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Menaggio & Cadenabbia Golf Club – Abschlagen, wo George Clooney spielt

16. Okt. 2023 von Michael F. Basche in Menaggio, Italien - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Juwel in den Bergen über dem Comer See: Der Menaggio & Cadenabbia Golf Club. (Foto: Michael F. Basche)

„Campo da Golf“: Links abbiegen. Ein schmales Sträßchen hinter dem „Hotel Adler“. Im Rückspiegel zerschneidet die Hausecke das Himmelblau des Comer Sees. An Häuserwänden entlang, ein paar Serpentinen noch, hinein in den Schatten des Walds. Die Einfahrt mit dem Wappenschild weist das Ziel: „Menaggio & Cadenabbia Golf Club“, bezaubernd pittoresk, charmant, eine andere Welt hoch über dem „Lago“ mit seinen ebenso splendiden wie belebten Promenaden.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Nach ein paar Bällen auf der putzigen Driving Range stehe ich am ersten Abschlag. Das Panorama ist wieder da. In der Ferne leuchten vereinzelte Schneefelder unterhalb der Berggipfel des Alpenmassivs, hinter meiner rechten Schulter glitzert Italiens drittgrößter See in der Morgensonne.

18 Löcher auf einem Hochplateau

Aber für mich geht‘s abwärts in Richtung Fairway, mit einem Eisen fünf tauche ich buchstäblich in den Platz ein. Die 18 Löcher ziehen sich über das Hochplateau von Croce, ein Auf und Ab schmaler Bahnen, mit dichtem Baumbestand gesäumt, uralte Feldstein-Schober beobachten mich wie stumme Wächter. Es ist historisches Terrain. Der „ Menaggio & Cadenabbia Golf Club“ beging 2007 sein hundertjähriges Bestehen, er ist das, was die Begründer des Golfsports ein „hidden gem“ nennen.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Das englische Vokabular ist durchaus angebracht, denn die Wurzeln des Clubs sind so britisch wie das Spiel selbst. Als Gründer stehen vier Gentlemen in den Annalen, Stammgäste am Comer See, die auch im Urlaub nicht auf Golf verzichten mochten. Die „Sommerfrischler“ um Bankier Henry John Mylius legten neun Bahnen ins Gelände. 1919 kaufte Mylius‘ ebenfalls begüterter Verwandter und Präsidentennachfolgen Alfred Wyatt zusätzliches Land auf, um die Anlage zu erweitern.

Design vom Dogleg-Erfinder John Henry Taylor

Für das Design holte er den fünffachen Champion-Golfer John Henry Taylor nach Oberitalien, neben Harry Vardon und James Braid Mitglied des ikonischen „Großen Triumvirats“, das rund um die Wende vom 19. aufs 20. Jahrhundert mit insgesamt 16 British-Open-Erfolgen das Golfgeschehen auf den britischen Inseln beherrschten. Taylor soll übrigens auch das Dogleg erfunden haben.

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(Foto: Michael F. Basche)

Quer gelegter Bunker als strafendes Design

In Menaggio war‘s wohl noch zu früh für diese Idee. Das Gelände lässt Knicke aber auch kaum zu, die Bahnen ziehen sich schnurgerade zwischen Bergwand und Plateau-Bruch entlang. Langweilig wird‘s freilich nie. Es geht eng zu, Abweichungen vom Tee führen zu unangenehmen Aufgaben, nicht von ungefähr steht „Fare and Sure“ auf den Abschlagsmarkierungen, der beliebte Sinnspruch aus alten Tagen. Die Grüns sind klein und wollen präzise angespielt sein. Bestens gepflegt ist eh alles.

Mitten in Bahn elf stoße ich auf ein echtes Taylor‘sches Relikt. Der quer ins Fairway gelegte Bunkerstreifen ist das klassische Element der damaligen Design-Philosophie. Warum sie „bestrafend“ genannt wird, erlebe ich, als mein Ball prompt in die Sandbarriere rollt. Na toll!

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Ohnehin bereue ich schon seit dem steilen Anstieg aufs neunte Grün, dass ich mir statt meiner Karre – Titan immerhin – im Clubhaus nicht einen E-Trolley ausgeliehen habe. Mir brennen die Waden. Ja, schon gut, „Golf is a walking game“! Trotzdem: Während ich mich im Schweiße meines Angesichts ab Loch 14 wieder bergauf in Richtung Clubhaus Richtung Clubhaus macht, ertappe ich mich beim vorfreudigen Gedanken an den abendlichen Aperol auf der Piazza Guiseppe Garibaldi von Menaggio, wo sich die Palmen sanft im Seewind wiegen.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Atemberaubende Ansichten entlang des Sees

Der Comer See ist auch für Golfer immer eine Reise wert. Vor allem am Westufer bietet die Küstenstraße atemberaubende Ansichten. Seeblick entlang der einen, prachtvolle Architektur auf der anderen Straßenseite, schmucke Boote und opulente Palazzi, lauschige Plätzchen am Wasser und quirliges Treiben in Cernobbio oder Bellagio, wohin man mit der Fähre übersetzen muss. Fragen Sie mal George Clooney.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Der Hollywood-Star hat, wie einige Kollegen auch, eine Villa am See. Und ist Mitglied im „Menaggio & Cadenabbia Golf Club“. Dennoch ist seine italienische Golfheimat kein öffentlichkeitsscheues Promi-Refugium, sondern ein auch in seiner Gastfreundlichkeit exzellentes und wunderbares Golferlebnis.

Berühmte Bibliothek mit 1.200 Golfbüchern

Als mein Ball zur Mittagszeit im Locheinsatz des 18. Grüns klappert, ist das schattige Patio des altehrwürdigen Sandstein-Clubhauses leer. Kein Clooney und auch sonst niemand. Ein guter Geist bringt eiskalte Limonade. Nach der ersten Erfrischung schlendere ich durch die reizend altmodische Bar in die weithin gerühmte Bibliothek.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

An den Wänden hängen Old Tom Morris und die Queen, in den Regalen stehen antiquarische Schmöker über Golf, das älteste Buch ist von 1682, auch ein Original von Vardons „How to play Golf“ von 1912 steht da, beides natürlich nicht jedem zugänglich. Aber es gibt ja noch hunderte anderer Bände, rund 1.200 Exemplare weist der Club aus, es ist eine der weltgrößten Sammlungen. Ich bleibe noch eine Weile, Menaggio unten am Ufer des Lago di Como kann noch warten… (www.golfclubmenaggio.com)

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)


„Tutto wunderbar“

Where to be: Der Comer See ist Italiens drittgrößtes Binnengewässer und hat durch seine Form eines auf dem Kopf stehenden Y eine Uferlinie von insgesamt 170 Kilometern, an der sich mal pittoreske, mal morbide Dörfer reihen wie Perlen auf der Schnur – sehenswert ist nahezu jedes davon. Ebenso wie die zahlreichen prachtvollen Villen und Palazzi entlang des Westufers, meist aus dem 15. Jahrhundert, die eine Fahrt über die „Strada Panoramica“ von Gera Lario im Norden bis nach Como im Süden zur Augenweide machen. Unbedingt erwähnenswert ist Bellagio an der Spitze der Halbinsel zwischen den südlichen Armen des Lago di Como – ein malerischer Ort in Hanglage und mit engen Gassen, wenngleich meist touristisch überlaufen.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Where to eat: Ein unbedingter Tipp ist das Varenna Caffè im gleichnamigen Städtchen am Westufer des Sees. Varenna gehört ohnehin zu den schönsten Orten rund um den See; das „Caffè“ ist ein winziges Lokal im Erdgeschoss eines aus Felsstein gemauerten Hauses, das sich an den Hang schmiegt; draußen sitzt man direkt auf der Uferbefestigung und hat eine grandiose Aussicht auf den See – trotzdem sollte man sich auch den Blick in die Kaffee- und Bistrokarte gönnen.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

 

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What to see: Wo anfangen mit Sightseeing-Empfehlungen in einer Region, die vor „Hinguckern“ nur so strotzt? Ein Bummel durch die Altstadt von Como beispielsweise ist nie verkehrt, und der entspannte Sundowner-Cocktail im Cafè Del Pess auf der Piazza Guiseppe Garibaldi im charmanten Ortskern von Menaggio unten am See ist fast Pflicht – sofern man sich vom beschaulichen Patio des Golfclubhauses losreißen kann.

(Foto: Michael F. Basche)

(Foto: Michael F. Basche)

Unbedingtes Muss allerdings ist ein Besuch der Ende des 17. Jahrhunderts erbauten Villa Carlotta ein paar Kilometer weiter südlich, allein schon wegen der splendiden Parkanlage mit zahlreichen Themengärten. Und wer Glück hat, erlebt vielleicht ein Gastspiel von Ensemble-Vertretern der Mailänder Scala, die in der Villa Carlotta große Oper in kleiner Besetzung darbieten. „La Traviata en camera“ jedenfalls war zum Weinen schön. (www.villacarlotta.it)


Where to stay: Die Unterkunftsmöglichkeiten entlang des Sees sind Legion, von Ferienwohnung über Pension bis zum Hotel. Ein Quartier freilich sticht aus allen hervor: Das Grand Hotel Tremezzo (Foto, l.) im gleichnamigen Ort, einen guten Drive von der Villa Carlotta (Foto, r.) entfernt.

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(Foto: Michael F. Basche)

Über mehrere Etagen ans steil ansteigend Ufer gelehnt, erfüllt die Fünf-Sterne-Herberge im Wortsinn sämtliche Klischees eines Grand Hotel. Einst staubig, verwohnt und in die Jahre gekommen, strahlt das Ensemble nach einer umfassenden Sanierung vor einigen Jahren in charmanter Opulenz und gehört wieder zu den ersten Häusern Italiens. Die Aussichten von den diversen Terrassen und aus den Zimmern auf den Lago und das gegenüberliegende Bellagio sind ohnehin 1a. Oder wie es einer der dienstbaren Geister mal in italienischem Überschwang definiert hat: „Tutto wunderbar!“ (www.grandhoteltremezzo.com)


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