlei Hotspots, was man ihm wahrscheinlich nicht verdenken darf. Jetzt geht‘s erst mal wieder ausschließlich um Golf. Als Weltranglisten-Sechster fährt der Nordire zum Memorial von Jack Nicklaus nach Ohio, es ist seine Generalprobe für die US Open.
Vor einiger Zeit hat McIlroy gesagt, Golf brauche wieder einen absolut dominierenden Akteur, um neuen Schwung zu kriegen. „Ich stehe zu meiner Aussage, dass ich gern dieser Spieler wäre“, erzählte McIlroy zum Abschied: „Mir gefällt der Gedanke, dass Wentworth ein Sprungbrett dafür sein könnte. Es gibt noch drei Majors und eine Menge großer Turniere. Die Saison ist knapp zur Hälfte rum, aber ich habe das Gefühl, meine beginnt gerade erst.“