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Golf Post Premium Olympische Spiele

Olympia-Fazit mit Bundestrainer und DGV-Präsident: „So oft Gänsehaut wie hier hatte ich noch nicht“

04. Aug. 2024 von Laura Gailus in Versailles, Frankreich - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Uli Eckhardt, Bundestrainer der Herren-Elite (links) und Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, bei den Olympischen Spielen. (Foto: Deutscher Golf Verband)

Uli Eckhardt, Bundestrainer der Herren-Elite (links) und Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, bei den Olympischen Spielen. (Foto: Deutscher Golf Verband)

Stephan Jäger und Matti Schmid beenden das Golfturnier der Herren bei Olympia 2024 beide auf dem geteilten 26. Platz. Für die deutschen Golfer war eigentlich eine Medaille das Ziel, doch weder Schmid noch Jäger konnten über vier Runden überzeugen. Beide leisteten sich zu viele Fehler, um in die Entscheidung einzugreifen. Herren-Bundestrainer Uli Eckhardt und Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golfverbandes, ziehen nach dem Ende der Runden der beiden deutschen Athleten im Gespräch mit Golf Post Chefredakteur Tobias Hennig ein Fazit zum Turnier. Die sportliche Leistung ihrer Schützlinge bewerten sie dabei durchaus kritisch. Dennoch blicken sie positiv in die Zukunft. Denn Olympia, so sind sie sich sicher, hat eine große Strahlkraft und wird den Konkurrenzkampf im deutschen Golfsport weiter anheizen.

Das Fazit zum Herren-Golfturnier bei Olympia 2024

Golf Post: Wie ist der sportliche Ausgang zu bewerten, bezogen auf Matti Schmid und Stephan Jäger? Ist der Bundestrainer zufrieden mit dem, was er gesehen hat?

Ulrich Eckhardt: Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht zufrieden. Bei Matti war wirklich viel drin. Er hat sich mehrfach in eine sehr gute Position gebracht. Diese erste Runde darf er nicht aus der Hand geben. Ich habe gerade lange mit ihm gesprochen, und er sieht das genauso. Diese erste Runde, das ist so eine, da drehe ich mich normalerweise weg und sage, da passiert nichts mehr. Aber es ist eben doch noch leider etwas passiert. Die erste Runde muss er sechs unter beenden, die zweite war zäh, aber auch so eine Runde, wenn du es halbwegs am Laufen hast, dann kommst du mit Par rein, dann ist nichts passiert. Gestern, da brauchen wir nicht drüber reden, er hat siebzehneinhalb Löcher lang perfekt Golf gespielt und schießt sich dann am letzten Loch ins Knie. Wenn er nach drei Runden zwölf unter liegt, kann keiner mehr was sagen, und dann spielt er um die Medaillen mit. So ist es jetzt ein Platz in den Zwanzigern, was sehr schade ist, aber mein Gott, das kann man nicht ändern.

Stephan hat nur einen Tag gut gespielt und seine Qualität gezeigt. Das war allerdings sehr gut, ansonsten war es auch für ihn eher eine zähe Nummer. Er kann deutlich besser spielen, aber ich glaube, er hat alles ein bisschen unterschätzt: den Golfplatz, die Atmosphäre. Er war begeistert von der Atmosphäre und hat sicher nicht erwartet, dass so viele Zuschauer und so viel Stimmung da sind, und dann auf einem sehr anspruchsvollen Golfplatz, das spielt alles zusammen. Ich hätte mir gewünscht, dass er früher gekommen wäre, um den Golfplatz in Ruhe anzuschauen. Er hat ja nur neun Löcher Proberunde gespielt, das ist für so einen Golfplatz zu wenig. Da brauchst du keinen Wissenschaftler dafür. Aber er ist erwachsen, er muss wissen, was er macht. Natürlich war der verpasste Flug nicht eingeplant, und das hat ihm mit Sicherheit etwas in der Vorbereitung gefehlt. Das wird er bestimmt nicht nochmal machen, aber es ist jetzt passiert. Das ist ein bisschen schade.

Golf Post: Wie bewertet der Prädident dees Deutschen Golfverbandes den Auftritt von Stephan Jäger und Matti Schmid hinsichtlich ihrer Funktion als Repräsentanten des deutschen Golfsportes?

Claus M. Kobold: Was mich extrem gefreut hat, ist, dass wir zwei Spieler am Start hatten, die eigentlich in der Lage sind, ganz vorne mitzuspielen. Es war kein großes Defizit im Vergleich zur Weltspitze zu sehen. Es fehlte halt auch ein bisschen das Glück, dass man durchzieht. Gerade gestern die 18 bei Matti war grausam zu sehen, weil er sich 17 Löcher lang etwas erarbeitet hat, was an einem Loch kaputt ging. Natürlich ärgert es ihn am meisten, aber ich finde, wir hatten zwei tolle Jungs am Start. Ich glaube, beide arbeiten daran, dass sie in Los Angeles dabei sein können.

 

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Claus Kobold und Uli Eckhardt im Interview

Golf Post: Was nehmt Ihr für Eure jeweiligen Aufgabengebiete von dem Turnier mit? Du als Trainer, Du als Funktionär?

Ulrich Eckhardt: Ich habe gerade schon mit Matti gesprochen, wie wir es angehen wollen. Mir sind diese Woche wieder ein paar Sachen aufgefallen, die ich gerne mit ihm ändern möchte. Da finden wir auch jetzt eine Woche Zeit, um das zu machen. Matti ist noch viel mehr in der Entwicklung als Stephan. Stephan ist ein Veteran, der aus gutem Grund auf der PGA Tour spielt und dort auch schon gewonnen hat, weil er in vielen Bereichen sehr gut ausgebildet ist. Da habe ich jetzt keinen Auftrag. Bei Matti sieht es anders aus. Ich betreue ihn seit er acht ist, da hat man mehr zu tun, und es ist schön zu wissen, dass da noch Potential in gewissen Bereichen ist. Wenn er schon da wäre, wo er jetzt ist und schon fertig wäre, dann okay, weiter geht es nicht mehr. Aber da geht es definitiv noch weiter nach oben.

Claus M. Kobold: Aus Sicht des Verbandes ist es so, dass wir versuchen werden, den zwei, drei Spielern, die grundsätzlich in Frage kommen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, mehr Druck zu machen. Mehr Druck dadurch, dass es noch mehr jüngere Spieler gibt, die nachwachsen und richtig Bock auf Olympia haben. Ich glaube, wir haben schon jetzt einen guten Fundus an jungen Spielern, und wenn wir auf das Damenturnier vorausblicken, auch an Spielerinnen, die dann vielleicht doch im oberen Drittel oder in den Top-Ten mitspielen können.

Golf Post: Uli, wie bewertest Du die sportliche Qualität dieses Turniers? Es hat in den letzten Jahren, wenn ich an 2016 zurückdenke, viele Diskussion gegeben. In Tokio war es schon weniger. Welchen sportlichen Stellenwert haben die Olympischen Spiele von Paris?

Ulrich Eckhardt: Ich muss gestehen, ich hatte genauso meine Zweifel, als ich hörte, dass Golf olympisch wird und dass das alles ganz wichtig wird. Ich dachte, es wird nie ein Major ersetzen oder überhaupt nur in die Nähe davon kommen, von der Wertigkeit und der Wichtigkeit. Aber davon bin ich völlig abgerückt. Spätestens seit ich bei den Jugendspielen 2014 dabei war. Es ist dieses Ganze, einfach bei Olympia mit den besten Sportlern der Welt dabei zu sein, unter einem Dach zu sein für diese Zeit. Allein das reicht schon aus, um die Wertigkeit so hoch zu setzen. Und natürlich hast du nur alle vier Jahre die Chance. Es ist nicht so, dass du jedes Jahr wieder kommst und sagst, ich versuche es nochmal. In vier Jahren, wenn du Glück hast und dich gegen deine nationale Konkurrenz durchsetzt, bist du erst wieder dabei. Aber da kommen, wie Claus gesagt hat, gute, junge Spieler nach. Die werden nicht ruhen, die wollen alle dahin. Die kriegen mit, was hier los ist, und wollen alle dahin. Das ist genau das, was wir haben wollen. Das ist perfekt. Konkurrenz belebt das Geschäft, dadurch werden wir alle besser machen.

Claus M. Kobold: Aus Sicht des Verbandes kann ich nur sagen, Gott sei Dank gibt es jetzt Paris 2024, denn dass Golf eine olympische Sportart bleibt, ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Veranstaltung in Paris, soweit es das Herrenturnier betrifft, war eine absolute Werbung. Es wurde mehrfach gesagt, dass vor allem nicht Golf-Zuschauer da waren, sondern sportinteressierte Zuschauer, und das macht es aus, dass wir hier mit 30.000 Leuten zu tun hatten. An Golf kommt meines Erachtens da keiner vorbei.

"An Olympia führt auch für den Golfsport kein Weg vorbei"

Golf Post: In welcher Form wird im Nachhinein dieser ganze Prozess der Vorbereitung der Spieler analysiert? Claus, einmal für dich im Kontext der Ausrichtung des Verbandes, der Ausstattung der Spieler und inwiefern musst du dich als Verbandspräsident vor dem DOSB rechtfertigen?

Claus M. Kobold: Es hat natürlich auch mit Fördermitteln zu tun. Wenn wir an der Spitze sind, stehen wir natürlich anders da und können mit breiter Brust auftreten. So hat es leider nicht geklappt, dass sich das von selbst ergibt, sondern wir müssen weiterarbeiten mit anderen Mitteln. Der Anachronismus bei der Geschichte ist, dass wir als Amateursportverband eine Veranstaltung unterstützen und unsere Spieler unterstützen, die fertige Profis oder noch nicht ganz fertige Profis sind. Das ist natürlich schwierig, weil die Mitglieder, die unseren Verband finanzieren, Amateursport finanzieren wollen. Auf der anderen Seite sind Top-Ergebnisse bei Olympia etwas, was dem Sport in der Außendarstellung und in der Sogwirkung immer gut tut. Das alles abzuwägen, ist ein schwieriger Prozess. Aber ich sage es noch einmal, an Olympia führt auch für den Golfsport kein Weg vorbei, nicht vom IOC in Bezug auf Golf und nicht vom DGV in Bezug auf Olympia. Es gibt keinen Weg daran vorbei.

Golf Post: Uli, Du hast eben schon gesagt, dass Du mit Matti bereits in die Analyse eingestiegen bist. Wie sieht es bei Stephan aus, da ist der Zugriff weniger gegeben. Hältst Du Dich da komplett raus?

Ulrich Eckhardt: Ja, also es wäre wirklich vermessen zu sagen, ich habe da noch großen Einfluss. Wir unterhalten uns natürlich mal ein bisschen. Wenn mir etwas auffällt, sage ich ihm das natürlich, aber ich mische mich da nicht ein. Er hat sein eigenes Trainerteam um sich herum aufgebaut, und da braucht man jetzt nicht das Rad neu erfinden. Er ist einfach sehr, sehr gut, und das macht er super.

Golf Post: Habt Ihr diese Art von Atmosphäre schon mal irgendwo erlebt?

Ulrich Eckhardt: Ich nicht.

Claus M. Kobold: Ich habe es beim Ryder Cup erlebt, da ist die Stimmung zwischen Europa und USA natürlich noch viel extremer. Mich hat es überrascht, dass ich heute an der Eins Europe-Rufe hörte, da dachte ich mir, hoppla, bist du jetzt doch beim Ryder Cup.

Ulrich Eckhardt: So oft Gänsehaut wie hier hatte ich noch nicht, und ich bin schon ein paar Jahre unterwegs auf Turnieren. Das war sehr geil.

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