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Golf Post Premium Ryder Cup

Käpt’n Stenson: Vertraglicher Verzicht auf Saudi-Liga hievt „Iceman“ ins Ryder-Cup-Amt

16. Mrz. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Henrik Stensons Weg ins Kapitäns-Amt für den Ryder Cup war nicht ohne Hürden. (Foto: Getty)

Henrik Stensons Weg ins Kapitäns-Amt für den Ryder Cup war nicht ohne Hürden. (Foto: Getty)

Irgendwie war es ein leichter Paukenschlag, wenngleich die Gerüchteküche schon Halbgares geliefert hatte: Der Regisseur für Rom 2023 heißt Henrik Stenson, „The Iceman“ führt Europas Equipe in die 44. Auflage des Kontinentalwettbewerbs, gut 560 Tage sind’s noch bis zum Duell mit Zach Johnsons Amerikanern im Marco Simone Golf & Country Club. Auf der Strecke bleiben Robert Karlsson, der „ewige Assistent“, und Luke Donald, der lange Favorit war und für den Fall seiner Wahl schon geflachst hat: „Vielleicht muss ich mich bei Saudi Arabien für all das bedanken.“

Offen diskutierter Gewissens- und Interessenkonflikt

Muss er nun nicht – dank der Kehrtwende von Stenson, der lange vom Kainsmal der Liebäugelei mit einer Saudi-Liga belastet war. Bei keinem anderen europäischen Spieler wurde der Gewissens- und Interessenkonflikt zwischen dem Werben aus der Wüste und dem Ruhm des Ryder Cup so offenkundig und so offen diskutiert wie im Fall des noch 45-jährigen Schweden, der am 5. April seinen nächsten Geburtstag feiert.

Lee Westwood beispielsweise ging frühzeitig allem aus dem Weg, als er ebenso wie Graeme McDowell erklärte, eh noch den x-ten Frühling als Spieler genießen zu wollen, bevor er zugab, einer müsse schon „stocktaub sein“ (O-Ton), um die Sirenenklänge der Saudis und ihrer obszönen Offerten zu überhören. Der Vollständigkeit halber: Ian Poulter war eh Außenseiter und ist sowieso ebenfalls vorbelastet.

So galt Stenson von jeher als logischer, weil sportlich erfolgreichster Aspirant unter den Amtsanwärtern. Denn vor allem für ein Heimspiel braucht es einen Skipper mit besonderer Strahlkraft und Werbewirksamkeit, sei es aufgrund von Popularität oder eben dank seiner Meriten. Und der Beliebtheit eines Westwood oder Poulter beim Ryder-Cup-Volk stehen nun mal Stensons Majorsieg über Phil Mickelson bei der Open Championship 2016 in Royal Troon, der Gewinn der Players Championship 2009, das FedEx-Cup-Championat 2013, die beiden Race-to-Dubai-Triumphe 2013 und 2016 oder das Olympia-Silber von 2016 gegenüber.

Zeit für innere Einkehr und Bekehrungsversuche

Kein Wunder also, dass sich Ryder Cup Ltd. und European Tour Group so ungewöhnlich viel Zeit mit der Kandidatenkür ließen. Normalerweise hätte das Rennen nach Rom schon Ende Januar zur Entscheidung angestanden, aber man wollte Stenson Zeit zur inneren Einkehr geben und seinerseits bis ultimo nichts unversucht lassen, den Mann aus Göteborg mit Wohnsitz in Orlando/Florida doch noch zu bekehren. Luke Donald wäre letztlich nur ein Notnagel gewesen. Er oder Karlsson dürfen sich nun wohl allenfalls 2025 in der Löwenhöhle von Bethpage Black die Finger verbrennen.


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Das ganze Hin und Her samt der Begleitumstände und des Zeitbedarfs erinnert – um im Bild der vorhin erwähnten Sirenengesänge zu bleiben – ein wenig an Homers Odyssee. Während die PGA Tour ihren Helden mit Dollarbündeln statt Wachs die Ohren verklebt, haben Europas Verantwortliche Guy Kinnings und Keith Pelley ihren Kapitän mit einer schriftlichen Ehrenerklärung an den Mast gebunden – der olle Odysseus lässt grüßen.

Expressis verbis von Saudis und Sonstigen distanziert

Tatsächlich hat sich Stenson nämlich per Vertrag verpflichtet, jedwedem Konkurrenz-Circuit abzuschwören, sich damit expressis verbis von Saudis und Sonstigen distanziert. „Als Kapitän ist eine entsprechende Vereinbarung zu unterzeichnen“, offenbarte er im Lauf des gestrigen Tages, was Beobachter bereits mit Eingang der Nachricht von seiner Ernennung assoziiert hatten: „Ich unterwerfe mich voll und ganz meiner Rolle und der Arbeit als Kapitän.“ Das ist auch insofern ein bemerkenswerter Vorgang, als der dreifache Vater noch ganz andere Gründe hätte, den lukrativen Lockrufen aus Riad und des Saudi-Handlangers Greg Norman nachzugeben.

2010 das gesamte Vermögen „verzockt“

2010 nämlich hätte Stenson sich und seiner Familie beinahe die Lebensgrundlage entzogen, als er erst kolportierte elf Millionen Dollar – angeblich seinen gesamten Sparstrumpf – im Schneeballsystem des später zu 110 Jahren Haft verurteilten Finanzbetrügers Allen Stanford versenkte und dann wegen der psychischen Belastung gleichermaßen in einen sportlichen Abgrund fiel. „Ich habe Stanford nie persönlich kennen gelernt“, zürnte der temperamentvolle Schwede mal im Nachgang. „Aber wenn ich ihm gegenüber stünde, dann würde mich das, was ich ihm antäte, wahrscheinlich selbst in den Knast bringen.“

Übrigens: Norman will heute Details nennen

Die Verluste hat er mit seine profitablen Erfolgen zwischen 2013 und 2016 natürlich wieder reingeholt, dennoch sitzt das Trauma tief: „Es war eine brutale Erfahrung, die nach wie vor schmerzt.“ Trotz eines angeblichen 30-Millionen-Dollar-Angebots fällt Stenson also für Saudi-Impresario Norman ebenfalls aus, der übrigens für heute ein paar längst überfällige Details zur Super Golf League angekündigt hat – wiewohl mangels Stars mit einer „bescheidenen Anzahl von Spielern“ – und dennoch seines „Das ist erst der Anfang“-Mantras nicht müde wird.

„Rom wird eine extreme Herausforderung"

Stenson wiederum will bis September 2023 „alle Steine umdrehen und jede Möglichkeit ausschöpfen, um den Ryder Cup wieder in europäische Hände zu bringen“: „Alle meine Spieler müssen sich auf eine extreme Herausforderung einstellen. Das US-Team wird so stark sein wie in Whistling Straits. Doch das haben wir schon für Paris 2018 erwartet.“ Und dennoch unter der Stabführung von Thomas Bjørn gewonnen, möchte man anfügen. Jetzt hat wieder ein Skandinavier das Kommando: Jedes gute Omen ist angesichts der Ausgangslage willkommen.

Henrik Stenson: Die Ryder-Cup-...

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