Der Pakt zwischen PGA Tour und PIF ist ein Nichts voll warmer Luft, Rory McIlroy hat bereits deutlich vor beleidigten Saudis gewarnt, mit dem für Dezember terminierten Match zwischen ihm und Scottie Scheffler gegen die LIV-Aktivposten Bryson DeChambeau und Brooks Koepka bekommt die vehement vorgetragene Rivalität zwischen Establishment und Konkurrenzcircuit eine merkantile Komponente und die Normalität des Faktischen – kein Wunder, dass Greg Norman Oberwasser hat. Mit dem Rückenwind der Bestandsgarantie durch seinen Finanzier Yasir Al-Rumayyan und einer gesicherten Spielzeit 2025 geht der Australier in Sachen Events auf Konfrontationskurs. Will heißen: Hatte LIV Golf bislang terminliche Überschneidungen mit wichtigen Turnieren der PGA Tour noch weitgehend vermieden, so wurden nunmehr die ersten vier Events der kommenden Saison parallel zu Highlights des Tourbetriebs angesetzt. LIV beginnt das Jahr vom 6. bis 8. Februar in Riad, in der Woche darauf gastiert der Tross im australischen Adelaide (14. bis 16. Februar). Vom 7. bis 9. März spielt man in Hongkong und vom 14. bis 16. März in Singapur. „LIV Golf bereitet sich auf den ehrgeizigsten Saisonstart seiner Geschichte vor“, sagt Norman dazu. „Seit unserem Debüt 2022 haben wir 34 Turniere in neun verschiedenen Ländern und auf vier Kontinenten gespielt. Wir sind eine globale Liga und freuen uns darauf, die nächste Saison mit vier wahrhaft internationalen Veranstaltungen zu beginnen, die den Fans auf der ganzen Welt unsere einzigartige Mischung aus Spitzengolf, Unterhaltung und Kultur bieten werden.“
Und damit stellt sich The Great White Shark fürderhin in direkte Konkurrenz zum Geschehen auf der PGA Tour, wenngleich es bei LIV immer noch an einem namhaften und reichweitenstarken TV-Partner fehlt und deren Events durch die Zeitverschiebung dann stattfinden, wenn es in den USA Nacht ist. LIV Golf Riad steigt am Wochenende der WM Phoenix Open statt, die Sause in Down Under läuft während Tiger Woods’ Genesis Invitational und die beiden Asien-Stopps fallen genau auf das Arnold Palmer Invitational und die Players Championship.
Pettersen überrascht Junior-Solheim-Cup-Team
Gute Feen: Heute beginnt im Army Navy Country Club in Arlington/Virginia der Junior Solheim Cup, der Showdown zwischen den besten Nachwuchsgolferinnen der USA und aus Europa, wo im Gegensatz zu 2023 mit Helen Briems diesmal keine Deutsche im Team ist. Dafür bekamen die „blau-goldenen“ Mädels am Wochenende noch unerwarteten Besuch im Mannschaftsquartier: Europas Teamchefin Suzann Pettersen schaute mit Assistentin Caroline Martens bei der nächsten Solheim-Cup-Generation vorbei und hatte eine Menge Geschenke und gute Worte im Gepäck. Auch das europäische U18-Team mit der erneuten Kapitänin Gwladys Nocera (Frankreich) als Titelverteidiger in Virginia an – ein Erfolg wäre ein schönes Omen für das Duell der „Großen“ um die Kristallvase ab Donnerstag.
Justin Rose fördert, Helen Briem gewinnt
Vorbild: Damengolf hat selbst oder gerade auf höchstem Niveau viele Handicaps: niedrige Preisgelder, mangelnde Fernsehpräsenz, geringe öffentliche und medial Aufmerksamkeit, aber auch Slow Play. Es gibt eine Menge Akteure, die daran etwas zu verändern, etwas zu optimieren versuchen. Aus der Beletage des Herren-Profigolf ist diesbezüglich freilich noch niemand ausgefallen – mit Ausnahme von Justin Rose. Der 44-Jährige, US-Open-Gewinner von 2013 und Olympiasieger von 2016, nutzt seinen Namen, seinen Ruf und sein Geld, um im Damengolf neue Impulse zu setzen. Während der Corona-Pandemie hat er mit Ehefrau Kate die Rose Ladies Series ins Leben gerufen, die sich mittlerweile als eine Art Vorsaison für Spielerinnen der Ladies European Tour (LET) und der LET Access Series etabliert – und das auf Plätzen wie Wentworth, West Lancashire, Royal St. George's, Royal Birkdale oder Hillside und mit einem Gesamtpreisgeld von über 450.000 Pfund. Die 10.000 Pfund für die Gewinnerin eines jeden Turniers ist nach wie vor das höchste Preisgeld, das in Großbritannien für ein Eintagesturnier ausgeschüttet wird.
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Gestern ging in Brocket Hall die Rose Ladies Open zu Ende, das 2022 eingeführte Flaggschiffturnier der Serie. Der Preisgeldtopf hat einen Inhalt von 85.000 Euro, 15.000 Euro mehr als 2023, und macht das Event zum lukrativsten Turnier der Rose Ladies Series. Und wer gewinnt: Helen Briem. Die unlängst ins Profilager gewechselte 19-Jährige aus Nürtingen feierte den ersten Sieg als Proette und sicherte sich die aufgestockte Siegprämie von 13.600 Euro. „Für meine Frau Kate und mich war es immer wichtig, den Frauengolfsport zu fördern und mit gutem Beispiel voranzugehen und die Dinge so weit wie möglich voranzutreiben“, sagt Justin Rose dazu. In einer Zeit, in der das Profigolf von Gier und Spaltung geprägt wird, ist der Engländer damit ein wahrhafter Botschafter des Sports.
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Andy Murray: Vom Tennisstar zum Golf-Eleven
Neugolfer: Andy Murray hat drei Grand-Slam-Turniere gewonnen, zwei davon im Tennismekka Wimbledon (2013, 2016); der Brite war ab November 2016 für 41 Wochen die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste und ist zweifacher olympischer Goldmedaillengewinner im Einzel (2012, 2016). Nach dem Viertelfinal-Aus im olympischen Doppel der Spiele von Paris beendete Murray vor wenigen Wochen endgültig seine große Karriere. Und was macht einer wie er nun sportlich? Die Frage beantwortet sich bei einem Blick in seine Vita, da steht als Geburtsort: Glasgow. Was Wunder also, dass sich der Schotte nun dem traditionellen Sport seiner Heimat zuwendet. Murray hat es auf seinen Social-Media-Seiten verkündet. „I played tennis. I now play golf“, steht unter seinem Profilfoto. Und auch das Ziel des Golf-Eleven ist klar: Scratch.
Kein Rostrisiko: Presidents Cupper starten bei Herbstserie
Lehre gezogen: Rostige Spieler in einem Kontinentalwettbewerb – ein Auftaktdebakel wie beim Ryder Cup in Rom soll dem US-Team nicht noch mal passieren. Im Marco Simone Golf & Country Club war etlichen amerikanischen Stars vor allem am ersten Tag die mangelnde Turnierpraxis aufgrund der lange Pause seit der Tour Championship deutlich anzumerken. Das will Kapitän Jim Furyk für den Presidents Cup Ende September ausschließen, und deswegen ist ein Großteil seiner Equipe beim ersten Event der Serie FedEx Fall am Start, das diese Woche als Procore Championship in Napa Valley (ehemals Fortinet Championship) im kalifornischen Silverado Resort stattfindet. Titelverteidiger Sahith Theegala teet ebenso auf wie der zweifache Sieger Max Homa und Wyndham Clark. Auch Furyks Stellvertreter Kevin Kisner und Stewart Cink sind dabei. Der Skipper selbst spielt nicht, ist aber vor Ort. Das internationale Team ist mit Kapitän Mike Weir, Vize Camillo Villegas sowie Min Woo Lee, Corey Conners und Mackenzie Hughes ebenfalls stark vertreten.
Collin Morikawa feilt für 2025 an den Eisen
Gute Vorsätze: Er galt mal als bester Eisenspieler der Welt, als nächster Branchenprimus, dessen zwei Majors bloß der Anfang waren. Das war 2021, doch danach kam nicht mehr viel von Collin Morikawa. Bis auf die Zozo Championship im Oktober 2023 blieb der Kalifornier sieglos, auch 2024. Es gab Achtungserfolge in der abgelaufenen Saison für den sechsfachen Tour-Sieger: sieben Top-Fünf-Platzierungen, inklusive des zweiten Platzes hinter Scottie Scheffler bei der Tour Championship. Ohne die Boni auf der Scorekarte wäre Morikawa sogar zwei Schläge besser gewesen als der Weltranglistenerste. „Ich habe mich bloß fürs Brutto gemeldet, aber die Netto-Nennung vergessen“, kommentierte der 27-Jährige anschließend „das Fake-Leaderboard“ auf Instagram.
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12,5 Millionen Dollar gab’s neben dem Preisgeld für Platz zwei, aber halt nichts für die Vitrine. Und das wurmt Morikawa, der bezogen auf die eigene Schlagfertigkeit durchaus keine unerfolgreiche Saison hatte, sich in diversen „Strokes gained“-Kategorien verbesserte: „Around the Green“ von Platz T88 im vergangenen Jahr auf Rang nein, im Putten von 114 auf T62. Bloß das einst so brillante Eisenspiel lässt ihm im Stich: Diesbezüglich ist Morikawa nur noch 41, er war in den Spielzeiten zuvor Zweiter, Dritter und Erster. „Die Eisen waren in diesem Jahr eindeutig meine Schwäche“, gibt er zu. „Dabei muss das Eisenspiel beim Golf eine Stärke sein, siehe Scottie Scheffler. Das muss ich auch wieder hinkommen und will darauf in der Pause meine Priorität legen. Wenn ich diesbezüglich wieder zu dem werde, der ich war, wird 2025 hoffentlich ein lustiges Jahr.“
Åberg: Gerissener Meniskus und OP am Knie
Bulletin: Während Jordan Spieth die Operation am Handgelenk gut überstanden hat und mitteilt, der Eingriff sei reibungslos verlaufen und er gönne sich nun eine Pause und Ruhe für die Reha, hat sich vergangene Woche auch Ludvig Åberg unters Messer gelegt.
I had a procedure on my left wrist last week, as I had mentioned was the plan. The operation went smoothly and I’m grateful for the exceptional medical team and support of Annie and my family. ⁰
Focused on rest and rehab, and I look forward to returning to golf healthy and…— Jordan Spieth (@JordanSpieth) August 31, 2024
Der Schwede, Shooting Star des vergangenen Jahres und mittlerweile Weltranglistenfünfter, unterzog sich einer Arthroskopie, um einen gerissenen Meniskus im linken Knie zu reparieren. Åberg hat sich damit bereits seit Mai herumgeplagt, als er bei der Wells Fargo Championship verletzungsbedingt aufgeben musste; der 24-Jährige geht davon aus, dass er in drei, vier Wochen wieder Bälle schlagen kann.
This week Ludvig Aberg will have arthroscopic surgery to repair a torn meniscus in his left knee that has bothered him since Spring. Ludvig should be able to hit balls 3-4 weeks after the procedure. Likely to play again in 2024 on a limited schedule.
— Todd Lewis (@ToddLewisGC) September 2, 2024
Spendengala für Kapitol-Angeklagte in Trump-Club verschoben
Aufschoben ist hoffentlich aufgehoben: Die für den 5. September im Trump National Golf Club Bedminster in New Jersey angesetzte Benefizveranstaltung zugunsten der 1.424 Angeklagten des Kapitol-Verbrechens am 6. Januar 2021 ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Nach US-Medienberichten nennt die Webseite der veranstaltenden Nonprofit-Organisation Stand in the Gap weder eine Begründung noch ein neues Veranstaltungsdatum. Bei der J6 Awards Gala sollte mit Tickets für 1.500 bis 2.500 Dollar und Zwölfer-Tischen für 30.000 bis 50.000 Dollar Geld für die Marodeure gesammelt werden, die fünf Todesfälle verursacht haben, von den Veranstaltern indes für „unglaublichen Mut und Opferbereitschaft“ gefeiert werden. Donald Trump stand nebst anderen auf der Rednerliste; sein Kampagnenteam hatte allerdings erklärt, der ebenfalls angeklagte Agitator werde nicht teilnehmen.
Hole-in-one vom Grünrand
Zum Schluss: Nachfolgend einer aus der Abteilung „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht – außer beim Golf“, gezeigt von Fuzzy Zoeller bei den PGA Tour Champions. Sein Ball rollt vom Grün, um am Ende ist es doch eine Hole-in-one. Aber sehen Sie selbst:
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