Die Côte d’Opale erstreckt sich von Dunkerque im Norden bis zur Mündung der Somme im Süden. Ihren Namen bekam sie von dem in Le Touquet geborenen französichen Maler Édouard Lévêque, den er ihr 1911 als Hommage an ihr besonderes Licht und das Wechselspiel der Farben verlieh.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war dieser eine gefragte Destination bei betuchten Gästen von beiden Seiten des Ärmelkanals. Den Charme aus seinen Anfängen hat der attraktive Ort bis heute erhalten. Beeindruckende Villen aus seiner Gründungszeit säumen die von hohem, alten Baumbestand umgebenen Straßen innerhalb eines riesigen Waldgeländes.
Das Seaside Resort war äußerst gefragt und entwickelte sich prächtig. Damals keine vier Stunden von London und nur drei von Paris entfernt, zog der elegante Badeort sowohl gut situierte Gäste aus Frankreich als auch aus England an. Hieran hat sich bis heute nichts geändert. Die Anreisezeiten sind jedoch kürzer geworden. Zu seinen namhaftesten Einwohnern zählen der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte. Ihr Haus Monéjan in der Avenue Saint-Jean wird ständig durch schwer bewaffnete Polizisten bewacht.
Pierre de Coubertin sei Dank
1903 hatte der ‚Directeur des activités sportives‘ des Seaside Resorts, Baron Pierre de Coubertin, die Idee, dieses in ein Sport-Paradies zu entwickeln. Dieses gelang par excellence. Noch heute ist sein Name in dem Seebad an vielen Stellen präsent. So ist z.B. die riesige Tennis-Anlage im Zentrum des Ortes, auf der weiterhin bedeutende internationale Turniere ausgetragen werden, nach ihm benannt.
Vor deren Eingang thront seit 2020 auf einem Hügel inmitten des Kreisverkehrs ‚Rond Point des Sports" die vier Meter große Bronze-Statue Big Birdie. Diese wurde von dem Künstler Alain Godon geschaffen. Sie ist eine Neuinterpretation des Wahrzeichens des Ortes, das seit 1925 ein kleiner roter Golf-Caddy ist. Das Original trägt eine Fahne in der linken Hand und auf dem Rücken ein Golfbag. Das Logo ist in dem Seebad allgegenwärtig.
120-jährige Geschichte
1904 wurde als erster der drei Plätze der La Fôret Course durch den Britischen Premier Minister Lord Balfour eröffnet. Briten spielten von Anfang an eine große Rolle in dem Seebad und dem Club. Designed wurde der Kurs von dem anerkannten Golfplatzarchitekten Horace Hutchinson. Dem Parkland Course folgten bereits 1910 die neun Löcher des Le Manoir Courses. 1914 und 1921 wurden die Open de France auf dem La Fôret ausgetragen. Ihr erster Gewinner war John-Douglas Edgar.
1928 begann der Bau des La Mer Courses, der inmitten der Dünen hinter den beiden anderen Plätzen in Richtung Meer entstand. Nur drei Jahre später wurde er von dem Prince of Wales eröffnet. Mit Harry S. Colt und Charles ‚Hugh‘ Alison nahmen sich dessen Design zwei der namhaftesten Golfplatzarchitekten ihrer Zeit an. Die Daily Mail würdigte ihre Arbeit mit “The new course has the most magnificent 18 holes a scratch golfer could ever find. Each of them is a masterpiece.” Zu diesem Zeitpunkt zählte Le Touquet mit seinen 45 Löchern zu den größten Golfanlagen der Welt. 1935 und 1939 fanden die offenen französischen Meisterschaften auf ihm statt.
Die während des Zweiten Weltkrieges zerstörten Plätze und das Clubhaus wurden in den folgenden Jahrzehnten wieder auf- und umgebaut. Seinen letzten Schliff erhielt der La Mer Course durch den Franzosen Patrice Boissonnas und den Niederländer Frank Pont, die mit großer Akribie das ursprüngliche Colt-/Alison-Design 2017 weitestgehend wiederherstellten.
Die letzten Open de France wurden 1977 hier ausgetragen. Sieger war kein anderer als der legendäre Seve Ballesteros.
La Mer - bester Links Course Frankreich’s
Obwohl der 18-Loch Par 71 Platz La Mer keinen direkten Zugang zum Meer hat, gilt er als Links Course. Sein Layout hat alles, was einen typischen Links ausmacht. Die abwechslungsreichen Löcher sind sportlich anspruchsvoll gestaltet. Erfahrene Golfer werden Freude auf diesem Platz haben, auf dessen harten Fairways die Bälle schnell über den sandigen Boden rollen. Dieser bildet eine ideale Voraussetzung, dass er ganzjährig bespielbar ist. Wasser und Hitze machen ihm wenig aus.
Vom Clubhaus erreicht man ihn zu Fuß quer durch den Le Manoir Course in weniger als zehn Minuten. Wer lieber mit dem Pkw dorthin fährt, findet unterhalb eines kleinen, bescheidenen Starterhäuschens einen eigenen Parkplatz. Zunächst verläuft der Platz eben durch das sandige Gelände. Dies ändert sich später, denn auf den Bahnen durch die Dünen sind etliche Höhenmeter zu überwinden. Die Caddies waren damals nicht zu beneiden. Heute stehen für diejenigen, die es lieber komfortabler mögen, Buggies in ausreichender Anzahl zur Verfügung.
Ebenso zeichnen den Platz die strategisch platzierten Fairway- und Grün-Bunker aus, die nicht mit hell leuchtendem Quarzsand, sondern mit dem natürlichen Sand der Dünen gefüllt sind. Sie erfordern ebenso wie die Grüns ein überlegtes Spiel. Diese sind meist großzügig dimensioniert, wellig und schnell. Häufig steigen sie nach hinten an. Lässt man die Schläge zu kurz oder trifft man die welligen Grüns nicht an der richtigen Stelle, laufen die Bälle von deren False Fronts gern wieder zurück. Die zahlreichen Büsche entlang der Bahnen und das Rough tragen zu der Schwierigkeit des Platzes bei.
Herren schlagen von schwarzen (Slope 138), weißen (134), oder gelben (127), Damen von den blauen (128) oder roten Tees (121) ab. Von den hinteren Abschlägen hat der Platz eine Länge von 6.368 m.
Von top100golfcourses.com wurde er 2023 zum besten Links Course Frankreich’s gewählt. In Frankreich rangiert er an Position 12, in Kontinental-Europa an 59. Stelle.
Der Start verläuft moderat mit einem als Dogleg-links angelegten Par 5.
Dann folgt an der zweiten Bahn eines meiner Highlights des Platzes: ein Par 3, dessen Grün durch eine enge Schlucht von Dünen auf beiden Seiten geschützt ist. (Siehe Foto zu Beginn des Artikels).
Auch die übrigen Par 3 haben ihren Reiz. Das Signature Hole Bahn #10 ist ein bergauf über einen Graben zu spielendes, 139 m langes Loch, dessen Grün nur teilweise einsehbar ist. Man erreicht es über eine Brücke, die den Abschlag mit dem Grün verbindet. Häufig bläst der vom Meer kommende Wind frontal und gestaltet die richtige Schlägerwahl schwierig.
Beeindruckend ist die großartige 360 Grad-Aussicht vom Panorama View-Point hinter dem Abschlag der letzten Bahn. Ein kleines Schild weist auf ihn hin. Von hier hat man einen grandiosen Überblick über die gesamte Anlage bis auf das in der Ferne sichtbare Meer.
Wir hatten leider kein Glück mit dem Wetter und sind von dem einen und anderen Regenschauer überrascht worden. Doch dies hat unseren positiven Eindruck von diesem großartigen Platz in keiner Weise beeinträchtigt.
Le Forêt Course
Der ursprüngliche Kurs des Resorts ist ein Par 72 und macht seinen Namen alle Ehre. Seine 18 Bahnen führen flach durch einen 100 Hektar großen, wunderschönen, dichten Pinien-, Eichen- und Weidenwald um das Clubhaus herum.
Mit 5.915 Metern ist er kürzer als sein größerer Bruder. Die Fairways bieten insbesondere auf der Front Nine reichlich Platz. Er liegt in völliger Ruhe und erlaubt eine entspannte Runde. Herren schlagen von zwei unterschiedlichen Tees (Slope 131/126), Damen von drei Abschlägen (Slope 125/125/122) ab.
Le Manoir Course
Der 9-Loch Platz befindet sich zwischen den Bahnen eins, zwei, drei und 18 des Le Forêts Courses. Er verfügt über ein Par 5, fünf Par 4 und drei Par 3 Löcher, die durch das meist flache Gelände führen. Herren haben 2.413 Meter, Damen 2.130 Meter zu überwinden. Für Golfanfänger rundet er das Angebot des Resorts ideal ab.
Weitläufige Übungsanlagen
Das Shipping- und Putting Green befindet sich direkt vor dem Clubhaus. Die Driving Range erreicht man mit einem kurzen Fußweg durch den Wald. Jede ihrer überdachten Boxen ist mit einem Trackman ausgestattet.
Clubhaus im Pavillon-Stil
Das 2017 entstandene, stylische Clubhaus ist allein einen Besuch wert. Es beeindruckt durch seine offene, lichtdurchflutete Bauweise. Auf der großzügigen Terrasse der ‚Le Spoon‘ Brasserie genießen wir nicht nur das leckere Lunch-Menü, sondern auch die Blicke über die weitläufige, offene Anlage.
Auch der Proshop, die Bar mit Lounge Bereich und die Locker Rooms sind äußerst einladend gestaltet. Zahlreiche Plakate und Fotos erinnern an die lange Historie des Clubs.
Le Menoir Hôtel
Das 4-Sterne Boutique-Hotel gehört zur Resonance Golf Collection und befindet sich direkt gegenüber des Clubhauses, nur durch die Avenue du Golf getrennt. Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1911 zurück, als es als Familiensitz für einen der Gründer von Golf du Touquet erbaut wurde.
Seit 1950 diente das im anglo-normannischen Stil errichtete Gebäude als Golf-Clubhaus. 2017 wurde es umfassend renoviert, ohne seinen ursprünglichen Charme zu verlieren.
Bei den 41 gemütlichen, großzügigen Zimmern hat man die Wahl zwischen verschiedenen Kategorien. Diese reichen vom 24 qm großen Classic Room bis zur 57 qm großen Grande Suite. Es verfügt über eine großzügige Bar mit Lounge und einen Swimming-Pool. Im Restaurant ‚La Table de Manoir‘ werden wir mit ausgezeichneter französischer Küche verwöhnt. Gäste erhalten eine 30%ige Greenfee-Ermäßigung.
Britische Golfergruppen kommen, insbesondere nach Eröffnung des Eurotunnels, zahlreich und gern in den schicken Ort. Von Calais ist es weniger als eine Stunde bis zum ersten Abschlag. Deutsche Golfer sind noch in der Unterzahl, auch wenn die Fahrt mit dem Pkw von Köln aus nur vier Stunden beträgt.
Alles was das Meer bietet
Auch Schlemmen kann man in Le Touquet vom Feinsten. Freunde von Austern und Schalentieren haben die Qual der Wahl zwischen einer Vielzahl von Restaurants, die die Köstlichkeiten aus dem Meer anbieten. Diese reichen vom einfachen Straßenverkauf bis hin zum Sterne-Restaurant.
Im gefragten PERARD lernen wir ein nettes britisches Pärchen kennen, das die kurze Reise an ihrem Hochzeitstag durch den Eurotunnel hierher angetreten hat. Morgens hin und abends zurück. Die bestellte Krustentierplatte Le Plateau Prestige lässt keine Wünsche offen und lohnt den Tagestrip allemal. Wir plaudern über Golf und genießen gemeinsam die exzellenten Meeresfrüchte: Á votre santé et bon appétit.
Jürgen Linnenbürger
August 2024