Golf in Deutschland

DGV vor Verbandstag: Mitgliedsbeiträge sollen um fast 30 Prozent steigen

22. Apr. 2024 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Das Präsidium des Deutschen Golf Verbandes. (Foto: DGV)

Das Präsidium des Deutschen Golf Verbandes. (Foto: DGV)

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Der 102. Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes steht bevor. Am 27. April 2024 treffen sich die Mitglieder des acht-größten Sportverbandes Deutschland in Frankfurt zu ihrer jährlichen Versammlung. Oft sind Golferinnen und Golfer nur wenig von dem betroffen, was in Frankfurt jährlich beschlossen wird, doch diesmal stehen sie im Mittelpunkt. Denn der DGV möchte mehr Geld von seinen Mitgliedern (Golfanlagen und Anlagenbetreiber) für deren Mitglieder (Clubmitglieder). Sollte der Antrag angenommen werden, müssten die Golfclubs in Deutschland deutlich mehr je Clubmitglied an den Verband abführen als bisher. Von derzeit 15,50 Euro soll der Pauschalbetrag auf 20 Euro erhöht werden. Der DGV hatte in der Vergangenheit bereits Maßnahmen ergriffen, um den Schritt hinauszuzögern. Doch nun sei er dringend nötig, um die Verbandsfinanzierung aufrechtzuerhalten, argumentiert DGV-Präsident des DGV Claus Kobold in einem Schreiben an seine Mitglieder.

Deutscher Golf Verband vor Verbandstag 2024

Worum geht es in dem Antrag?
Der Antrag betrifft die Festsetzung der Mitgliedsbeiträge für das Jahr 2025. Das DGV-Präsidium schlägt vor, die Beiträge für ordentliche Mitglieder mit Spielbetrieb von 15,50 Euro auf 20,00 Euro pro Mitglied zu erhöhen. Dabei sollen 12,50 Euro dem allgemeinen Etat und 7,50 Euro dem Sonderetat "Leistungssport" zugewiesen werden. Für ordentliche Mitglieder ohne Spielbetrieb und außerordentliche Mitglieder soll der Beitrag von 1.200 Euro auf 1.500 Euro jährlich angehoben werden. Für assoziierte Mitglieder bleibt der Beitrag unverändert.
"Ziel der aktuell durchgeführten Maßnahmen", erklärt Claus Kobold auf Anfrage von Golf Post, "ist also zunächst, das strukturelle Defizit abzubauen (ausgeglichener Haushalt), die notwendigen Sparmaßnahmen möglichst gering zu halten und trotzdem noch finanziellen Spielraum für zusätzliche wichtige Zukunftsprojekte zu haben."

Wie ist der Antrag begründet?
Die Begründung für die Anpassung der Mitgliedsbeiträge liege in der Notwendigkeit, den gestiegenen Kosten und den erhöhten Anforderungen an die Serviceleistungen des Verbandes gerecht zu werden, wird in der Antragserläuterung erklärt. Das Präsidium stellt klar, dass der bisherige Beitragssatz von 15,50 Euro pro beitragspflichtiger Person das heutige und zukünftige Leistungsniveau des DGV nicht aufrechterhalten kann, insbesondere aufgrund der Inflation von über 50 Prozent in den letzten 23 Jahren. Die letzte Beitragserhöhung liegt bereits über zehn Jahre zurück. Das Präsidium habe bereits umfangreiche Sparmaßnahmen umgesetzt, doch ohne eine Beitragserhöhung würde die Verbandsleistungsfähigkeit stark beeinträchtigt und wichtige Projekte sowie der Leistungssport gefährdet, so das Präsidium des DGV.

Bei den Überlegungen zur Beitragserhöhung seien "im Vorfeld des Verbandstages vom Präsidium des DGV alle möglichen Szenarien durchdacht und diskutiert worden", so Kobold auf Nachfrage von Golf Post. "Hätte es bessere Alternativen gegeben, wären diese gewählt worden. Nur weil es jetzt eine Beitragsanpassung geben soll, heißt das natürlich nicht, dass derartige Überlegungen jetzt abgeschlossen sind."

Sparmaßnahmen des Deutschen Golf Verbandes

  • Halbierung der Mittel für leistungsorientierte Nachwuchsförderung auf Landes- und Clubebene für den aktuellen Zyklus.
  • Streichung von Meisterschaften 2024 (keine Internationale Amateurmeisterschaft der Damen und Herren sowie keine Internationale Amateurmeisterschaft AK 50): Einsparung von 90.600 Euro.
  • Reduzierung der Unterstützungsleistungen für den bundesweiten Golf-Erlebnistag: Einsparung von 68.000 Euro.
  • Reduktion der Schulgolfprojekte: Einsparung von 200.000 Euro.
  • Kürzung des Digitalisierungsetats: Einsparung von 150.000 Euro.
  • Viele Serviceleistungen im Support, in der IT oder in der Clubbetreuung wurden gekürzt, verschoben oder gestrichen.

"Bei den in 2023/24 durchgeführten Sparmaßnahmen ging es vor allem darum, relevante Sparpotentiale zu heben. Von daher sind die Sparmaßnahmen vor allem für die unmittelbar Betroffenen schmerzhaft spürbar und sollen in vielen Bereichen, zum Beispiel beim Schulgolf oder dem Qualitätsmanagement in der Leistungsorientierten Jugendarbeit, nicht dauerhaft sein, abhängig von der Genehmigung der Beitragsanpassung durch den Verbandstag", versichert Kobold.
Finanzierung Deutscher Golf Verband
Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat sich zuletzt durch Mitgliedsbeiträge, Vermarktungserlöse, Drittmittel und den Verkauf von Verbandsimmobilien finanziert. So konnten bis 2012 "relevante Rücklagen" aufgebaut werden. Beim letzten Antrag auf Beitragserhöhung fand der DGV unter seinen Mitgliedern keine Mehrheit. Stattdessen sollte zunächst das Eigenkapital zur Finanzierung genutzt werden, was "wie 2018 auf dem Verbandstag verabredet" (Kobold) genauso geschah. Die Eigenmittel verringerten sich so sukzessive von 4,3 Millionen Euro (2018) auf 1,7 Millionen (Prognose 2024). Nun muss ein neuer Weg gefunden werden, um die Verbandsfinanzierung dauerhaft zu sichern. Das Eigenkapital gibt den Ausgleich der fehlenden Einnahmen nicht mehr lange her.

"Langfristig wird der DGV weiter daran arbeiten seine Einnahmesituation zu verbessern," erläutert Kobold die zukünftige Ausrichtung, "zum Beispiel über Vermarktungserfolge der DGS, über steigende Fördermittel der VcG oder über die verstärkte Einführung kostenpflichtiger Services des DGV, die von den Mitgliedern vor allem individuell und nicht übergreifend genutzt werden. Auch die quantitative und qualitative Entwicklung der registrierten Mitgliedschaften bei den DGV Mitgliedern wird einen erheblichen Einfluss auf die zukünftige Verbandsfinanzierung haben, genauso auch Themenschwerpunkte wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit oder die Sportorganisation. Heute verlässlich zu sagen, welche Aufgaben in zehn Jahren welchen Finanzaufwand erfordern, ist seriös nicht zu leisten."

Wofür soll das Geld der Beitragserhöhung verwendet werden?
Die 4,50 Euro sollen in zwei verschiedene Töpfe fließen. Drei Euro in den Sonderetat Leistungssport und 1,50 Euro in den allgemeinen Haushalt. Der Gesamtbetrag von 20 Euro je Mitglied würde sich in 12,50 Euro (allgemeinen Haushalt) und 7,50 Euro (Sonderetat Leistungssport) aufteilen. Der DGV finanziert neben diversen niederschwelligen Golfangeboten auch eine breite Palette an Amateurturnieren und die Teilnahme seiner Kaderathletinnen und -athleten an diesen. Einige der Turniere und Angebote sowie Unterstützungen dieser wurden für dieses Jahr bereits gestrichen. Bei rund 700.000 Golferinnen und Golfern in deutschen Golfclubs würde die Beitragserhöhung Mehreinnahmen von rund 2,8 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Derzeit veranschlagt der DGV ein Defizit von 826.000 Euro für das laufende Jahr bei Einnahmen von rund 12 Millionen. Im kommenden Jahr soll der Zufluss auch aufgrund der Beitragserhöhung auf knapp 15 Millionen Euro steigen. Dann soll auch wieder ein positives Jahresergebnis von rund 500.000 Euro möglich sein, prognostiziert der Verband.

Ist der Antrag aussichtsreich?
"Würde das Präsidium nicht an die Annahme des Antrags glauben, würde er erst gar nicht gestellt werden", antwortet Kobold auf die Frage. Unter den DGV-Mitglieder gab es laut Quellen, die Golf Post vorliegen, zumindest über die Absage einzelner Amateur-Events deutlichen Unmut. Ob sich dieser in der Breite gegen den Antrag behaupten wird, ist zweifelhaft. Schlussendlich geht es um die Handlungsfähigkeit des Verbandes. Für einzelne Clubs ergibt sich in Summe eine Mehrbelastung von wenigen Tausend Euro pro Jahr. Sicherlich keine Kleinigkeit, aber wohl deutlich zu wenig, um eine handfeste Krise auszulösen. "Am Ende nützt ein erheblich geschwächter Dachverband keinem", formuliert es Kobold.

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