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Major

US Masters 2022: Justin Thomas’ vernichtendes Urteil über „JT“: „Armselige Major-Vorstellungen“

07. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Justin Thomas übt sich in Selbstkritik vor dem US Masters 2022. (Foto: Getty)

Justin Thomas übt sich in Selbstkritik vor dem US Masters 2022. (Foto: Getty)

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Vorzeichen: Jon Rahm ist mit einer Quote von 10:1 klarer Favorit für dieses 86. US Masters, doch unter Experten ist man sich allseits einig, dass der Sieg 2022 im Augusta National Golf Club nur über Justin Thomas führt – wenn sich „JT“ nicht wieder selbst schlägt. Der 28-jährige PGA Champion von 2017 wundert sich vermutlich über den zweiten Platz unter all den potenziellen Anwärtern auf einen Augusta-Triumph, stellt er sich doch in Sachen Grand-Slam-Turniere ein eher vernichtendes Urteil aus. „Abgesehen vom Erfolg vor fünf Jahren waren die Vorstellungen eher armselig“, befindet „JT“ über den Major-Kombattanten Thomas: „Während meiner gesamten bisherigen Kariere habe ich auf diesen Bühnen nicht annähernd gezeigt, wozu ich spielerisch eigentlich fähig bin. Um es klar zu sagen: Ich habe meistens sehr sehr schlecht abgeschnitten.“

„Underachiever“, nennt der anglophile Sprachraum diesen Typus, „Leistungsschwächling“. Und ja, trotz des Titels im Quail Hollow Club in North Carolina und 13 weiteren Turniergewinnen auf der PGA Tour hat der Profi aus Kentucky sein enormes Potenzial letztlich noch nicht wirklich entfaltet, von dem nicht nur Deutschlands bekanntester Golftrainer Frank Adamowicz im Golf Post-Talk schwärmt. Ein Platz vier beim November-Masters ist Thomas’ bislang bestes Ergebnis im Augusta National Golf Club, ansonsten rangierte er vor seiner nunmehr siebten Teilnahme stets irgendwo zwischen Rang 12 und 39 – „weil ich mir in der Vergangenheit einfach zu viel Druck gemacht und das Turnier womöglich zu sehr auf einen Sockel gestellt habe, statt einfach Vertrauen in mein Spiel und meine Fähigkeiten zu haben“, lautet Thomas’ Erklärung, der sich zudem unlängst ziemlich frustriert über seinen aktuell nur siebten Platz in der Weltrangliste äußerte. Heute ab 10.45 Uhr Ortszeit, direkt im Flight hinter Tiger Woods, kann er sich daran machen, seine Bilanzen aufzupolieren.

Fun Fact am Rande: Bei den Buchmachern werden mit Rahm, Thomas, Players Champion Cameron Smith und dem Weltranglistenersten Scottie Scheffler gleich vier Akteure als Top-Favoriten geführt, die allesamt noch kein Green Jacket gewonnen haben.

Matsuyama vermisst sein Green Jacket

Bedauern und Hoffnung: Titelverteidiger Hideki Matsuyama geht mit gemischten Gefühlen heute an den ersten Abschlag dieses 86. Masters. Der 30-Jährige gewann bekanntlich vergangenes Jahr als erster Asiate das begehrte Green Jacket und darf es fürderhin nur noch im Augusta National Golf Club tragen. „Ich habe es mir ein Jahr lang angesehen, aber es nicht wirklich oft angehabt. Jetzt wünsche ich mir, ich hätte es öfter getragen“, sagte Matsuyama, der den ideell so umgemein wertvollen Zwirn nicht mal der Reinigung anvertrauen wollte: „Ich hatte solche Angst, dass das Green Jacket beschädigt würde. Deshalb wollte ich es nicht aus den Augen lassen.“ Die Chancen, das Sakko direkt für ein weiteres Jahr wieder mitnehmen zu können, sind nicht sonderlich hoch; Titelverteidigungen in Augusta National gelangen nur Tiger Woods (2001/2002), Nick Faldo (1989/1990) und Jack Nicklaus (1965/1966). Immerhin fühlt sich Matsuyama, der beim Champions Dinner mit einer freien Rede in Englisch brillierte, dessen er eigentlich kaum mächtig ist, trotz seiner Rücken- und Nackenprobleme fit: „Ich plage mich damit seit dem Arnold Palmer Invitational herum, bin jedoch dank der intensiven Behandlung sehr optimistisch. So gut wie derzeit habe ich mich jedenfalls lange nicht mehr gefühlt.“

Die „Best Buddies“ setzen auf Woods

Tiger-Ticker: Das Woods-Comeback bestimmt auch unmittelbar vor der ersten Runde dieses 86. Masters weitgehend die Schlagzeilen. Und hält die Buchmacher in Atem: Seit der 46-Jährige seinen Start bestätigt hat, sind auf ihn mehr Wetten eingegangen als auf jeden anderen Teilnehmer; die Bookies sprechen von einem fünfstelligen Vorsprung. Angesichts der aktuellen Quote von 40:1 wäre „ein sechster Sieg in Augusta für uns das schlimmste Szenario bei einem Golfturnier, seit wir auf dem US-Markt sind“, sagt beispielsweise Jay Croucher von „PointsBet“.

Einer glaubt auf jeden Fall felsenfest an das Woods-Wunder. „Vor vierzehn Monaten habe ich seinetwegen noch jeden Tag wie ein Baby geheult, und jetzt wirkt er wieder so stark“, erzählte Kumpel Fred Couples nach den beiden gemeinsamen 9-Loch-Einspielrunden am Montag und am Mittwoch: „Sein rechtes Bein tut nach wie vor weh. Aber dennoch schlägt er den Ball weit genug, um auf diesem Platz bestehen zu können. Tiger ist halt Tiger. Er weiß, wie man mit Schmerz umgeht, und ist bereit zu kämpfen.“

Jeweils mehr als 35.000 Patrons waren an den beiden Tagen zur Stelle, um Woods auf seinem Weg über das Auf und Ab von Augusta National zu begleiten. Während Tiger flachste, dass halt „alle Freddie lieben und deswegen hergekommen sind“, stimmte auch der Dritte im Übungsrunden-Bunde in den Optimismus ein. „Sein Spiel ist gut genug, um hier gut zu spielen“, erklärte Justin Thomas, den Woods gern als kleinen Bruder bezeichnet: „Niemand hat eine solche Arbeitsmoral und Entschlossenheit wie er. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen, wenn es darum geht, sich etwas vorzunehmen, sich ein Ziel zu setzen, sich und allen anderen zu beweisen, dass man es schaffen kann. Er hat diese Art von Prozess schon einmal durchgemacht und weiß leider besser als andere, wie schwierig das ist. Umso unglaublicher ist, was er trotz allem immer noch leisten kann.“

508 Tage sind seit Woods’ letztem offiziellen Turnier vergangen, dem November-Masters 2020, bei dem er geteilter 38. wurde. Heute macht er sich an der Seite von Louis Oosthuizen und Joaquin Niemann erneut daran, zu bestätigen, was Rory McIlroy so formuliert hat: „Ich traue ihm alles zu. Nichts, was er tut, erstaunt oder überrascht mich noch.“

Van Rooyen: Nach dem Masters ist der Bart ab

Beeindrucken ist die Gesichtszier …: Doch besser lebt sich’s ohne ihr. Okay, das ist eine sehr schräge Verballhornung, trifft aber den Kern der Nachricht. Erik van Rooyen, der den Trend zur Golfhose mit Jogger-Bündchen auf der Tour eingeführt hat, trägt seit Monaten einen mittlerweile beinahe monströsen Schnurrbart in Altväter-Manier mit sich herum, gestern beim Par-3-Contest wieder zu besichtigen – ein idealer Anlass übrigens, um auch hier noch mal Impressionen des hinreißenden Familienfests zu zeigen:

Wie süß ist das denn? Die Golf...

Doch es steht fest: Nach dem Masters schlägt dem Balken unter der Nase das letzte Stündlein. „Die Leute mochten es, und deswegen habe ich den Schnauzer stehen lassen. Aber nächste Woche hat das ein Ende“, erklärte der Südafrikaner, der sein Masters-Debüt 2020 wegen einer Verletzung abbrechen musste und heuer sozusagen einen zweiten Premieren-Anlauf nimmt. „Mein Großvater trug zeitlebens einen prächtigen Oberlippenbart, daher pflege ich diese Tradition jedes Jahr anlässlich Weihnachten.“

DeChambeau: „Mickelson ist komplett abgetaucht“

Sprachregelung: Gestern war Nestbeschmutzer Phil Mickelson dann doch präsent, indirekt jedenfalls. Bei seiner traditionellen „Regierungserklärung“ wurde Augusta Nationals Vorsitzender Fred Ridley natürlich auch nach dem abwesenden „Lefty“ gefragt und stellte klar: „Wir haben ihn nicht ausgeladen; sein Fernbleiben ist eine ureigene Entscheidung.“ Ja, nee, ist klar: Blaue Briefe schreiben die Granden in Grün nicht selbst, so was wird eleganter und vor allem verschwiegener geregelt. Es gibt genug andere als die Holzhammer-Methode, um einer „Persona non grata“ die Unerwünschtheit nahe zu legen. Ob der dreifache Masters-Gewinner überhaupt die übliche formelle Einladung bekommen hat, ließ Ridley ohnehin offen. Mickelson habe ihn aber frühzeitig per Textnachricht informiert, dass er nicht spielen wolle.

Wie auch immer: Der ob seiner Aussagen und Aktivitäten gegen die PGA Tour in Ungnade gefallene und per selbst gewählter Auszeit vorläufig verbannte Mickelson bleibt unsichtbar, nahm auch nicht am Champions Dinner teil. „Er ist komplett abgetaucht“, sagte dieser Tage Bryson DeChambeau, der den 51-Jährigen unlängst offenbar zu erreichen versucht hatte: „Es kam keine Antwort.“

Noch’n Comeback: John Daly ist auch wieder da

Außenposten: Alles ist bei diesem 86. Masters wieder da – Patrons, Par-3-Wettbewerb, auch das Getümmel im Merchandising-Kaufhaus von Augusta National, wo es zugeht wie beim Winterschlussverkauf.

Und apropos Merchandise: John Daly ist ebenfalls wieder da. Auf dem Parkplatz des örtlichen „Hooters“-Schnellrestaurants feiert „The Wild Thing“ sein Comeback, hat wie früher einen Verkaufsstand aufgeschlagen, verhökert Devotionalien der eigenen Großartigkeit, palavert mit den Leuten, ist einfach er selbst – inklusive Zigarette und Bier. Wie heißt noch mal der Slogan, den „CBS“-Star Jim Nantz fürs Masters kreiert hat: „A Tradition unlike any other“.

Conor Moore und die Masters-Rückschau

Unvermeidlich: Es ist Major-Zeit, und natürlich darf der Beitrag von Parodist Conor Moore nicht fehlen. Pünktlich zum Masters-Auftakt hier also sein Beitrag zum ersten Major des Jahres, in Form eines Rückblicks. Und inklusive Seitenhieb auf den diesmal fehlenden Ian Poulter – wer den Schaden hat, muss für den Spott ja bekanntlich nicht sorgen:


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Inflation macht auch vor Magnolia Lane nicht halt

Und dann doch ein harscher Traditionsbruch: Ausgerechnet Augusta National, wo doch alles möglich scheint und sowieso der Golf-Himmel auf Erden zelebriert wird, muss vor der wirtschaftlichen Realität in die Knie gehen – und das berühmte Pfirsicheis-Sandwich von der Karte nehmen. „Probleme mit den Lieferketten“ heißt es als Erklärung an den Verkaufstresen, vor denen die enttäuschten Patrons ob der bitteren Wahrheit reihenweise in Ohnmacht fallen. Nein, so schlimm ist es natürlich nicht, aber die Verwunderung ist groß, dass ausgerechnet der Augusta National Golf Club mit derart irdischen Imponderabilien zu kämpfen hat. „Wenn schon Augusta solche Probleme hat, dann gibt’s für den Rest der Welt keine Hoffnung mehr“, schrieb ein Patron in den sozialen Netzwerken. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Außer, dass die Inflation tatsächlich auch vor der Magnolia Lane nicht halt macht: Die gewohnt günstigen Preise auf der Menükarte wurden in Teilen um 50 Cent angehoben, das Schinken-Käse-Toast beispielsweise kostet statt 2,50 jetzt 3 Dollar. Bloß den Snack aller Snacks, das Pimento Cheese Sandwich, gibt’s nach wie vor für 1,50 Dollar – und das seit 2003.

Harry Higgs auf der Veranda-Range

Zum Schluss: Das bisschen Regen hält einen Profi doch nicht vom Training ab. Wegen des unbeständigen Wetters und der zahlreichen Gewitterpausen hat Debütant Harry Higgs die Vorbereitungen auf sein erstes Masters einfach auf die Veranda des angemieteten Quartiers verlegt und sich dort eine provisorische Range gebastelt. Man muss sich halt bloß zu helfen wissen …

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