Nie war der Zugang zur Erlangung der Platzreife einfacher und vor allem günstiger. Oft werden Kompaktkurse für 200 bis 300 Euro angeboten, oft sogar noch günstiger. Dabei erwarten die Teilnehmer in der Regel vier bis acht Trainingseinheiten, je nach Dauer der einzelnen Termine. Die Inhalte widmen sich meistens in Blöcken dem kurzen Spiel, den Eisenschlägen, dem Putten sowie einer Theorieeinheit. Aufgrund der Kompaktheit dieser Kurse ist das erfolgreiche Ablegen der Platzreife an beispielsweise nur zwei Wochenenden möglich. Es gibt sogar Kurse, die den gleichen „Erfolg“ an einem einzigen Wochenende versprechen.
Golfen lernen an nur einem Wochenende? - Unmöglich!
Jetzt stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung zuträglich für den Golfsport ist? Jener Sport, der nachweislich einen der schwersten Bewegungsabläufe überhaupt bietet. Der Sport, bei dem Profis trotz jahrelangem Erfolg ihre Technik komplett verändern. Oder auch innerhalb kürzester Zeit ihr Leistungsniveau nicht mehr abrufen können. Die gefühlt tausend Parameter bzw. Stellschrauben machen diesen Sport so schwer, aber eben auch so außergewöhnlich. Und nun soll innerhalb weniger Übungseinheiten diesen Schwierigkeiten ausreichend entgegengewirkt werden. Unmöglich!
Platzreifekurse auf dem erwähnten Niveau sollten viel mehr als Einstieg oder Schnupperangebot in den Golfsport gelten bzw. betrachtet werden. Denn ehrlicherweise reicht das Können der meisten Absolventen nicht aus, um beispielsweise einen geregelten Ablauf während eines Turniers zu gewährleisten. Dies liegt nicht nur an den nicht ausreichend erlangten motorischen Fähigkeiten, sondern vor allem auch an den mangelnden Kenntnissen bezüglich der Golfetikette und des Regelwerks. Oft wird in den Kompaktkursen nicht einmal absolutes Grundwissen, wie das Spielen eines provisorischen Balls oder das Verhalten bei Wasserhindernissen, ausreichend vermittelt. Wie auch, bei den knapp bemessenen Unterrichtsstunden? Genau hier beißt sich leider die viel zitierte Katze in den Schwanz.
Platzreifekurse vereinfachen den Zugang zum Golfsport
Auf der einen Seite ist es notwendig und richtig, den Zugang zum Golfspiel so einfach wie möglich zu gestalten. Gerade die immer noch weitverbreitete Vorstellung des teuren, elitären Sports gilt es aufzubrechen. Und wenn Platzreifekurse kostentechnisch beispielsweise im hohen dreistelligen Euro-Bereich liegen würden, wäre das Kind wahrscheinlich schon für viele sprichwörtlich in den Brunnen gefallen. Allein die Tatsache, dass eine Art „Führerschein“ benötigt wird, um den Sport auf der eigentlichen Wettkampfstätte betreiben zu können/dürfen, kann nachvollziehbar bei einigen „Interessenten“ für eine gewisse Abschreckung sorgen. Demnach müssen die Barrieren für das Kennenlernen des Golfsports möglichst gering gehalten werden.
Für die Golfclubs sind die attraktiven Einstiegs-Angebote eine hervorragende Möglichkeit neue Interessenten und in der Folge neue Mitglieder zu gewinnen. Auf der anderen Seite sollte auch auf eine vernünftige “Ausbildung“ geachtet werden. Hier sollten speziell die kompakten Platzreifekurse nur als erster Schritt betrachtet werden. Geeignet um das Interesse zu wecken, aber zwingend mit weiteren Trainingseinheiten darauf aufbauend. Und das sollte eigentlich gelingen, denn wer einmal Blut geleckt hat, den lässt der Golfsport selten los.
Training und Aufbaukurse sind unerlässlich
Weniger problematisch als eventuell angenommen, ist die Selbsteinschätzung der eigenen Spielstärke bei Anfängern. Hier scheint durchaus Realismus gegeben zu sein. Sie selber merken schnell, dass ihre Kenntnisse und Fähigkeiten oft noch nicht ausreichend sind. Dies führt zuweilen zu einer spürbaren Verunsicherung. Nicht grundlos scheinen viele Anfänger beim ersten Turnier ein Stück weit überfordert bzw. meiden gar diese Situation. So ist es in der Regel für Golfbeginner unerlässlich, parallel zum Einsteiger-Kurs, selber aktiv zu üben und danach einen Aufbaukurs zu absolvieren, um die erlernten Fähigkeiten zu stabilisieren. In Gesprächen mit Golflehrern wird einem diese Tatsache oft bestätigt. Ohne Eigeninitiative ist ein vernünftiges Spielniveau am Ende des Kompaktkurses kaum zu erreichen. Diesbezüglich steht der Anspruch des Golflehrers konträr zu den Ambitionen der Golfclubs.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Platzreifeprüfung wirklich noch als Prüfung in Praxis und Theorie angesehen werden konnte. Tatsächlich mit der Möglichkeit durchzufallen und die Prüfung zu wiederholen. Heutzutage ist das erfolgreiche Bestehen der Platzreife nur noch Formsache. Aber aufgrund des verstärkten Wettbewerbs nachvollziehbar und eine Notwendigkeit. Entscheidend ist an die ersten Erfahrungen sowie Trainingseinheiten anzuknüpfen und darauf aufbauend die Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Was teilweise auf dem Platz abgeht, ist schon abenteuerlich. Man sieht nicht nur Selbstgefährdung sondern auch Fremdgefährdung. Golfregeln und Etikette scheinen als Hinweise verstanden zu werden. Spricht man die Damen und Herren darauf an, höre ich oft, dass es doch Spaß machen soll. Ich reagiere mit: Mir aber auch!
Die Platzreifeprüfungen werden als Führerschein fürs Golf-Spielen gesehen. Ein Vergleich mit dem Auto-Führerschein ist ja wohl angebracht. Erst nach den entsprechenden Prüfungen lerne ich erst richtig.
Darauf hin sprach ich heute einen 40-HCP an. Dieser verteilte seine Bälle auf dem Platz. Ein Fore habe ich nicht gehört. Sein Kommentar: Du siehst die Dinger doch!!!
Wer ein solches HCP hat und mit Titleist Pro V1 spielt und so unterwegs ist, genau für diese Klientel sollten verpflichtende Regelabende durchgeführt werden.
Spiele seit gut 10 Jahren. Es sind tatsächlich unheimlich viele Quereinsteiger in dieser Zeit zu dieser Sportart gekommen. 50% sehen ihre eigenen Abschläge, 30 % wollen mindestens 220 Meter abschlagen und sehen ihren Abschlag nicht mehr weshalb sie auch nicht rufen können.
Mit dem Erlangen der Platzreife stellen viele Anfänger das Training mit dem Pro leider sofort ein. Das führt zu katastrophalen Verhältnissen auf den Plätzen. Bei uns hat man das damalige „Bürgensystem“ leider abgeschafft. Meine „Bürgen“ (ein anderer Begriff wäre heute vielleicht angebracht) haben mich intensiv bei meinen ersten Golfschritten begleitet, speziell zum Thema Etikette und dem Verhalten auf dem Platz. Der ein oder andere Techniktipp war auch dabei. Das hat geholfen und fördert auch die schnellere Integration in den Golf-Club. Manchmal müssen Maßnahmen von früher nicht unbedingt schlecht sein.
So verständlich das Interesse der Clubs an Mitgliederzuwachs ist, man darf keine Spieler nach so einer Schnellbleiche auf den Platz entlassen. Die Clubs müssen durch Anfängerturniere und weitere Maßnahmen (zB zwingend vorgeschriebene Regelabende, evtl. besondere Zeitfenster für Anfänger (?)) hier steuernd eingreifen. Jeder hat mal angefangen und die Leute spielen am Anfang nun mal wie sie spielen. Jedoch müssen die Grundbegriffe, wie man dabei nicht andere Spieler gravierend stört, bekannt sein.
Das sollte man jedem Golfplatz Betreiber selbst überlassen.