Wie in jedem Jahr wurden auch im Jahr 2022 einige Entschlüsse gefällt oder Momente durchlebt, die die Golfwelt zum Nachdenken angeregt haben oder besonders richtungsweisend für die Zukunft des Golfsports waren. Von einer Schwedin, die sich beim Scandinavian Mixed gegen die Männer durchsetzte, über Änderungen im Regelwerk des Golfsports bis hin zur Geburtsstunde der LIV Tour und all ihren drastischen Folgen.
Entfallene Golfer-Haftpflicht des DGV
Seit Januar 2022 sind die Mitglieder des Deutschen Golf Verbandes (DGV) nicht mehr automatisch haftpflichtversichert. Was bisher ein inbegriffener Service der Golfclubs und des Verbandes war, ist seit dem 1. Januar 2022 keine Selbstverständlichkeit mehr. Ein kurzes Beispiel, welches verdeutlicht, dass eine entsprechende Haftpflichtversicherung für alle spielenden Personen auf dem Golfplatz Sinn macht: Das Schlagen eines "abirrenden Balles", der beispielsweise Fensterscheiben oder Autos beschädigen kann, kann kaum eine Golferin oder ein Golfer immer zu 100 Prozent vermeiden. Im vergangenen Jahr hieß es also, sich mit dem Thema zu beschäftigen und mögliche Optionen abzuwägen, um einen ausreichenden Versicherungsschutz zu gewährleisten.
2022: Die Geburtsstunde der LIV Tour
Nachdem lange Zeit die Gerüchteküche um eine neue Tour brodelte, macht Greg Norman 2022 Nägel mit Köpfen und gründete die LIV Golf Invitational Series. Gemeinsam mit seinen saudi-arabischen Unterstützern ließ der "Great White Shark" die Spekulationen um die Tour wahr werden. Mit Turnieren ohne Cut über nur drei Runden, Einzel- und Teamwertungen, einem Grundeinkommen für alle Spieler sowie horrende Preisgelder und unglaubliche "Ablösesummen" lockte Norman zahlreiche namenhafte Spieler der PGA und DP World Tour auf "seine Seite". Der Beginn eines riesigen Konflikts zwischen den Touren, Verantwortlichen und letztendlich auch Spielern.
Spielermeeting bei der BMW Championship
Von der LIV Tour gespalten: Während sich einige Spieler wie Phil Mickelson, Bryson DeChambeau oder auch Cameron Smith von Greg Norman hinreißen ließen, der LIV Tour beizutreten, rauften sich immer mehr auf der PGA Tour verbliebene Spieler zusammen und entpuppten sich als deutliche Gegner der neuen Tour. Mitten im Geschehen: Tiger Woods, dessen Meinung nach wie vor als richtungsweisend für den Golfsport gilt und der ein Spielermeeting bei der BMW Championship einberief.
🚨#VIDEO: Tiger Woods & Rickie Fowler step off the jet in Philly. Tiger is driving to the meeting at the BMW 👀 pic.twitter.com/wXjAJi6fFo
— TWLEGION (@TWlegion) August 16, 2022
Die Weltrangliste im Umbruch
Nach drei Jahren Analyse wurde am 14. August 2022 eine bedeutende Änderung am System der Weltrangliste des Golfs vorgenommen. Entscheidende Änderung: ein "Strokes Gained (SG) World Ranking" aller teilnehmenden Spieler. Dieses Ranking basiert auf den Rundenscores der vergangenen zwei Jahre eines jeden Spielers. Wichtig: Faktoren wie Platz, Spielbedingungen oder Niveau der Teilnahmefelder waren ab sofort mit von Bedeutung, um die Turniere untereinander vergleichbarer zu machen. Über die Vergabe von Performance Points werden seither die Weltranglistenpunkte ermittelt.
Seit 2022 besteht jedoch ein anderes Problem in Sachen Weltrangliste. Für die Spieler der LIV Tour gibt es derzeit noch keine Chance, Weltranglistenpunkte zu sammeln, da die Turniere der jungen Tour nicht die notwendigen Kriterien des OWGRs (Official World Golf Ranking) erfüllen. Da die Überläufer seither keine Chance mehr hatten, Punkte zu sammeln, obwohl sie durchaus eine Rolle an der Spitze des Rankings spielen, sind die Scorings in der Weltrangliste verfälscht. Eine endgültige Lösung des Problems besteht noch nicht - die Meinungen zum Thema gehen auseinander.
Wandel im Regelwerk des Golfsports
Wie immer gibt es eine stetige Entwicklung im Regelwerk des Golfsports. Ab dem Jahr 2023 wird es erhebliche Veränderungen im Hinblick auf Inklusion und Komplexität des Regelwerks geben. Während zum Beispiel bis zum Jahr 2022 die Regeln für Golferinnen und Golfer mit Behinderung noch per "local rule" aktiviert werden mussten, gelten sie ab 2023 in allen Wettbewerben und Spielformen. Außerdem betreffen zahlreiche Vereinfachungen im Regelwerk verschiedenste Bereiche des Golfspiels und sollen so die Zugänglichkeit zum Spiel verbessern.
Enorme Bedrohung der Golfclubs durch die Energiekrise
Auch an den Golfclubs gehen die Folgen der Energiekrise nicht spurlos vorbei - im Gegenteil. Viele Golfclubs straucheln unter den steigenden Energiepreisen, einige können sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, wirken sich nicht nur auf die Qualität der Plätze und Clubs aus, sondern auch auf das Vereinsleben, welches sich so manch eine Golferin oder manch ein Golfer nicht mehr leisten kann. Ein genauer Blick hinter die Kulissen zeigt, mit welchen Problemen die Golfclubs zu kämpfen haben.
Schwedin Linn Grant setzt sich gegen die Männer durch
Als erste Frau überhaupt gewann im Juni 2022 die Schwedin Linn Grant das Scandinavian Mixed. Grant hatte sich bis zum Finale bereits die alleinige Führungsposition erkämpft und ließ auch in der letzten Runde keine Fehler zu. Früh baute sie ihren Vorsprung aus und schnell war klar, dass ihr Verfolger keine Chance mehr hatten, die Dame einzuholen. Mit neun Schlägen Vorsprung gewann Linn Grant das Scandinavian Mixed und setzte ein Zeichen für die Qualität und das Potential der Damen im Golfsport.
Looking to make history 🙌
Linn Grant hopes to become the first female winner in DP World Tour history.#VolvoScandinavianMixed pic.twitter.com/e9J3cxslvb
— DP World Tour (@DPWorldTour) June 12, 2022