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British Open

149. Open: „King Louie“, Morikawas Debütantenball oder „Goldjunge“ Spieth?

18. Jul. 2021 von Michael F. Basche in Sandwich, England - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Jordan Spieth, Louis Oosthuizen oder Collin Morikawa - Open-Festspiele stehen bevor. (Foto: Getty)

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Diese Konstellation hatten wir gestern bereits an dieser Stelle: Ein Veteran, ein junger Wilder, ein ehemaliger „Golden Boy“… Sie wissen schon. Keiner von den Dreien hat sich am Moving Day auf den Links von Royal St. George’s entscheidend absetzen können. Und auch verloren haben die 149. Open gestern andere, siehe Dustin Johnson. Damit ist die Bühne gerichtet und sind die Protagonisten gesetzt: Louis Oosthuizen, Collin Morikawa, Jordan Spieth. Das erste Wort gebührt Morikawa, der immerhin nach einem etwas holprigen Start, wo nicht bloß er sein hoch gelobtes Eisenspiel vermisste, mit Zwei unter Par die beste Runde des Führungstrios ins Clubhaus brachte.


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Der 24-Jährige trumpft an der Küste von Kent auf wie ein alter Hase des Dünengolf, findet zwischen all den Wellen und Buckeln oder in den Senken meist die richtigen Landeplätze und Anspielpunkte, hat auch seinen gelegentlich etwas wankelmütigen Putter im Griff. Umso erstaunlicher, weil Morikawa gerade mal sieben Runden Linksgolf auf dem Zettel hat und seine erste Open Championship bestreitet. „Ohne die Erfahrung der Scottish Open vergangene Woche wäre ich jetzt garantiert nicht in dieser Position“, bestätigt der PGA Champion von 2020: „Ich habe durchaus bereits trockene und harte Plätze gespielt, aber es war wichtig, im Renaissance Club schon mal Festuca-Fairways und das besondere Verhalten des Balls auf diesen Böden mit diesem Gras studieren zu können. Ich hätte natürlich gern gewonnen, aber vor allem habe ich viel gelernt, und das erweist sich jetzt als hilfreich.“

Heute könnte der Debütantenball des gebürtigen Kaliforniers beim weltältesten Major durchaus mit der Krone des „Ballkönigs“ in Form einer silbernen Weinkanne enden – vor allem, wenn er sich im Gegensatz zu gestern zwei frühe Bogeys erspart. Royal St. George’s findet Morikawa jedenfalls „wunderbar“: „Das ist ein großartiger Golfplatz, der wie gemacht ist für eine Menge meiner Lieblingsschläge.“


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Freilich, viel hängt auch davon ab, ob der mit einem Schlag Vorsprung führende Oosthuizen die gewohnte Konstanz aufs Geläuf bringt und sich zu „King Louie“ krönt – und ob Amerikas einstiger „Golden Boy“ Spieth sich seine gelegentlichen „Irrlichter“ verkneifen und stattdessen den Zauberstab in seinem Putter für neue goldene Momente in alter Major-Manier aktivieren kann.

Die Golfwelt musste lange auf diese 149. Open Championship warten: Aber wenn dann so eine Konstellation fürs Finale herauskommt, war’s das wert!

„Shrek“ und die Statistik der Kontinental-Sieger

Sekt oder Selters: Sechs Mal in seiner Karriere war Louis Oosthuizen bereits Zweiter bei einem Major, „und das ist kein sonderlich tolles Erlebnis“, sagte der Südafrikaner gestern Abend nach seiner 69 (-1), der nunmehr zehnte Runde hintereinander in den Top-Ten eines Majors: „Also werde ich mir heute die Seele aus dem Leib spielen, um die Claret Jug zum zweiten Mal nach 2010 in Empfang nehmen zu dürfen.“

Zweiter ist halt erster Verlierer, zumal wenn die verpassten Erfolge so knapp ausfallen wie beim 38-Jährigen, den sie wegen seiner Zahnlücke „Shrek“ nennen: 2012 verlor Oosthuizen das Stechen ums Masters, im selben Jahr sowie heuer verpasste er jeweils um einen Schlag ein Stechen um die US Open, The Open 2015 glitt ihm ebenfalls im Play-off aus den Händen. Summa summarum fehlten dem begeisterten Farmer insgesamt sechs Schläge zum möglichen Gewinn von fünf statt lediglich einem Major. Dazu kommen zwei weitere zweite Plätze, bei denen er mit jeweils zwei Schlägen hintan war.

Mit Zwölf unter Par fürs Turnier hat er heute den elften Open-Sieg eines Südafrikaners in greifbarer Nähe, andererseits gab es laut Statistik-Freaks noch nie ein Golfjahr, in dem die vier Majorsieger sämtlichst von unterschiedlichen Kontinenten stammten. Demnach hätte Oosthuizen angesichts der Erfolge von Hideki Matsuyama (Masters, Japan/Asien), Phil Mickelson (PGA Championship, USA/Amerika) und Jon Rahm (US Open, Spanien/Europa) keine Chance. Aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.

Rahm: „So schwierige Fahnenpositionen noch nie erlebt“

Nachgelegt: Der Schwierigkeitsgrad von Royal St. George’s zieht allmählich an. Nach zwei eher moderaten Tagen mit beinahe weich zu nennender, jedenfalls für Linkskurse untypischer Bodenbeschaffenheit ging’s gestern auf dem verworfenen Par-70-Geläuf deutlich taffer und herausfordernder zu. Der R&A trug sein Teil bei und ließ manch extreme Fahnenposition ausstecken, von denen Jon Rahm sagt: „Das waren Platzierungen dabei, die ich so schwierig noch nie erlebt habe.“ Prompt gab’s nur vier Runden unterhalb von 67 Schlägen sowie generell 24 Runden in den roten Zahlen, die beste markierte Schottlands Nachwuchshoffnung Robert MacIntyre mit Fünf unter Par (65).


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Spieth: 159 Ein-Putts – und dann das!

Nachsitzen: Gestern Abend, lange nach dem offiziellen Ende des „Moving Day“, war Jordan Spieth immer noch auf dem Übungsgrün von Royal St. George’s zugange.

Der dreifache Majorsieger aus Texas hatte nach seinem verschobenen 60-Zentimeter-Schubser auf der 18 auch allen Grund zum „Straftraining“. Die Nachlässigkeit war der bittere Schlusspunkt eines kleinen Einbruchs mit Bogeys auf den Bahnen 11, 17 und 18, der Spieth die zwischenzeitliche Führung und eine bessere Ausgangsposition fürs heutige Finale kostete. Und das bei einem, der es seit der Open 2015 beim weltältesten Major auf insgesamt 159 Ein-Putts gebracht hat.

Hilfe vom Hinterteil eines Ordners für „D. J.“

Abstieg: Vor dieser 149. Open Championship hat Dustin Johnson noch ein typisches „D. J.“-Statement abgegeben, als es um die Schwierigkeit von Royal St. George’s ging. „Das ist eben ein Linkskurs“, meinte der Weltranglisten-Erste lakonisch: „Du musst den Ball dahin spielen, wo du ein bisschen was vom Platz erkennst. Und wenn du das nicht schaffst, wird es schwierig.“ Gestern dann erfüllte er seine Prophezeiung höchstselbst. Mit Sieben unter Par startete Johnson in den „Moving Day“ und brachte sich im Lauf seiner Runde um jedwede Chance aufs dritte Major, weil er bis zum zwölften Abschlag schon fünf Bogeys auf der Scorekarte hatte. Die beiden Birdies auf den Löchern 14 und 16 kamen zu spät und „D. J.“ mit Drei über Par und bloß noch -4 fürs Turnier ins Clubhaus.

Ironischerweise war sein auffälligster Schlag des Tages auch noch der Wirkungstreffer auf den Allerwertesten eines unglücklichen Ordners, der darob in die Knie ging und sich heftig das schmerzende Hinterteil rieb. Wenigstens landete Johnsons Ball durch den Abpraller nicht im Rough neben dem Grün von Bahn 4, sondern sprang an den vorderen Rand der Puttfläche.

Gut geübt ist perfekt geschlagen

Kunstschlag am und aus dem Bunker: „Sandkasten“-Spiele haben zuweilen virtuos zu sein, und nicht immer ist dem Betroffenen dabei eine optimale Standposition oder genug Raum in Sachen Balllage gegönnt. Was aber gestern der thailändische Profi Jazz Janewattananond am linken Grünrand der Par-3-Elf demonstrierte, weil sein Ball nahe der Sodenwand des Sandhindernisses eingeschlagen war, das verdient eindeutig höchste Haltungsnoten.


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Mehr noch: Genau diesen Schlag hatte Janewattananond zuvor trainiert, wie er nach seiner Runde via Instagram dokumentierte – was für eine Voraussicht:

Leidensdruck für Golfschläger

Voreilig: Beinahe wäre der nächste Schläger zu Bruch gegangen, nachdem am Freitag schon Tyrrell Hatton „Kleinholz“ produziert hat.

Diesmal war’s sein englischer Landsmann, der eigentlich so bedächtige Lee Westwood, der sich heute Abend mit ebenfalls 88 Majorstarts ohne einen einzigen Sieg zum bis dato alleinigen Markeninhaber Jay Haas (USA) gesellen dürfte. Auf Bahn 8 fabrizierte der 48-Jährige einen scheinbar misslungenen Annäherungsschlag und konnte sich in all seinem (eingebildeten) Ärger gerade noch beherrschen, das Eisen nicht final übers Knie zu biegen. Gut so, den „Westys“ Ball kam gerade mal 15 Zentimeter vom Loch entfernt zur Ruhe. Tja, blinde Schläge auf einem Linkskurs können zu Irritationen führen.

Erwähnenswert ist noch, dass sich Rory McIlroy im Frust über einen Fehlschlag mal wieder im Schlägerweitwurf geübt hat – eine wahrhafte Unsitte. Der offizielle Weltrekord liegt laut Guinness Book of Records übrigens bei 60,7 Metern – da muss „Rors“ noch etwas zulegen.

„Fans“ beleidigen transgender Proette

Schlechte Nachrichten: Die Engländer als angebliche Erfinder des Fairplay haben sich in jüngster Zeit nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert. Erst die rassistischen Attacken gegen Englands erfolglose Elfmeterschützen Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka nach der EM-Finalniederlage gegen Italiens Kicker, dann am Freitag Tyrrell Hattons Ausfälligkeiten bei der Open Championship, der sich von Zuschauern gestört fühlte, ihnen den Mittelfinger zeigte, dafür eigentlich disqualifiziert gehört hätte und immerhin in den sozialen Medien mächtig Schelte bekam („Verzogenes Gör“). Zu allem Überfluss wurde gestern schließlich bekannt, dass die transgender Golflehrerin Alison Perkins im Zuschauer-Dorf sexistisch beleidigt worden ist.

Perkins gehört zum Team der PGA-„Swing Zone“, wo Besuchern von Royal St. George’s in 15-minütigen Kurzlektionen Golf-Tipps vermittelt werden, und wurde dort von einer Gruppe junger Männer belästigt und mit abfälligen Bemerkungen bedacht. Die Proette aus dem englischen Milton Keynes, seit 2018 in dieser Funktion bei der Open dabei, reiste daraufhin vorzeitig ab. „Es braucht nur ein paar Wenige unter Tausenden, um Schaden anzurichten und jemanden seelisch zu verletzen“, sagte Perkins im Gespräch mit dem Portal „Bunkered“. Dennoch will sie im kommenden Jahr wieder zur „Swing Zone“-Crew gehören, wenn die 150. Open auf dem Old Course von St. Andrews ausgetragen wird. Ein Sprecher des R&A bedauerte den Vorfall, versprach, Perkins Hilfe anzubieten, und betonte, sie sei „ein wertvolles und geschätztes Mitglied des Teams und bei der Open Championship jederzeit absolut willkommen.“

Der letzte siegreiche Rookie kam als „Namenloser“

Wussten Sie: … dass der letzten Open-Neuling, der das weltälteste Major gewonnen hat, im Gegensatz zum heute im Schlussflight spielenden Debütanten und Weltranglisten-Vierten Collin Morikawa als 396. des globalen Rankings nach Royal St. George’s gekommen war? 2003 stach der nahezu namenlose Ben Curtis an der Küste von Kent zuvorderst Vijay Singh und Thomas Bjørn aus – um einen Schlag. Der Mann aus Ohio war damals gleichermaßen Rookie auf der PGA Tour und zollte am Finalsonntag seinen Nerven mit vier Schlagverlusten binnen sechs Löchern Tribut. Dennoch reichte es für den großen Triumph, und dabei war der heute 44-jährige Curtis nur mit dem Wunsch angereist, „so gut zu spielen, dass ich wenigstens den Cut überstehe“. Er gewann anschließend noch drei Events auf dem US-Circuit, wurde bei der PGA Championship 2008 überdies Zweiter und beendete im Winter 2017/2018 seine Turnierkarriere, um fortan als Golflehrer tätig zu sein.

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