Unser Reisereporter Jürgen Linnenbürger entflieht der kalten Jahreszeit und besucht Abu Dhabi. Nach sechseinhalb Stunden landet der Flieger in dem Emirat, dessen gleichnamige Hauptstadt auch die der sieben Vereinigten Arabischen Emirate (VAE bzw. UAE) ist.
(Foto Abu Dhabi Golf Club: Neuntes Grün vor dem Clubhaus)
In den letzten 15 Jahren hat sich Abu Dhabi zu einer attraktiven Winter-Golf-Destination entwickelt. Von November bis März trifft man auf ideales Wetter und beste Bedingungen mit Temperaturen zwischen 25-30 Grad.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Sheikh-Zayed-Moschee)
Vom Hotel direkt auf die Driving Range
Das 2011 eröffnete 5-Sterne Resort ‚The Westin Abu Dhabi Golf Resort & Spa‘ grenzt unmittelbar an das Clubhaus des benachbarten Golfplatzes. In völliger Ruhe gelegen, erreicht man das Resort vom internationalen Flughafen in Abu Dhabi in nur 15 Minuten.
Das Resort vereint dezenten Luxus mit einer geradlinigen, modernen Architektur. Klare Linien sowie warme goldgelbe, beige und braune Farbtöne bestimmen die Optik.
Die 137 Zimmer sind komfortabel eingerichtet und großzügig gestaltet. Alle verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse. Von einem der beiden Flügel des Gebäudes blickt man auf die riesige Driving Range, von dem anderen auf den ersten Abschlag, das neunte und 18. Grün des ‚Abu Dhabi Golf Clubs‘.
(Foto Jürgen Linnenbürger: The Westin Abu Dhabi Golf Resort & Spa mit Driving Range)
Drei Restaurants und zwei Bars stehen zur Auswahl. Das umfangreiche Frühstücksbuffet überzeugt uns ebenso wie das abwechslungsreiche und äußerst schmackhafte Dinner-Buffet im Hauptrestaurant ‚Fairways’ mit arabischen, asiatischen und internationalen Gerichten.
Relaxen kann man entweder an einem der beiden Pools unter Palmen oder man lässt sich im ‚Heavenly Spa‘ verwöhnen. Die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit der Angestellten ist im gesamten Resort nicht zu übertreffen.
Ein riesiger Falke hat alles im Blick
Der ‚Abu Dhabi Golf Club‘ ist unter anderem durch sein spektakuläres, dreistöckiges Clubhaus in Form eines Falken mit weit ausgebreiteten Flügeln bekannt. Er hält einen Golfball in seinen Fängen und thront majestätisch über der Anlage.
Der Club ist seit 2006, jeweils im Januar, Gastgeber der ‚Abu Dhabi HSBC Championship‘, die Teil der ‚PGA European Tour‘ und der ‚Rolex Series‘ ist. Es ist der Auftakt des ‚Desert Swing‘, der danach in Dubai und in Saudi Arabien ausgetragen wird.
Martin Kaymer konnte die begehrte ‚Falcon Trophy’ bereits dreimal gewinnen (2008, 2010 und 2011). Damit ist er der erfolgreichste Spieler dieses Turniers, gefolgt von Paul Casey (2007 und 2009) und Tommy Fleetwood (2017 und 2018).
Beeindruckendes Design
Der von Peter Harradine designte Par 72 ‚National Course‘, besticht durch sein großartiges, abwechslungsreiches Layout. Eröffnet wurde er in 2000. Die Spielbahnen des meist flachen, offenen Geländes sind von Palmen, Büschen, Bäumen und schön angelegten Beeten umgeben. Der Platz ist eine Augenweide. An zwölf Bahnen kommt Wasser der insgesamt sieben Salzwasserseen ins Spiel. Einige Abschläge sind über frontales Wasser zu spielen.
(Foto Abu Dhabi Golf Club: Loch Nummer Sieben)
Von den Tournament-Abschlägen hat er eine Länge von 7.600 yards. Vier Varianten stehen für den Abschlag zur Verfügung.
Während unseres Besuchs liefen die Vorbereitung auf das Top-Turnier im Januar auf Hochtouren. Die samtweichen Fairways, die mehr als 90 strategisch platzierten Bunker sowie die großzügig angelegten, ondulierten Grüns befinden sich in ausgezeichneter Verfassung. Das Rough ist nicht sehr hoch, aber äußerst dicht.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Abu Dhabi Golf Club: mehr als 90 Bunker)
Von besonderem Reiz sind die neunte und die 18. Bahn, denn beide enden direkt vor dem Falken. Die um die Grüns herum platzierten Tribünen lassen die großartige Stimmung erahnen, die während des Turniers hier herrschen wird.
Meine Flutlicht-Runde auf dem zum Resort gehörenden ‚Garden Course’, einem 9-Loch Par 36 Platz, ist die perfekte Abrundung eines großartigen Aufenthalts in dieser Anlage.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Night Golf auf dem 9-Loch 'Garden Course' des Abu Dhabi Golf Clubs)
Strahlender Marmor und funkelnde Kristalle
Vom Hotel aus ist es nicht weit zu einer der Top-Attraktionen Abu Dhabi’s. Die Sheikh-Zayed-Moschee ist die größte der Emirate und die drittgrößte Moschee der Welt. Mehr als 40.000 Gläubige finden hier Platz. Sie verfügt über zahlreiche Kuppeln, Säulen und vier 107 m hohe Minarette aus weißem italienischen Marmor. Diese wirken besonders eindrucksvoll nach Einbruch der Dunkelheit, wenn sie im gelben und blauen Scheinwerferlicht erstrahlen. Ihr mehr als 5.600 Quadratmeter großer, im Iran handgeknüpfter Teppich und ihre in Deutschland gefertigten Kronleuchter, auf denen Swarovski tausende Kristalle hinterlassen hat, sind die weltweit größten ihrer Art und einfach atemberaubend.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Kronleuchter in der Sheikh-Zayed-Moschee)
Gäste des ‚The Westin’ genießen kostenfreien Zugang zum exklusiven, privaten ‚Saadiyat Beach Club‘, den man in ca. 30 Fahrminuten erreicht. Saadiyat Island bedeutet übersetzt "Insel des Glücks“. Dies befällt uns sofort bei Betreten des noblen Clubs, in dem wir einen entspannten Tag bei chilliger Musik am Pool und am traumhaften Persischen Golf verbringen.
(Foto Jürgen Linnenbürger: The Saadiyat Beach Club)
Gary Player lässt grüßen
Ganz in der Nähe des Beach Clubs befindet sich der von Gary Player entworfene 18-Loch, Par 72 Championship Course des ‚Saadiyat Beach Golf Club‘. Der erste ‚beachfront course’ der arabischen Welt ist ein weiterer Spitzenplatz, der 2010 eröffnet wurde und sich bei unserem Besuch in einem Traumzustand präsentiert.
Einen Tag zuvor gewann hier der erst 15-jährige, in Dubai geborene Engländer Josh Hill, die ‚Abu Dhabi Amateur Championship‘. Mit diesem Sieg qualifizierte sich der neue Star am Golfhimmel bereits für das zweite Turnier der Europäischen Tour. So konnte man ihn im Januar 2020 bei der ‚Abu Dhabi HSBC Championship‘ und der ‚Omega Dubai Desert Classics‘ am TV live verfolgen.
Es ist ein abwechslungsreicher, anspruchsvoller Par-72 Platz, der seinem Namen alle Ehre macht. Sand gibt es hier satt. Die strahlend weißen, riesigen Bunkerlandschaften zeichnen den leicht hügeligen Platz besonders aus. Dennoch gibt es ausreichend Landezonen auf den Fairways.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Bunkerlandschaft des 'Saadiyat Beach Golf Clubs')
Das sich im Wind wiegende Dünengras des Roughs ist optisch reizvoll, doch spielerisch eine echte Herausforderung. Die großen, ondulierten Grüns sind bretthart und pfeilschnell. Trifft man diese nicht an der richtigen Stelle, laufen die Bälle meterweit in die umliegenden Senken zurück. Von den hinteren Tees hat der Platz eine Länge von 7.806 yards. Fünf verschiedene Tees bieten Optionen für jede HCP-Klasse.
( Foto Saadiyat Beach Golf Club: Loch Nummer Neun)
Loch Nummer Sechs, ein Par 3, verläuft direkt am Strand vor dem ‚St. Regis Saadiyat Island Resort’ entlang. Der Name der Bahn ‚Saadiyat Breeze‘ lässt erahnen, welche Herausforderung man hier oftmals meistern muss.
( Foto Jürgen Linnenbürger: Siebter Abschlag des 'Saadiyat Beach Golf Clubs')
Eine Besonderheit sind die zahlreichen kleinen Gazellen, die man auf dem gesamten Platz antrifft und beliebte Fotomotive sind.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Gazellen auf dem 'Saadiyat Golf Beach Club)
Am Rande einiger Löcher der ersten Neun entstehen weitere beeindruckende Villen. Die Back Nine ist hiervon noch weitestgehend unbetroffen und bietet zum Teil traumhafte Blicke auf den direkt angrenzenden, türkisfarbenen Persischen Golf.
Lichtregen im Louvre
Doch Saadiyat Island hat mehr zu bieten. Der 2017 eröffnete ‚Louvre Abu Dhabi‘ zählt zu den absoluten Höhepunkten des Emirates. Das halbrunde Stahldach besteht aus sieben Schichten, die ein sternförmiges Gitter bilden. Es hat einen Durchmesser von 180 Metern und wiegt soviel wie der Eiffelturm. Das Licht sucht sich wie durch Palmenblätter seinen Weg und lässt eine Art Lichtregen entstehen.
(Foto Jürgen Linnenbürger: Beeindruckender Lichtregen im 'Louvre Abu Dhabi')
Von den ausgestellten Exponaten ziehen uns besonders eine zweiköpfige Statue aus 6.500 vor Christi aus Jordanien und die sieben Meter hohe ‚Fountain of Light‘ des chinesischen Künstlers Ai Waiwai in den Bann.
Links-Golf vor ungewohnter Kulisse
Der dritte Championship-Platz ist der ‚Yas Links‘ Golf Course auf Yas Island, einer weiteren künstlich angelegten Insel. Er ist der erste ‚Links‘ in der arabischen Welt, der 2010 eröffnet wurde.
Designed hat den Par-72 Championship-Platz Kyle Phillips. Mitten in der Wüste ist ein Platz entstanden, der über reichlich Wasserhindernisse verfügt. Es gibt nicht einen einzigen Baum. Etliche Löcher bieten Blick auf die Lagune, einem Ausläufer des Persischen Golfs, oder führen direkt an ihr entlang.
( Foto Jürgen Linnenbürger: Riesige Grüns auf dem 'Yas Links‘ Golf Course)
Besonders in Erinnerung bleibt mir die 17, ein Par 3 mit einer Länge von 182 Yards, bei dem ich den Abschlag ‚carry‘ über das Wasser schlage. Auch die 18, ein 589 Yards langes, nicht endendes Par 5, hat es in sich. An seiner gesamten linken Seite verläuft die Lagune entlang.
( Foto Jürgen Linnenbürger: 17. Abschlag des 'Yas Links‘ Golf Course mit Ferrari World)
Rollende Fairways, teils tiefe Bunker und große, ondulierte Grüns zeichnen den Platz aus. Die Abschlagsboxen sind nicht durch Farben, sondern durch Zahlen gekennzeichnet. Herren können zwischen vier verschiedenen Abschlägen wählen. Die ’66" entspricht unserem ‚Gelb’ und bedeutet, dass der Platz von hier eine Länge von 6.611 Yards hat. Die Damen schlagen von ‚54’ (entspricht ‚Rot’ ) ab und haben 5.455 Yards zu bewältigen.
Der Platz ist sportlich herausfordernd und bietet ein tolles Links-Feeling. ‚Golf Digest‘ platziert ihn an Position 44 unter den Top 100 der Welt.
Auch optisch bietet er Besonderes. Das Dach der Ferrari World und deren Achterbahnen sowie die Gebäude des Formel-1-Kurses bestimmen einen Teil seiner Kulisse. Wohnhäuser und Hotels sind an einigen Löchern zum Greifen nah.
Die kreischenden Besucher der Roller Coaster, die satten Sounds der Boliden auf dem Racing Circuit sowie die Flieger in der Einflugschneise des naheliegenden Airports kommen zeitweise akustisch ins Spiel.
Ich blende diese Einflüsse aus und genieße jeden Moment auf diesem außergewöhnlichen Platz.
Troon Golf bürgt für Qualität
Nach der kürzlich erfolgten Übernahme des Yas-Links, stehen nun alle drei Top-Plätze des Emirates unter der Führung von Troon Golf, der weltweit größten Golf-Management Gesellschaft. Sie ist ein Garant für Golf auf höchstem Niveau. Das Ziel ‚more than just golf’ zu bieten, wird aus meiner Sicht erreicht. Das gesamte Golf-Angebot und der Service sind perfekt.
Keine Zeit für Langeweile
Der Fun-Faktor ist in Abu Dhabi kaum zu übertreffen. In der Ferrari World, der Warner Brothers World und in der riesigen Yas Waterworld kommen Familien mit Kindern ebenso auf ihre Kosten wie Adrenalin-Junkies.
Der Besuch des Pracht-Boulevards Corniche, einer der mehreren Malls und des sechs Sterne Emirates-Palace-Hotels ist ebenso empfehlenswert wie eine ‚Dune Baching-Tour’, bei der es in Geländewagen über beeindruckende Sanddünen durch die Wüste geht.
Abu Dhabi bietet die perfekte Kombination aus großartigen Golfplätzen, top Hotels, hochwertiger Gastronomie, faszinierender Kultur, tollen Stränden und einem umfangreichen Freizeitangebot. Das Emirat ist kein Billigreiseziel, doch wir haben für unsere Dirhams überall Qualität auf höchstem Niveau erhalten.
Und das großartige Wetter bekommt man gratis dazu.
Jürgen Linnenbürger, 2020
Reisetipps für Abu Dhabi auf einen Blick
Wie alt ist denn der Artikel, der Abu Dhabi Golf Club ist nicht mehr Gastgeber der „Abu Dhabi HSBC Championship“ und die „PGA European Tour“ heißt auch inzwischen DP World Tour!?