Es sei ein "gelungener Verbandstag" gewesen, "sehr konstruktiv und strukturiert", bilanzierte der Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV), Claus Kobold, abschließend. "Mit Blick auf die vielen Anträge", die das Präsidium sowie die Clubpräsidenten und -betreiber vor dem 97. DGV Verbandstag eingereicht hatten, "hätte es auch anders laufen können."
Dabei waren es vor allem die Anträge des Präsidiums, die Folgen für alle Clubgolfer haben werden. Durch den Beschluss des Plenums legten die Vertreter der Golfclubs fest, dass die Ausweiskennzeichnung ein weiteres Mal geändert wird. Die 2014 eingeführten Hologramme in gold, silber und bronze werden wieder abgeschafft. Stattdessen ziert ab 2017 nur noch ein "R" den DGV-Ausweis. Oder auch nicht. Denn die Regionalkennzeichnung erhält nur, wer in einem Umkreis von 70 Kilometern um seinen Heimatclub wohnt. Die Ausweise der Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) bleiben von dieser Entscheidung unberührt.
Während die Kennzeichnung durch das Hologramm bisher den Golf Club in den Mittelpunkt stellt, soll durch die neue Regelung der Golfer in den Fokus rücken. Wohnt er nicht im Umkreis von 70 Kilometern um seinen Heimatclub, hat er allerdings das Nachsehen, und muss auf anderen Anlagen, auf denen er als Gast spielt, womöglich mehr zahlen, als ein anderer Golfer aus seinem Club, der näher an seiner Heimatanlage wohnt. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Erhalten 85 Prozent der Mitglieder eines Clubs die Regionalkennzeichnung, darf das "R" auch an die restlichen 15 Prozent vergeben werden.
Greenfeedifferenzierung soll Clubgolf stärken
Wozu das Ganze? Das Präsidium des DGV ist erstens der Ansicht, dass es momentan zu viele verschiedene Ausweise gibt. Die neuen DGV-Ausweise sollen zweitens dabei helfen, die Greenfeepreise einfacher an den jeweiligen Ausweis zu koppeln. Mit dem bisher geltenden "intransparenten Ausweismodell" wie Vorstand Alexander Klose betonte, sei eine "Greenfee-Differenzierung" nicht möglich.
In die Preispoltik greift der DGV Vorstand aber nicht ein. Die neue Regional-Kennzeichnung sei "ein Instrument", so Kobold, "das lediglich die Erkennbarkeit deutlich macht, aber nicht die Folgen. Jeder Club kann selbst entscheiden, ob er Rabatte gewährt oder nicht." Die Entscheidung solle die Golf Clubs stärken und auch die Solidarität unter ihnen befördern.
So könnte der Beschluss in der Praxis aussehen: Ein Club legt ein Greenfee von 80 Euro für seinen Platz fest. Ein Golfer, der die R-Kennzeichnung auf seinem Ausweis hat, bekommt 30 Prozent Rabatt, ein Clubgolfer ohne "R" immerhin noch 15 Prozent, alle anderen zahlen den vollen Preis. Dabei haben die Clubs jedoch selbst in der Hand, ob und in welchem Rahmen sie Preisnachlässe gewähren oder nicht. Das kann dazu führen, dass Sie auf einem anderen als ihrem Heimatkurs weniger Rabatt bekommen als ein Freund, der näher (im 70 Kilometer Radius) an Ihrem Heimatclub wohnt als Sie.
Anlagengebundenes Golf als Kerngeschäft des DGV
Überhaupt war die Stärkung des "anlagengebundenen Golfs" das bestimmende Thema der Anträge des DGV Präsidiums. In einer Art Leitantrag beschlossen die Anwesenden Mitglieder des DGV Verbandstages mit einer Mehrheit von 84,85 Prozent, dass das "Clubgolf wegen der Selbstfinanzierung der Sportart Golf als besonders bedeutend im Vordergrund" steht. Alle anderen Formen der Sportart-Ausübung wolle man als "olympischer Spitzenverband" aber ebenfalls weiterhin vertreten.
Was das Kerngeschäft des DGV ist, soll auch die VcG stärker zu spüren bekommen. Sie soll sich zukünftig wieder stärker auf "echte Neugolfergewinnung fokussieren", wie es im Antrag "Neuausrichtung der VcG" heißt. Zudem soll die circa 23.000 Mitglieder starke Vereinigung es vermeiden, den Anschein zu erwecken, sie sei den Golf Clubs gleichgestellt. Turniere soll sie künftig nur noch für VcG-Mitglieder ausrichten und sich auch nicht mehr als Deutschlands größter Golfverein bewerben. Die strikte Trennung zwischen DGV- und VcG-Ausweis wird beibehalten.
DGV Verbandstag lehnt Preisstaffelung für VcG ab
Mit einem weiteren Antrag zur VcG konnte sich das Präsidium aber nicht durchsetzen. Die vorgestellte Staffelung der VcG-Beiträge (95,-€ im ersten Jahr, 195,- Euro im zweiten Jahr, 295,- Euro ab dem dritten Jahr) lehnten die Mitglieder des 97. DGV-Verbandtsages ab. Erst gegen Ende der Aussprache zu diesem Antrag wandten einige Vertreter des Plenums ein, dass spätestens im dritten Jahr der Preis für eine VcG Mitgliedschaft nicht mehr "marktgerecht" sei und man diese Golfer dann wohl verlieren würde. Gar vom "Ende der VcG" war die Rede. Mit diesem würde aber auch dem DGV das viele Geld der Clubfreien fehlen, mit dem Schulprojekte und ähnliches gefördert werden.
"Wir hätten zur VcG gern mal eine ruhigere Phase", kommentierte Klose das Bemühen des Präsidiums, "die Beitragsstaffelung war ein Versuch, Ruhe in das Thema zu bringen. Aber Anträge entwickeln sich." Vizepräsident Achim Battermann sprach gar von einem "Paradigmenwechsel im Plenum". Von der "vorherrschenden Meinung, die VcG soll ganz verschwinden", sei man nun abgerückt. Es habe sich eine "Stimmung pro VcG entwickelt".
Weitere Informationen zum 97. DGV Verbandstag in Kürze
- Die Kontingentregelung für Golf Clubs bleibt unberührt. Weiterhin bekommen Golfanlagen je neun Löcher 700 DGV Ausweise. Lediglich sehr kleine Anlagen, deren "Platzcharakteristik keinen gewöhnlichen Spielbetrieb zulassen" sollen hier Einbußen hinnehmen. Dies betrifft nach Aussage des DGV Präsidiums aber lediglich einzelne Anlagen.
- Die Ladies German Open, das einzige Turnier der Ladies European Tour auf deutschem Boden, könnte noch in diesem Jahr zurückkehren. Die Gespräche hierzu laufen und "die Chancen stehen gut", so Präsident Kobold. Ein Versicherungsunternehmen könnte die benötigten finanziellen Mittel im Rahmen eines Sposorings aufbringen.
- "Die Chancen auf Edelmetall stehen in den Sternen" (Claus Kobold), doch der DGV hat eine Kampagne zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janerio auf den Weg gebracht. Unter #Vorfreude machen Prominente und Verbandsmitglieder auf das Olympische Golfturnier aufmerksam.
- Die Werbekampagne "Golf. Mitten ins Glück" wird fortgesetzt. Kobold sagte in seiner Eröffnungsrede, die Zahlen belegten den Erfolg der Initiative. "Nicht zuletzt die Imageverbesserung des Golfsports ist der Kampagne zu verdanken." Allerdings wuchsen die Golferzahlen 2015 nur um 0,2 Prozent an (rund 1200 neue Golfer). Für 2017 kündigte er eine weitere "Branchenaktion" an, führte diese aber nicht weiter aus.
- Die Stimmverteilung auf dem Verbandstag soll auf den Prüfstand. Die Clubbetreiber und -inhaber beschwerten sich in einer hitzigen Debatte darüber, dass die zwölf Landesverbände je zehn Stimmen besitzen, sie selbst aber nur zwei pro Club. Präsident Kobold versuchte zu vermitteln und versprach, bis zum nächsten DGV Verbandstag mit den beteiligten zu sprechen. Vize Battermann war sich sicher, dass "mindestens drei von zwölf Verbänden aus dem Stand bereit wären, ihre Stimmenanzahl zu reduzieren." Die Landesverbände besitzen bei Satzungsänderungsanträgen, die eine Mehrheit von 75 Prozent benötigen, faktisch eine Sperrminorität.
Sorry, leider wird in Deutschland der Golfverband von alten ahnungslosen Bürokraten geführt.
Während weltweit golfen immer günstiger wird, können es sich in Deutschland leider nur die Besserverdiener leisten.
Ein VcG Mitglied zahlt 200,- EUR Beitrag im Jahr. Zusätzlich im Schnitt bisher am Wochenende ca. 75,- EUR Greenfee. Wenn er also von April bis Novmeber ein bis zweimal im Monat am Wochenende spielen ging, kam er auf eine Gesamtsummer von ca. 1200,- bis 1400,- EUR inkl. der VcG Mitgleidschaft. Also fast identisch einer normalen Clubmitgliedschaft. Warum werden die Golfspieler bestraft, die einfach nur flexibel bleiben möchten und sich die Möglichkeiten erhalten, einfach auf so vielen Plätzen wie möglich spielen zu können. Ist der Sinn und das Ergebnis nicht das Gleiche? Soviel Menschen zum Golfsport zu bringen?
Mit diesen Entscheidungen wird dies sicher nicht der Fall Ganz im Gegenteil. Dann wird Golf wieder wie in den 80zigern nur für Promis und Snobs. Vielen Dank
Es ist von Capella schon angesprochen worden. Der DGV ist keine von den Golfern getragene Gemeinschaft. Deshalb mein Unbehagen, dass der Verband sich von diesen Beiträgen finanziert, ohne dass die Zahlenden Einfluss nehmen können. Das wirkt alles etwas mittelalterlich.
Die VcG bringt dem DGV jedes Jahr ca. 4 Mio. netto in die Kasse. Nettes „Spielgeld“… darauf verzichtet man ungern. Das die LGVs ihre Stimmen nicht reduzieren wollen bedeutet; Alles bleibt beim Alten. Was DGV und LGVs nicht passt, das wird auch nicht gemacht. Die Clubs sind im DGV nur noch Statisten für eine Pseudodemokratie.
Um die Talfahrt im Golfsport zu beenden,bedarf es einer Korrektur der abenteuerlichen Interpretation der Regelauslegung des Herrn Alexander Klose vom DGV…
Mein Kommentar ist hier zu finden: http://www.cybergolf.de/blog/3309-greenfee-macht-auch-mist
Dass sich die „Stimmung pro VcG“ entwickelt, ist kein Wunder. Schließlich ist die VcG Zahlmeister unserer Golf-Nation und darf für alles herhalten, wofür den Clubs das eigene Geld zu schade ist.
Naja, der DGV ist nicht wirklich der Verband der Golfer, sondern der Verband der Golfclubs. Die sind nämlich dort Mitglied. Insofern überrascht es wenig, dass der DGV die Interessen der Clubs und Anlagenbetreiber im Sinn hat und weniger die der Golfer. Da nutzt auch die VcG nix, die ist ja für den DGV nur ein Mitglied unter vielen, egal, wie viele Golfer sie unter sich vereint. Insofern müsste eine echte Alternative zum anlagengebundenen Golf wohl von komplett außerhalb des DGV kommen.
Dem DGV,geht es letztendlich alles am Buckel vorbei,Hauptsache er bekommt von jedem Golfspieler seinen Beitrag….