Ehre, wem Ehre gebührt: Schottland ist die beste Golf-Destination der Welt und ebenso in Europa. Die Puristen unter den Anhängern des „Spiels der Schottländer“, das der Geograph und Pädagoge Johann Christoph Friedrich GutsMuth bereits Ende des 18. Jahrhunderts zur körperlichen und geistigen Ertüchtigung empfahl, wissen es längst – jetzt haben sie’s im Mutterland des Golfsports sozusagen mit Brief und Siegel. Bei den diesjährigen „World Golf Awards“, zum neunten Mal vergeben, heimste Schottland beide Titel ein.
Die beiden Open als Zuschauer-Magnete
Nach einem Jahr wie 2022 ist das eigentlich kein Wunder. „Alba“, so der schottisch-gälische Landesname, stand im Mittelpunkt des golferischen Interesses. Nicht nur, weil die von Corona-Restriktionen befreite Reiselust in Scharen Festlandseuropäer über die Nordsee hüpfen und Golfer aus Übersee über den großen Teich springen ließ. Gerade die beiden Open, die Jubiläums-150. der Herren auf dem Old Course in St. Andrews und die Premiere von Muirfield als Austragungsort für die Damen, lockten Fans aus der ganzen Welt an – trotz des allerorten herrschenden Flughafen- und Gepäckchaos.
Mehr als 500.000 Gäste kamen allein wegen der beiden Turniere und der als Linksgolf-Generalproben „vorgeschalteten“ Scottish Open für die Profis im Renaissance Club am Südufer des Firth of Forth und für die Proetten auf den Dundonald Links an der Westküste. Sowieso konnte sich der Reisende des Eindrucks nicht erwehren, dass Schottland nie so voller Golfer war wie in diesem Sommer. Egal, in welcher Region.
Nüchternes Lob: „Breite Palette von Parkland- und Linkskursen“
587 Golfplätze weist die Statistik aus, auf jeweils knapp 10.000 Einwohner entfällt ein Parcours, kein Land der Welt hat eine derart hohe Pro-Kopf-Quote. Dermot Synnott, einer der Verantwortlichen für die „World Golf Awards“, würdigte zurecht die „breite Palette von Parkland- und Linkskursen des Bucket-List-Reiseziels Schottland“. Stimmt. Und kommt doch so nüchtern daher. Doch wie ließe sich die Faszination und Vielfalt von Golf in Schottland in aller Kürze anders vermitteln als mit: Gelobtes Golfland.
Eine Aufzählung all der Juwelen erscheint fast unmöglich; schon der Versuch würde enzyklopädische Ausmaße annehmen, die Vielfalt im Detail zu würdigen. Es sind ja beileibe nicht bloß die großen Namen, die fast jedem geläufig sein dürften und nahezu permanent in den Sozialen Medien oder den sportlichen Golfschlagzeilen auftauchen: der Old Course und Carnoustie sowie die anderen schottischen Wiesen auf der Rota der Open Championship. Die Scottish-Open-Schauplätze. Oder Kingsbarns, Royal Dornoch, Turnberry – selbst wenn Letzteres ein Trump-„Testikel“ ist.
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Dumbarnie: Zuwachs für den Golfschatz von Fife
Nein, jede der schottischen Golfregionen hat nebst den populären Parcours allerhand Golfgemmen, die unter dem massentouristischen Radar segeln, bei Kennern indes Geschmacksfäden ziehen. In Fife überstrahlt St. Andrews alles, aber Crail oder Leven und Lundin beispielsweise sollte niemand verpassen – und mit den Dumbarnie Links bekam der Golfschatz der Grafschaft unlängst exquisiten Zuwachs. Bei Angus denkt jeder direkt an das Biest Carnoustie, während nebenan Panmure beinahe im Verborgenen glänzt und Montrose pure, freilich von Vergänglichkeit bedrohte Golfhistorie ist.
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Land unter auf dem Championship Course von Carnoustie: Nach sintflutartigen Niederschlägen kämpft Schottlands Nordosten mit der Überflutung von Straßen, Kellern und nicht zuletzt Golfplätzen.
90mm of rain has fell since Tuesday night with 70mm of that in the past 36 hours, like many courses in the Edinburgh area, our greens are dry and firm but the problem is getting to them 😩 pic.twitter.com/KAgUJr55UK
— Kingsknowe Golf Club (@KingsknoweGC) November 18, 2022
Selbst der achtmalige Open-Championship-Austragungsort „Car-Nastie“ präsentiert sich dieser Tage eher als Seenlandschaft. „Binnen einer Woche ist mehr Regen herunter gekommen als normalerweise im Spätherbst in einem ganzen Monat“, sagt Vincent Fitzsimons von der schottischen Umweltschutzbehörde.
Carnoustie’s finish just got tougher 😳 pic.twitter.com/ea6XSXqNGt
— Ru Macdonald (@RuMacdonald) November 18, 2022
An „Scotland’s Golf Coast“ beziehungsweise in East Lothian – nebenbei bemerkt, dem sonnigsten und trockensten Landstrich in Schottland – zieht ein Kaleidoskop von Kurskrachern den Golfgast in seinen Bann. Und während North Berwick mit seinen West Links für 2023 bereits ausgebucht ist, allenfalls noch vereinzelt freie Tee Times im Reservierungsbuch hat, werden Schmuckstücke wie die beiden Links des Archerfield Golf Club allzu oft übersehen.
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In Aberdeenshire drängen sich Royal Aberdeen, Murcar und Cruden Bay förmlich auf, indes sind Stonehaven oder die Cullen Links womöglich das wahre Abenteuer. In den Highlands stellen Royal Dornoch oder Castle Stuart allenfalls die Speerspitze der Spielmöglichkeiten dar; der Golf-Gourmet schätzt Nairn, Fortrose & Rosemarkie, Brora oder Golspie nicht minder.
Elf Kurse auf 16 Kilometern, 84 Löcher in Reihe
An der schottischen Westküste in Ayrshire wiederum liegen auf einem Streifen von 16 Kilometern elf Linkskurse derart dicht aneinander, dass sich 84 Löcher in Reihe spielen ließen – von den Gailes Links im Norden bis Prestwick St Nicholas im Süden. Zwischendrin prangen das majestätische Royal Troon und der ehrwürdige Prestwick Golf Club, die Wiege des weltältesten Majors. Und die größte Entfernung zwischen Grün und nächstem Tee beträgt gerade mal 500 Meter: beim Übergang von Prestwick aufs Gelände des einstigen Handwerker-Clubs „St Nicks“. Man sollte allerdings gut zu Fuß sein.
Geheimtipp The Machrie im Archipel der Inneren Hebriden
Was für eine Vielfalt. Dabei kreiste diese Laudatio auf die weltbeste Golfdestination bislang lediglich um die schottische Küste. Von Inlands-Ikonen wie Gleneagles, Duff House, Blairgowrie oder Loch Lomond war noch gar nicht die Rede. Ebenso nicht von den Inseln, von Ardfin auf der Isle of Jura oder Machrihanish auf der Kintyre-Halbinsel. Oder von The Machrie auf Islay, das als behagliches Resort mit allen Annehmlichkeiten eines splendiden Country Club in der Abgeschiedenheit des südlichsten Eilands der Inneren Hebriden liegt und ein phänomenales Golfgeläuf sein Eigen nennt.
Qual der Wahl? „Scotland Where Golf Began“ gibt Hilfestellung
Wie sagte Dermot Synnott bei der Verleihung der „World Golf Awards“ noch: „In Schottland hat der Golfreisende die Qual der Wahl.“ Wer dabei ein bisschen Hilfe braucht, dem sei das Portal „Scotland Where Golf Began“ empfohlen. Als Informations- und Vermarktungsinitiative schottischer Golf-Anbieter – Plätze ebenso wie Hotels oder Reiseveranstalter – bietet diese Plattform einen weit gespannten Überblick und tief reichende Einblicke für das besondere Erlebnis „Golf in Schottland“.
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