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DGV-Präsident Claus Kobold: „Golf spielen, Spaß haben, Feierabend!“

21. Jan. 2018 von Tobias Hennig in Stuttgart, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, auf der Jahrespressekonferenz in Suttgart. (Foto: Golf Post)

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, auf der Jahrespressekonferenz in Suttgart. (Foto: Golf Post)

In Stuttgart gibt der Deutsche Golf Verband (DGV) jährlich seine Mitgliederzahlen bekannt und stellt die wichtigsten Projekte für das neue Jahr vor. Golf Post traf Claus Kobold, Präsident des DGV, im Anschluss an die Pressekonferenz, um mit ihm über die neuen Zahlen, die demographische Entwicklung der DGV-Mitglieder und die Wahrnehmung des Golfsports zu sprechen.

Interview mit DGV-Präsident Claus Kobold

Golf Post: Wie zufrieden sind Sie mit dem Wachstum von 0,3 Prozent, das der Deutsche Golf Verband 2017 erreicht hat?

Claus Kobold: Teils, teils - ein lachendes und ein weinendes Auge. Das Lachende natürlich, weil wir wieder eine Steigerung haben, auch wenn es "nur" rund 1.700 neue Golfer sind. Das bedeutet aber auch, dass es, rechnet man es um, Mitglieder für mindestens zwei Golfclubs sind. Das ist schonmal gut - mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Dass wir jährlich knapp 50.000 Golfer verlieren, ist immer wieder schade und schlecht. Das ist beinahe unerträglich und daran arbeiten wir jetzt, indem wir mit einer neuen Software die Austrittsgründe evaluieren und indem wir die Dinge wie Golf und Natur in den Vordergrund bringen.

Und auch das Thema Zeit! Ich glaube, dass viele Leute das nicht nur als Entschuldigung nehmen, weil es einfacher zu erklären ist als finanzielle Gründe. Nein, es ist wirklich ein effektives Thema. Jeder weiß, je nachdem wie nah er am Golfclub wohnt, dass es keinen Spaß macht, sechs Stunden Golf zu spielen, dann noch auf der Clubterrasse zu sitzen und dann nach Hause zu fahren. Dann ist der ganze Tag weg. Kurz und knackig: Golf spielen, Spaß haben, Feierabend!

Golf Post: Wieder sichern ältere Menschen über 50 das Wachstum. Bei den unter 50-Jährigen sind es wieder weniger geworden. Sehen Sie die Notwendikeit, diese zu ermutigen, beim Golfsport zu bleiben?

Claus Kobold: Absolut richtig. Das wird auch noch mehrere Jahre ein Problem sein und bleiben, weil sich im Jugendbereich ganz viel ändert. Schauen wir uns einmal an, was E-Sports auf die Beine stellen. Da gibt es Kohorten von Fans, da gibt es Menschen, die 16 Stunden ihren Sport - und das meine ich jetzt nicht despektierlich, sondern ganz ernsthaft - ihren Sport betreiben. Vielleicht werden wir mal eine Gegenbewegung erleben. Vielleicht lechzen die Leute, die 16 Stunden vor dem Computer hocken, irgendwann mal danach, genau das Gegenteil zu tun. Aber wieder zurück zum grundsätzlichen Thema: Jetzt und hier muss ich sagen: Gut dass es die über-50-Jährigen gibt, die einsteigen. Sie sind solvent, haben auch etwas mehr Freizeit, sie haben ihre Lebensplanung häufig schon weitestgehend abgeschlossen und können sich ihrer Freizeit, Gesundheit und ihrer Fitness widmen.

Wir steigen ein über die Projekte Abschlag Schule, Abschlag Kita und Abschlag Uni - ganz wichtige Faktoren. Wir müssen vielleicht noch mehr propagieren, wie viel Geld Golf für Jugendliche kostet - nämlich fast nichts. Viele Clubs sind engagiert. Man kann es allein daran, dass man erst ab dem 21. Lebensjahr jemanden als voll beitragspflichtig erachtet, sehen. Dies macht deutlich, dass bis zum 21. Lebensjahr eine Vielzahl an Gebühren entfällt. Die Jugendlichen werden sehr gut gefördert, das muss man in die Öffentlichkeit bringen. Man muss Camps machen und die Leute zusammenholen. Gerade bei Jugendlichen ist das Prinzip "Freunde werben Freunde" ganz wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als bei den Erwachsenen. Man braucht Freunde, Vorbilder oder Testimonials, die verkörpern, dass es cool ist, Golf zu spielen.

Golf Post: Wo gliedert sich da das Leuchtturm-Projekt Golf und Gesundheit ein? Ist das eine Fokussierung auf die Kerngruppe, also die Älteren, und gleichzeitig das Aufgeben der Jüngeren?

Claus Kobold: Nein, definitiv kein Aufgeben. Auch bei den Jüngeren ist das Thema Gesundheit wichtig. Wenn Sie heute, überspitzt gesagt, Jugendlichen oder Kindern einen Ball zuwerfen, müssen Sie teilweise ja Angst haben, dass sie sich beim Fangen verletzten. Bewegung ist unglaublich wichtig, Koordination ist unglaublich wichtig und deswegen wollen wir in die Schulen rein und deswegen geben wir mit Golf und Gesundheit nicht die Jungen auf, um an die Älteren heranzutreten. Wir versuchen dort, wo der Sportunterricht gekappt wird, weil wir bestimmte strukturelle Probleme im Schulbereich haben, Dinge zu verändern.

Und für die Älteren ist es natürlich ein extremer gesundheitlicher Benefit, wenn sie Golf für sich entdecken. Dafür muss man es aber auch für eine längere Zeit und mit einer gewissen Intensität betreiben. Man muss aber erstmal das Bewusstsein schaffen, dass die Leute überhaupt wahrnehmen, dass Golf ein Sport ist. Einer, bei dem jeder für sich selber entscheiden kann, wie intensiv er ihn betreibt. Und dann kommen all die positiven Nebeneffekte noch hinzu.

Golf Post: Sind Sie da in den letzten drei Jahren weiter gekommen?

Claus Kobold: Die Sammlung der Wissensbasis für die Kampagne Golf und Gesundheit fängt jetzt erst so richtig an. Perfekt finde ich natürlich den Slogan bzw. die Warnung, die Prof. Dietrich Grönemeyer ausgesprochen hat: "Sitzen ist das neue Rauchen." Das ist so und das muss man sich einfach mal vor Augen führen.

Golf Post: Und wie hat sich die Wahrnehmung des Golfsports in dieser Zeit entwickelt?

Claus Kobold: Ich glaube, da hat das Thema Ryder Cup eine große Rolle gespielt. Vor allem hat auch Olympia eine große Rolle gespielt, wo ein wahnsinnig sympathischer Martin Kaymer, ganz egal wo er befragt wurde, Golf unheimlich sympathisch vertreten hat. Andererseits ist es schade, dass die Goldmedaille bei den Deaflympics (der Olympiade für Hörgeschädigte; Anm. d. Red.) unseres Golfers Allen John mehr oder weniger ungehört blieb, um im Bild zu bleiben. Auch da müssen wir vielleicht noch ein bisschen anschieben.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interveiw führte Tobias Hennig

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