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Profisport Herren

Businessgipfel auf den Bahamas: PIF-Chef Al-Rumayyan umwirbt Woods und Co.

20. Mrz. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Fotos: Getty)

Großkalibriger Gipfel: PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan (l.), GOAT Tiger Woods und Meeting-Fürsprecher Adam Scott (oben) sowie Tour-Commissioner Jay Monahan und SSG-Frontmann John Henry. (Fotos: Getty)

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Die Flugzeug-Tracker hatten ihren Spaß: Endlich mal nicht Elon Musik, Taylor Swift oder irgendwelche Oligarchen. An diesem Montag konzentrierte sich das Interesse an Codes und Kennzeichen auf die Privatflieger am Himmel über den Bahamas und auf den Betrieb auf dem Flughafen von Nassau: N795HG, eine Cessna Citation 10, zugelassen auf Tour Air Inc., eine Tochterfirma der PGA Tour; N650XA, eine Gulfstream 650, zugelassen auf Saudi Aramco; N627JW, eine Bombardier BD-7000 Global Express, zugelassen auf Algonquin Aviation LLC in Massachusetts.

Ursprünglich in Ponte Vedra Beach geplant

Die Passagiere der luxuriösen Langstrecken-Businessjets sind unschwer zu verifizieren: PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan, PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan, John Henry, Frontmann des Investorenkonsortiums Strategic Sports Group. Dazu die Aktiven im Verwaltungsrat der PGA Tour: Patrick Cantlay, Jordan Spieth, Adam Scott, Peter Malnati und Webb Simpson. Einer fehlt in der Aufzählung, aber der war schon da: Tiger Woods’ Gulfstream 550 mit dem Kennzeichen N517TW sowie seine Jacht Privacy werden seit Tagen auf den Bahamas verortet.

Interessant, dass all die Großkaliber ihm die Aufwartung machten, um jenes ominöse Gipfeltreffen mit dem Strippenzieher aus Saudi-Arabien abzuhalten, von dem während der Players Championship im TPC Sawgrass ständig die Rede war und das ursprünglich irgendwo in Ponte Vedra Beach stattfinden sollte.

Der Berg kommt zum Propheten

Aber wie heißt es so schön: Manchmal muss der Berg halt zum Propheten kommen. Und so durfte Al-Rumayyan, Herr über die rund 700 Milliarden Dollar des saudischen Staatsfonds PIF, Wirtschaftswesir von Kronprinz Mohammed bin Salman und Finanzier des Konkurrenzcircuits LIV Golf League, bei Woods vorsprechen. Mehr noch: Angeblich sollen die beiden sogar Golf miteinander gespielt haben. Was zumindest die Binse bestätigt, dass eine Menge lukrativer Geschäfte zwischen erstem Abschlag und 18. Grün ausgehandelt werden.

Überredungskunst von Adam Scott

Es war das erste Treffen zwischen der Saudi-Exzellenz und dem Golf-Superstar, angeblich soll Adam Scott dafür ziemlich auf seinen Policy-Board-Kollegen eingeredet haben. Wenngleich auch Jordan Spieth aufgrund des SSG-Engagements der Meinung ist, dass ein Deal mit dem PIF nunmehr keine Eile habe, dürfte vor allem Woods’ Stimme bei den Verhandlungen über eine Teilhabe des PIF bei PGA Tour Enterprises (PTE) zählen, jener kommerziellen Unternehmung, mit der PGA Tour und SSG die globale Golflandschaft neu definieren wollen. Und der GOAT ist von einem flotten PTE-Dreier eher wenig begeistert.

Scott blieb diesbezüglich zwar unkonkret, war aber deutlich zu verstehen. „Letztendlich entscheiden die Spieler mit darüber, ob ein Vertrag zustande kommt oder nicht, so wie es auch bei der SSG der Fall war“, hatte der Australier schon während der Players Championship gesagt. „Bei der Ernsthaftigkeit dessen, worüber wir abstimmen, denke ich, dass es wichtig ist, dass wir alle uns treffen, unabhängig davon, wie die Gefühle der einzelnen Beteiligten sind.“

Gewichtiger Gipfel, dünnes Statement

Wie bei einem derart gewichtigen Gipfel zu erwarten war, fiel das anschließende Statement eher dünn aus. Monahan äußerte sich anschließend über einen „durchweg konstruktiven Austausch“, der einen „wichtigen Teil unseres Prüfungsprozesses bei der Auswahl potenzieller Investoren für PGA Tour Enterprises“ dargestellt habe. Due Diligence lautet der Fachterminus, Business-Sprech halt. Immerhin ließ sich der „Commish“ noch entlocken: „Während der Sitzung hatte Yasir Al-Rumayyan die Möglichkeit, sich unseren Spielerdirektoren vorzustellen und seine Vision, Prioritäten und Beweggründe für eine Investition in den professionellen Golfsport zu erläutern.“ Immerhin.

Ziemlich verhärtete Fronten

Als Monahan bei der obligatorischen Players-Audienz des Commissioner von „Beschleunigung“ gesprochen hat, dürfte er vor allem die Aussicht auf dieses Meeting gemeint haben. Schon zuvor hatte sich wohl eine SSG-Delegation um John Henry mit Al-Rumayyan getroffen und SSG-Mitglied Steven Cohen wurde bei einem Basketballspiel seiner New York Mets sogar mit LIV-Impresario Greg Norman gesichtet, aber letztlich kommt es auf die Spieler an, wie Scott zu Recht betont hat.

Und die Fronten waren ziemlich verhärtet: Weil Monahan dem am 6. Juni vergangenen Jahres spektakulär auserkorenen potenziellen Partner PIF durch den Abschluss mit der SSG fremd gegangen ist, worauf Al-Rumayyan sich mit der Verpflichtung von Jon Rahm revanchiert hat, was als allgemein als Warnschuss vor den Bug der PGA Tour verstanden wird: Bis hierhin und nicht weiter, ich lasse mich nicht einfach ausbooten.

LIV-Liga als höchste Hürde

Sowieso steht die LIV-Liga ganz augenscheinlich als höchste Hürde zwischen PGA Tour und PIF. Der Homunkulus war eigentlich auch nur eine Trotzreaktion von Al-Rumayyan, nachdem die Tour dem ersten Werben der Saudis und ihres ambitionierten Chefmanagers um Teilhabe am prestigeträchtigen Herren-Profigolf mit der Überheblichkeit und Selbstüberschätzung des vermeintlichen Monopolisten die kalte Schulter gezeigt hatte. Was Al-Rumayyans Kalfaktor Greg Norman dann vor allem in emotionaler, juristischer und pompöser Hinsicht daraus gemacht hat und was Tiger Woods vom Konkurrenzkonstrukt hält, hat unlängst Rory McIlroys Ex-Manager Andrew „Chubby“ Chandler kurz, aber prägnant vermittelt:

McIlroy: Norman erweist Al-Rumayyan einen Bärendienst

Rory McIlroy selbst bezeichnet das Gebaren von LIV mittlerweile als „Bärendienst“ für Al-Rumayyan. „Ich habe Zeit mit Yasir verbracht. Die Leute, die ihn bei LIV vertreten, tun ihm meiner Meinung nach keine Gefallen, also Norman und all diese Jungs“, sagte McIlroy am Sonntag nach der Players Championship. „Ich glaube, es gibt eine ziemliche Kluft zwischen PIF und LIV, wo man eher sein eigenes Ding macht. Je näher wir also an Yasir und PIF herankommen und hoffentlich die Verhandlungen über ein Investment positiv abschließen können, desto besser.“

Wie immer man zu Saudi-Arabien und den Machtgelüsten der Monarchie stehen mag: Die Zusammenarbeit bei PGA Tour Enterprises scheint mittlerweile alternativlos, um mal diesen zerfledderten Begriff zu benutzen. Die PGA Tour hat durch das Rahmenabkommen mit dem PIF alle Schleusen geöffnet, weil Deals mit den Saudis plötzlich legitim waren, was nicht nur Jon Rahms Einstellung geändert hat. Dann hat Commissioner Monahan die „Braut“ brüskiert und ist eine inländische Buhlschaft eingegangen. Das war ein gefährliches Spiel und hatte mit dem Verlust von Rahm und Tyrrell Hatton auch seinen Preis.

„Einer der weltgrößten Staatsfonds: Lieber Partner oder Feind?“

Jetzt muss Monahan die Sache unbedingt zu Ende bringen, denn Al-Rumayyan hat gezeigt, dass er sich nicht zum Narren halten lässt. „Wenn wir nicht zu einem Abschluss kommen, sind wir wieder in derselben Position wie vorher“, hatte Monahan vergangene Woche betont. Und wie sagte doch Rory McIlroy vor geraumer Zeit: „Ob es uns nun gefällt oder nicht, der PIF wird weiterhin Geld für Golf ausgeben. Wir haben es mit einem der größten Staatsfonds der Welt zu tun: Würden Sie den lieber als Partner oder zum Feind haben?“

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