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Back Nine

Mauerblümchen? Ocean Course und Mickelson lassen PGA Championship aufblühen

24. Mai. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Phil Mickelson und der Ocean Course machen die PGA Championship zu einem wirklichen Highlight. Die Back Nine. (Foto: Getty)

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Prestige-Gewinn: Diese 103. PGA Championship hatte alles, was es braucht, um mit einem Ausrufezeichen in die Golfgeschichte einzugehen und das Turnier aus dem Mauerblümchen-Dasein neben Masters, US Open und Open Championship herauszuholen. Der windumtoste Ocean Course des Kiawah Island Golf Resort an den Gestaden des Atlantik und sein Genius Loci waren war opulente Bühne und berauschende Kulisse gleichermaßen; der Schwierigkeitsgrad war hoch und die Bemühungen der Spieler Entertainment pur; das Geläuf lieferte bereits 1991 beim Ryder Cup und 2012 bei der PGA Championship zuverlässig Triumphe und Tragödien – mehr Spektakel geht wohl nicht. Und auch diesmal meckerte kaum jemand über die Bedingungen, die meisten hielten es mit Brooks Koepka, der die Losung ausgegeben hatte: „Das ist nun mal ein Major, also beklagt euch nicht , sondern geht raus und spielt einfach.“ Oder sie sahen es wie Ian Poulter: „Hier zu spielen ist ein Vergnügen, aber ein ziemlich schräges.“

Und schließlich gab es mit dem Volkshelden Phil Mickelson den passenden grandiosen neuen „alten“ Champion, der seine ureigene Heldensaga schrieb, wo bislang oftmals „One Hit Wonders“ einen flüchtigen Eindruck hinterließen. Bislang hatte das Branchentreffen der Golfprofessionals stets eine Art Nimbus als Leichtgewicht, das in der Öffentlichkeit trotz exzellenter Schauplätze und des stets Stärksten alle Teilnehmerfelder nie wirklich den gebührenden Respekt und die angemessene Bedeutung bekam. Bis zur Verlegung in den Mai vor zwei Jahren war die PGA Championship oft bloß das letzte Major des Jahres, eher ein ungeliebtes Stiefkind. Ihr fehlten der Mythos des Masters, die systematische Brutalität einer US Open, die Legende der Open Championship. Das ist jetzt vorbei – die PGA of America hat alles richtig gemacht und beim Rest verdientes Glück gehabt.


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Ein Wermutstropfen freilich trübt den Freudenbecher. So sehr die Zuschauer herbeigesehnt und jedermann willkommen waren, so sehr die Aktiven sich von der Galerie endlich wieder stimuliert fühlten – am Ende des Tages stellte sich leider die Frage: War das noch Mickelson-Mania oder schon Mob? Die Massen – wirklich nur 10.000, die offiziell zugelassen waren? – stürmten das 18. Fairway, tobten auf dem Rasen herum und brachten den Schlussflight in arge Bedrängnis. Mickelson musste den überbordenden Enthusiasmus phasenweise förmlich abschütteln und Brooks Koepka war zwischenzeitlich von den frenetischen Fans gar verschluckt worden; die Marschalls wurden von der „Stampede“ völlig überrascht und hatte ihre liebe Müh und Not, des Ansturms Herr zu werden. „CBS“-Kommentator Jim Nantz bracht es auf den Punkt, als er bei diesem Chaos von einem Versagen des Ordnungspersonals sprach.


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Koepka schäumte in der anschließenden Pressekonferenz fast vor Wut. „Normalerweise fände ich derartige Begeisterung vielleicht cool. Und es freut mich für Phil. Aber angerempelt und herumgeschubst zu werden, ist nicht unbedingt meine Vorstellung von Vergnügen. Mein Caddie Ricky Elliot bekam einen Schlag ins Gesicht. Und die Leute haben mir sogar gegen das noch lädierte Knie getreten, es wirkte fast absichtlich. Jedenfalls hat es sie einen Scheiß interessiert, dass ich dort verletzt bin“, beschwerte sich der geteilte Zweite, der ob seiner Vorstellung in der Schlussrunde „ziemlich niedergeschlagen“ war („Mehr sage ich nicht, weil ich sonst für die Wortwahl bestraft würde“) und sich vor allem beim Putten „nie wohl fühlte“. Sein Vater Bob äußerte sich später gleichermaßen kritisch via Twitter und forderte die Verantwortlichen auf, sich wegen der mangelnden Sicherheit auf dem 18. Loch selbst zu bestrafen: „Bei Fehlverhalten von Spielern seid Ihr damit ja auch schnell dabei.“

Wie gesagt: Man wird diese 103. PGA Championship so schnell nicht vergessen; spätestens 2030 sind die Besten der Welt wieder auf dem Ocean Course.


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Koepka bekam endlich sein Autogramm

Besser spät als nie: Das Mentalitätsmonster Brooks Koepka, der die Schwierigkeiten eines Majors so sehr als besondere Herausforderung liebt, schlug sich gestern im Schlussflight der PGA Championship zwar unter Wert, aber am Ende bekam der vierfache Major-Sieger wenigstens die ersehnte Signatur von Phil Mickelson, wenngleich nur unter seine Scorekarte. Während des Finalsonntags machte nämlich eine Story die Runde, der zufolge „Lefty“ dem achtjährigen Brooks ein Autogramm verweigerte hatte, als dieser in den 1990er-Jahren mit seinem Vater beim Masters war und Unterschriften seiner Golfhelden sammeln ging. „Er erinnert sich nicht mehr daran, aber hat mich ziemlich angeraunzt, weil ich ihn auf dem Parkplatz angehauen habe“, erzählte Koepka und zitierte Mickelsons barschen Hinweis: „Nein, und Du dürftest gar nicht hier sein!“ Jung-Koepka ist vermutlich das einzige Kind, dem der nunmehr sechsfache Majorsieger jemals einen Autogrammwunsch abgeschlagen hat, der Verschmähten strich Mickelson deshalb für Jahre von seiner Liste der Golflieblinge.

Mickelson und die modernen Majors

Achtung, Geschichtsexkurs: Allenthalben wird Phil Mickelson seit gestern Abend als ältester Majorsieger im Golf gefeiert – und dieses Etikett dürfte sich hartnäckig halten, wiewohl es nur teilweise stimmt. Ja, gemessen an den modernen Majors gab es bislang keinen älteren Sieger als den 50-Jährigen, seit „King“ Arnold Palmer die PGA Championship 1960 per Ein-Mann-Akklamation auch rückwirkend zum Major ernannte, um den den spielenden wie lehrenden Golfprofessionals ein Denkmal zu setzen und ihren Stellenwert gegenüber den „Herrengolfern“ herauszustreichen,. So gesehen „entthronte“ Mickelson auf Kiawah Island seinen 1994 verstorbenen US-Landsmann Julius Boros, der 1968 mit 48 bei der PGA Championship in San Antonio/Texas triumphiert hatte.

Aber ältester Majorsieger aller Zeiten oder in der Historie des Spiels ist „Lefty“ nicht! Streng genommen hält diesen Rekord der am Heiligabend des Jahres 1861 geborene und 1940 verstorbene Engländer John Ball, der 1912 im Alter von 51 Jahren im Royal North Devon Golf Club zum achten Mal die British Amateur gewann, die seinerzeit mit ihrem US-Pendant sowie der Open Championship und der US Open die Majors bildete. Wenn das nämlich nicht zählt, dann wäre auch Bobby Jones‘ historische Marke nicht relevant, der 1930 genau diese vier Turniere binnen eines Jahres für sich entschied und damit zum bislang einzigen Grand-Slam-Titelträger der Golfgeschichte avancierte. Den zweiten Platz bei Balls Erfolg – 1890 auch erster englischer Gewinner der Open Championship –belegte nach 38 Finallöchern übrigens Abe Mitchell, den Samuel Ryder, der Begründer des Kontinentalwettbewerbs zwischen Europa und den USA, als seinen Golflehrer per Figur auf dem Deckel des Ryder Cup verewigte.

Padraig Harrington „pickt“ sich nicht selbst

Je oller, je doller: Nicht nur Phil Mickelson bewies bei dieser PGA Championship, dass Alter bloß eine Zahl sein kann. Der 49-jährige Padraig Harrington, seines Zeichens Europas Kapitän beim anstehenden Ryder Cup in Whistling Straits, schnitt auf dem Ocean Course besser ab als alle seine sämtlichen aktuell feststehenden Teammitglieder. Gemeinsam mit seinem irischen Landsmann Shane Lowry, dem amtierenden Champion Golfer of the Year, belegte Harrington den geteilten vierten Platz (-2), das beste Major-Ergebnis des PGA Champions von 2008 und zweifachen Champion Golfers of the Year (2007, 2008) seit acht Jahren. Dennoch winkte der Mann aus Dublin lachend ab, als er gefragt wurde, ob er sich für Whistling Straits nun selbst als Captain‘s Pick in Erwägung ziehe? „Meine Zeit ist vorüber und ihr Zahn nagt an mir“, entgegnete Harrington. „Ich lasse jetzt gern andere ihre Zeit haben und bin glücklich, Teamchef sein zu dürfen. Das ist ein Vollzeit-Job, der kaum Raum für anderes lässt. Letztlich kann man auf Dauer nicht Ryder-Cup-Kapitän und Spieler gleichzeitig sein.“


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Warum bloß rümpft Schauffele die Nase?

Fundstück: Dieses Foto wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Es zeigt den auf Kiawah Island am Cut gescheiterten Xander Schauffele mit einem etwas verschnupften Gesichtsausdruck und dahinter einen Zuschauer, der es sich im Faltstuhl bequem gemacht und Schuhe wie Socken abgestreift hat. Ob Schauffeles gerümpfte Nase auch was mit den bloßen Füßen des Herrn im Hintergrund zu tun hat, konnte nicht eruiert werden. Vergnüglich vieldeutig ist der Schnappschuss allemal:


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Rekord: 252 Löcher in 11 Stunden und 22 Minuten

Tempomacher: Der Schweizer Jürg Randegger ist neuer Weltrekordhalter im Speedgolf. Er absolvierte auf dem Ostschweizerischer Golf Club in Niederbüren im Kanton Sankt Gallen binnen 11 Stunden und 22 Minuten insgesamt 252 Löcher. Die offizielle Bestmarke im Guinness Buch der Rekorde lag bei 222 Löchern, dazu existierte eine inoffizielle Marge von 245 Löchern des ehemaligen US-Baseballspielers Eric Byrnes, beide sind nun geknackt. Die ersten 18 Loch hatte Randegger bereits nach 17 Minuten beendet, später fand der 44-Jährige, der seit seiner Kindheit Golf spielt, den Rhythmus und absolvierte jede Runde in rund 45 Minuten.

308 Meter mit einem Driver für Kids

Kinderleicht: 48 Zoll lange Driver, gewaltige Schwungbewegungen, urwüchsiges Gebaren und Bälle jenseits des Horizonts, das sind die Klischees von Long-Drive-Wettbewerben bzw. ihrer Protagonisten. Es geht aber auch anders. Press Labrie, der ebenfalls an entsprechenden Veranstaltungen teilnimmt, schnappte sich statt eines technisch ausgereizten Holz 1 einfach mal den Driver aus dem Standardsortiment für Kids und drosch damit die Murmel auf 308 Meter, dabei erzielte er eine Ballgeschwindigkeit von 302 km/ und ein Schlägerkopftempo von 206 km/h.


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Transgender-Golferin gewinnt Profiturnier

Novum: In den USA hat erstmals eine Transgender-Frau ein Profi-Golfturnier gewonnen. Die 28-jährige Hailey Davidson besiegte bei dem Event der National Women’s Golf Association (NWGA) im Providence Golf Club in Davenport/Florida unter anderem die LPGA-Proette Perrine Delacour und träumt jetzt von Starts auf der LPGA Tour. Während Davidson davon spricht, „keinesfalls auf Minitouren stecken bleiben zu wollen“, prüft die LPGAg gemäß ihrer Geschlechterstatuten eine Zulassung von Davidson. Derweil hat die USGA der Golferin diesbezüglich bereits grünes Licht für alle Wettbewerbe des US-Golfverbands erteilt. Das letzte Turnier als Mann bestritt Davidson 2015 beim erfolglosen Versuch, sich für die US Open in Chambers Bay zu qualifizieren. Seither hat sie sich einer Hormonbehandlung und noch im Januar 2021 einer sechsstündigen Operation zur Geschlechtsumwandlung unterzogen.

Während sie das NWGA-Turnier als „ersten Start für mein wahres Ich“ bezeichnete, übte sich das Social-Media-Paralleluniversum (erwartbar) in Hass, Beschimpfungen und Sexismus. Der Vorwurf, da suche bloß ein „Sandbagger“ in Frauenkleidung und von den vorderen Abschlägen sein golferisches Heil, war noch das Harmloseste unter all den Widerlichkeiten, die sogenannte „Golffans“ im Netz verbreiten. Eine persönliche Anmerkung: Solche Leute sind gleichermaßen Teil der „Zielgruppe“, für deren Befriedigung die PGA Tour ihren Stars neuerdings per Player Impact Program einen Bonus-Pool von 40 Millionen Dollar in Aussicht stellt. Verkehrte Welt.


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Kamerad Hund als bester Golf-Buddy

Zum Schluss: Hunde sind halt doch die besten Gefährten des Menschen. Und auch beim Golf leistet Kamerad Wuff tolle Dienste, wie dieses Video zeigt. Der Buddy auf vier Pfoten verwandelt nicht nur souverän das Tap-in zum Lochgewinn, sondern versteht es gleichermaßen, den Anlass gebührend zu würdigen:


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