Mitte 20, Wohnung in der City, sportbegeistert, aber keine Ahnung von Golf: Die Probleme des Golfsports, sich in modernen Großstädten und bei jungen Menschen durchzusetzen, sind so banal wie schwerwiegend: Golf braucht viel Platz. Golf dauert lange. Golf ist teuer. Um wieder mehr junge Spieler aufs Grün zu locken, scheinen Innovationen im Amateurbereich unvermeidlich.
Die spannendsten Variationen von Golf greifen die möglichen 'Schwächen' des Golfsports auf und wandeln sie ab: Minigolf braucht keine großen Grünflächen, es funktioniert auf kleinem Raum in der City ohne große Anfahrtswege. Für Fußballgolf braucht keiner in Schläger investieren. Bei Swingolf und TopGolf sind die Ziele, auf die gespielt wird, größer und damit die Erfolgserlebnisse wahrscheinlicher. Es gibt Golfvariationen, die man sich als Golfer mal genauer anschauen sollte. Hier einige Beispiele:
Fußballgolf - nicht nur für Weltmeister
Einem Weltmeister macht am runden Leder keiner was vor. Aber warum also sollte man nicht Golf mit Fußball kombinieren? Im Grunde genommen bleibt beim Fußball-Golf das Spiel das Gleiche. Der Ball muss mit möglichst wenigen Versuchen ins Loch. Doch statt einen Golfball zu schlagen, treten die Spieler einen Fußball. Man schont den Rücken für die nächste echte Partie Golf und entgeht gleichzeitig den Grätschen der Gegner auf dem Ascheplatz.
In der Umgebung der meisten deutschen Großstädte gibt es mittlerweile Fußball-Golf-Anlagen. Selbst in den USA sind inzwischen, nachdem unter US-Amerikanern durch die WM in Brasilien die Leidenschaft für "Soccer" entfacht wurde, Fußballgolf-Anlagen entstanden. Für September 2014 ist sogar eine kleine US Pro-Am Footgolf Tour in New Jersey und Californien mit ausgeschriebenen 25.000 US-Dollar Preisgeld geplant.
Fußballgolf kann eine gelungene Abwechslung zum Schläger sein und ist für Golf-Einsteiger ein schöner erster Kontakt, weil es den Spielgedanken des Golfspiels vermittelt, ohne die Problematik 'Schläger kaufen oder leihen?' aufzuwerfen.
Crossgolf - Golfen überall
Crossgolf kann überall gespielt werden. Den meisten Spielern reicht dazu ein Schläger. Das macht die Sache wesentlich kostengünstiger als die traditionelle Variante. Auf alten Industrieanlagen, in Bergbaugebieten, auf brachen Feldern oder mitten in der Stadt suchen sich die Spieler ein Ziel, das mit dem Ball getroffen werden muss. Crossgolf ist locker, spontan, urban und cool - alles Prädikate, mit denen sich das klassische Golf üblicherweise nicht glaubhaft schmücken kann.
TopGolf - Golf in der Sportsbar als soziales Happening
Die amerikanische Firma TopGolf hat in den USA ein Konzept etabliert, das Golf mit dem Flair einer Sportsbar verbindet. Mit Hightech im Golfball und einem Barkeeper am Tresen wird das Golfspiel hier zum sozialen Event. In lockerer Atmosphäre kann man auf festgelegte Ziele abschlagen und im Wettkampf um Punkte gegen Freunde antreten. Eine vergleichbare Anlage gibt es in Deutschland derzeit nur in Hamburg.
Größere Löcher - größerer Spaß
Dass man das Spiel nur in kleinen Schritten verändern muss, um einen großen Effekt zu erzielen, beweist die Idee von TaylorMade Chef Mark King: Statt der 10,8cm großen Löcher spielt man in dreimal so große Löcher. Das soll mehr Spaß machen, weil man aus drei Metern nicht mehr vier Putts braucht, und geht zweitens auch viel schneller.
Golfcross / Goalf - einnetzen statt einlochen
Beim GolfCross oder Goalf sind die Regeln etwas lockerer als im klassischen Golf. Zum Beispiel dürfen auch rollende Bälle geschlagen werden. Der größte Unterschied ist der Ball. Er ist nicht rund, sondern oval und muss in ein Tor geschlagen werden (daher auch der Name Goalf – eine Mischung aus goal – Tor und Golf).
Regelvariationen und Freibierrunden
Dass sich unheimlich viele Golfer Gedanken machen, wie man das Spiel einfacher, schneller und leichter zugänglich machen kann, zeigt das Internetportal hackgolf.org. Hier darf jeder seine Vorschläge einreichen. Von der Freibierrunde bis zum 6-Loch-Golfplatz gibt es zahlreiche Anregungen und Vorschläge zur Zukunft des Golfsports von Hobbyspielern.
Discgolf - "Schwebegolf"
Beim Discgolf wird ein Frisbee vom Tee abgeworfen. Das Ziel ist ein Korb, der an einem Baum oder im Boden befestigt wird. Dann muss man nur noch sein Frisbee hinein schweben lassen. Grundsätzlich kann man es überall spielen, wo sich das Ziel befestigen lässt. Die Fahrt zum Klubhaus kann man sich so schon mal sparen.
Swingolf - Drei in Einem
Driver, Eisen, Wedge, Putter – alles in einem. Swingolf wird mit nur einem Schläger gespielt, der das ganze Golfbag ersetzt und dafür drei verschiedene Schlagflächen hat. Das spart nicht nur jede Menge Geld, sondern erleichtert auch den Weg über den Platz. Mittlerweile werden sogar deutsche Meisterschaften in der Ein-Schläger-Variante ausgetragen.
Müssen sich Tradition und Innovation im Weg stehen?
Braucht der Golfsport solche Abwandlungen? Oder soll er seine Variationen einfach als Randerscheinungen ignorieren und alles beim Alten belassen? Die Mitgliederzahlen des Deutschen Golf Verbandes (DGV) legen nahe, dass man durchaus über den Tellerrand schauen sollte. Die Zuwachsraten sind seit Jahren sinkend. 2004 traten noch 5,7 Prozent neue Mitglieder Vereinen bei. 2013 ging diese Zahl gen null. Weit mehr als die Hälfte der Vereinsmitglieder ist über 50 Jahre alt. Nach zukunftsreifer Gestaltung hört sich das nicht an. Auch in den USA hat sich seit einiger Zeit ein echtes Golfplatzsterben breitgemacht: Seit 2006 schlossen hier jedes Jahr 130 Plätze.
Interesse ist vorhanden
In Panik muss deswegen niemand ausbrechen. Weder die Golfclubs aus Angst vor dem Bankrott, noch die Traditionalisten aus Furcht vor fliegenden Frisbees und Trinkgelagen im Bunker. Geld und Etikette werden dem Golfsport nicht verlorengehen. Dass es Interesse am Golf gibt, beweisen die vielen Golfvariationen. Doch eine Beschleunigung des Spiels und mehr Flexibilität in der Ausübung würden auch junge Menschen an der Faszination des klassischen Golfsports heranführen. Vorausgesetzt, das ist erwünscht.
Golflegende Jack Nicklaus über Sorgen und Visionen
Auch beim amerikanischen TV-Sender HBO macht man sich Gedanken über die Zukunft des Golfsports. Unter anderem besprechen Legende Jack Nicklaus und TylerMade-Chef Mark King die Probleme des Marktes und ihre Visionen für die Zukunft. Eine sehr interessante Betrachtung einer globalen Tendenz, die es sich lohnt anzuschauen.
Die Vorschläge der Pro's
Auch die Profis der PGA Tour haben eigene Vorstellungen zur Zukunft des Golfsports. Ihre Ideen und Vorschläge gibt es hier im Video.
Typen mit der Einstellung von Roschy sind der Grund für das vernichtend schlechte Image des Golfsports.
Gut, dass er und seinesgleichen heute die Ausnahme darstellen. Weniger gut, dass ein paar solcher elitären Traditionalisten das Bild einer ganzen Sportart prägen.
Golf ist Konzentration, Disziplin, Präzision, Ausdauer und Spaß. Golf ist Golf und macht nur so Spaß. Alles was Golf verwässert nimmt einem die Freude beim Erfolg. Wer kicken will soll das in Fußballtore tun und nicht in Golflöcher, wer in der Stadt ist soll halt zum Golfplatz auf dem Land fahren, wer nur Geld fuer einen Schläger hat soll Tennis spielen. Solche Ideen werden geboren weil Golf zu teuer erscheint (was kostet denn ein Skiurlaub und die notwendige Ausrüstung?), oder am Anfang vielleicht kompliziert erscheint und viel Übung bedarf. Das will nicht jeder, schnell soll es gehen, oberflächlich soll es sein, heute Golf und Morgen Sport xy mal schnell probieren, da geht halt leider nicht Golf. Wollen wir dieses Klientel überhaupt haben auf den Golfplätzen?
Da werden jetzt aber gleich wieder sämtliche Klischees über Golfer bedient. Arrogant, intolerant, elitär. Warum kann man einen tollen Sport nicht abwandeln ?
Aus Fussball wurden auch Rugby, American Football etc.
Ich spiele selbst auch Crossgolf. Nicht weil ich mir Golf nicht leisten kann oder will, sondern aus dem simplen Grund, weil ich solch ein Gehabe nicht ertragen will. Crossgolfer sind cool, Sie nicht.