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Sebastian Heisele, was macht ein ehemaliger Pro nach der Karriere?

24. Sep. 2024 von Elias Scharner in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Sebastian Heisele: Der Ex-Golfprofi ist mittlerweile als Golfcoach tätig. (Foto: Sebastian Heisele; Fotograf: Mario Fuchs)

Sebastian Heisele: Der Ex-Golfprofi ist mittlerweile als Golfcoach tätig. (Foto: Sebastian Heisele; Fotograf: Mario Fuchs)

Golf Post spricht mit dem ehemaligen Tourprofessional Sebastian Heisele knapp zwei Jahre nach seinem Rücktritt über seine zahlreichen Tätigkeiten - vom Beruf als TV-Journalist bei Sky bis hin zum Golfcoaching. Der 36-Jährige gewährt Einblicke in seine bisherige Zeit als Golfkommentator, spricht über sein Golfcoaching und teilt eine lustige Geschichte über eine ganz besondere bogeyfreie Runde.

Golf Post: Sebastian, Du hast Deine Profikarriere im Jahr 2022 beendet. Jetzt bist Du sehr vielfältig beschäftigt. Du arbeitest unter anderem als Golfcoach, TV-Kommentator bei Sky und Co-Trainer beim Bayerischen Golfverband. Wann hast Du angefangen, dich damit zu beschäftigen, wie es nach der Golf-Karriere weitergehen soll?

Sebastian Heisele: Eigentlich schon frühzeitig. Ende des Jahres 2022 habe ich bekanntlich meinen Abschied in Portugal verkündet. Nach der schwierigen Saison 2021 war es mir aber schon Anfang des Jahres mehr als bewusst, dass 2022 auf jeden Fall mein letztes Jahr auf der Tour sein wird.

Golf Post: War für Dich sofort klar, dass Du so viel und unterschiedliches machen willst?

Sebastian Heisele: Das war nicht ganz so klar. Während der Corona-Pandemie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es einmal weitergehen soll. Für einen Sportler ist es das Naheliegendste, dass man im Sport bleibt und in meinem Fall war es dann eben unter anderem als Trainer. Ich habe die Trainerausbildung 2020, also schon während der aktiven Profikarriere, begonnen.

Die Engagements beim Bayerischen Golfverband (BGV) und bei Sky haben sich ergeben. Wie es halt immer so ist, du hörst auf und plötzlich öffnen sich Türen, an die du nicht wirklich zuvor gedacht hast. Im Falle von Sky ist der Kontakt noch während meiner aktiven Zeit als Profi entstanden.

Sebastian Heisele: Sein Highlight als Sky-Kommentator

Golf Post: Stichwort Sky. Du hast gesagt, der Kontakt ist während deiner Zeit als Profi entstanden. Wie ist es zu deinem Engagement gekommen?

Sebastian Heisele: Bei den Turnieren in Deutschland ist der Kontakt zu Florian Bauer entstanden, der dort meistens vor Ort war. Zusätzlich gab es noch die Verbindung durch meinen damaligen Manager Irek Myskow, ebenfalls Sky-Kommentator. Sie haben mich dann noch während meiner aktiven Zeit eingeladen zu einer Sendung am Jahresende und so hat sich dieses Engagement aufgebaut.

Golf Post: Kannst Du dich noch an Dein erstes Turnier als Kommentator erinnern?

Sebastian Heisele: Das war damals ein PGA-Tour-Turnier als Co-Kommentator neben Irek Myskow. In dieser Situation war es noch relativ entspannt, weil ich eher die Rolle des Experten eingenommen habe. Das funktioniert und harmoniert aktuell, glaube ich, ganz gut mit Jonas Friedrich, weil er eben diese Konstellation aus dem Fußball mehr als kennt. Mein erstes Turnier als alleiniger Kommentator war zur Probe die DP World Tour Championship. Der erste richtige Einzelkommentar war zur European Open in Hamburg - ein Sprung in das kalte Wasser. Zu Beginn war manches natürlich neu, aber ich habe mich gut in die Rolle des Kommentators eingearbeitet.

Golf Post: Wenn es jetzt heißt, Du kommentierst diese Woche das Event der DP World Tour oder der PGA Tour, wie sieht da die Vorbereitung vor Turnierbeginn und der Ablauf an einem Turniertag aus?

Sebastian Heisele: Grundsätzlich einmal journalistische Vorarbeit. Wie intensiv die Vorbereitung aussieht, hängt von der jeweiligen Tour und vom jeweiligen Turnier ab und wieviel Informationen man von denen bekommt. Natürlich suchen wir auch nach interessanten Nebengeschichten über den Austragungsort, das Turnier und die Spieler, um Phasen, in denen es nicht so spannend ist, zu füllen. Der Ablauf am Turniertag ist grundsätzlich, abgesehen vom sportlichen Geschehen, immer derselbe. Die Übertragung der großen Touren ist meistens gleich.

Persönlich sehe ich mich aktuell eher bei der DP World Tour zuhause, weil ich noch viele Spieler und Plätze kenne und somit viele spannende Geschichten und Anekdoten mit den Zuseherinnen und Zusehern teilen kann. Im Falle einer PGA-Tour-Übertragung muss ich mich viel detaillierter vorbereiten, weil ich die meisten Plätze und Spieler nicht kenne.

Golf Post: Wie groß ist euer Team bei der Sky-Golfredaktion?

Sebastian Heisele: Wir sind acht Kommentatorinnen und Kommentatoren, wenn ich mich nicht ganz täusche. Abhängig vom Turnier, sitzen zusätzlich noch drei Leiter oben in der Produktionsregie, die dann quasi die Werbung, das Bild und alles mögliche bedienen. Wenn es ein großes Turnier ist, dann betreuen in der Summe vier oder fünf Leute die TV-Übertragung.

Golf Post: Was war Dein bisheriges Highlight als TV-Kommentator?

Sebastian Heisele: Mein Highlight war der Ryder Cup in Rom. Da auf einem European-Tour-Platz gespielt wurde, konnte ich meine Erfahrungen mit dem Platz in die Übertragung einfließen lassen. An Tag 2 am Nachmittag gab es eine Situation rund um Wyndham Clark auf Bahn 18. Das Match war zu diesem Zeitpunkt geteilt. Während der Übertragung meinte ich halt bemerkt zu haben, dass die Graswuchsrichtung gegen den Ball wächst und wusste natürlich, dass gegen den Grain dieser Chip immer ein bisschen unangenehm wird. Ich habe es "on air" erwähnt und prompt kam es auch. Clark hat den Ball so fett getroffen, dass er kaum nach vorne ging.

"Die erste Runde nach meiner OP war eine bogeyfreie 65"

Golf Post: Du hast Deine Laufbahn als Golfcoach im GC Wörthsee begonnen. Erzähl uns etwas darüber, wie Du damals dort gelandet bist.

Sebastian Heisele: Nach meiner Ausbildung bin ich über einen Kollegen beim GC Wörthsee gelandet. Am Anfang ging es mal darum, zu gucken, wie das Leben als Golftrainer eigentlich ist. Ich konnte mir das dann vorstellen und so bin ich eben endgültig im GC Wörthsee gelandet. Nun geht es für mich aber in den Münchener GC Straßlach.

Golf Post: Für welchen Bereich wirst Du im Münchener GC als Golfcoach verantwortlich sein?

Sebastian Heisele: Ich werde dort die Jugendarbeit der Jungen leiten, explizit die AK16, AK18 und den Elite-Kader unterrichten.

Golf Post: Wo liegen Deine Stärken als Golfcoach?

Sebastian Heisele: Persönlich, denke ich, kann ich im sportlichen Teil des Amateur-Golfs meine Erfahrungen als ehemaliger Tourpro am besten weitergeben. Das ist jetzt nicht technischer Natur, sondern einfach nur, wie spielt man Golf. Das lernt man dann auch als Tourspieler. Der Münchener GC als eine der Top-Adressen des süddeutschen Golfsports passt daher zu meinem Profil als Golfcoach.

Foto: Sebastian Heisele; Fotograf: Mario Fuchs

Foto: Sebastian Heisele; Fotograf: Mario Fuchs

Golf Post: Du hast uns vor dem Gespräch schon etwas über ein Talente-Camp erzählt. Was genau ist da in Planung?

Sebastian Heisele: Aktuell bauen wir ein Jugendcamp mit dem Namen "NextGen Talentcamp" auf. In der fünftägigen Veranstaltung werden mit Experten sowohl die technischen als auch die mentalen Aspekte des Golfsports behandelt. Das Camp findet in den Herbstferien zum zweiten Mal statt.

Golf Post: Zusätzlich zu Deinen anderen Berufen organisierst Du auch Golfreisen.

Sebastian Heisele: Diese Gelegenheit hat sich durch meine Zeit auf der DP World Tour ergeben. Ich hatte damals über Bernd Ritthammer Marcus Lindner kennengelernt. Er hat ein paar Mal als Caddie für Bernd fungiert. Irgendwann ist er mit der Idee auf mich zu gekommen und letztes Jahr habe ich dann meine erste Golfreise, die nach Sizilien ging, veranstaltet.

Bedingt durch meine spielerischen Fähigkeiten agiere ich auf den Reisen gerne mit. Wenn es dann auf aktuelle oder ehemalige Tourplätze geht, teile ich gerne meine Erfahrungen und Erlebnisse. Aktuell sind die Reisen nicht möglich, weil ich letzten November eine Bandscheiben-OP und leider vor kurzem wieder einen kleinen Bandscheibenvorfall hatte. Ich hoffe dennoch, im Frühling 2025 die nächsten Reisen zu veranstalten.

Golf Post: Gibt es noch irgendeine berufliche Tätigkeit, die Du aktuell noch nicht ausübst, die Dich aber einmal interessieren würde?

Sebastian Heisele: Ich glaube, das reicht aktuell. Klar gäbe es interessante Tätigkeiten, aber noch ist nichts geplant.

Golf Post: Abschließend, wo liegt Dein Level als Spieler knapp zwei Jahre nach dem Karriereende?

Sebastian Heisele: Ja, die Geschichte ist ganz lustig, weil die Bandscheiben-OP war, wie gesagt, Anfang November. Und dann habe ich in meiner ersten Runde nach der OP, das war bei unserem Herrenturnier, eine bogeyfreie 65 , 7-Unter gespielt. Und das geht seither irgendwie so locker flockig vor sich her. Klar, es ist jetzt nicht immer eine 7-Unter und eine 65, aber ich hatte bisher, glaube ich, keine Runde, die über Par war. Ehrlicherweise spiele ich, bedingt durch meine Verletzung und meine Trainer-Tätigkeit, aber aktuell recht wenig.

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