Die Bedeutung der Ernährung im Golf wird im Vergleich zu Kraft-und Ausdauersportarten häufig von vielen Golfern unterschätzt. Neben der Technik, der mentalen Stärke, der Kondition und der Ausrüstung steigert auch die richtige Ernährung die sportliche Leistung auf dem Platz. Und was viele nicht wissen: Bei einem vierstündigen Match verbraucht man rund 1.600 Kalorien. Aber wie ernähre ich mich vor, während und nach einem Turnier richtig? Worauf muss ich achten? Was soll ich auf der Runde trinken?
Diese Fragen haben wir Sonja Baumann und Erik Scheffler, Küchenchefs im Restaurant Gut Lärchenhof, gestellt.
Die perfekte Golfernährung mit Rezeptvorschlägen
Golfpost: Herr Scheffler, warum ist die richtige Ernährung gerade auch im Golfsport so entscheidend?
Erik Scheffler: Ein erfolgreiches Turnier beginnt schon mit der richtigen Ernährung vor der Runde. Wie bei jedem anderen Sport auch ist die Vorbereitung sehr wichtig. Für eine 18-Loch Runde benötigt der Körper genügend Energie, deshalb ist es wichtig, fit und ausgeruht in den Tag zu starten. Die richtige Ernährung steigert die sportliche Leistung und fördert obendrein den Spaß am Sport.
Golfpost: Wie sieht der optimale Ernährungsplan an einem Turniertag für Golfer aus? Was sollte man vor, während und nach dem Turnier essen?
Eric Scheffler:Wichtig ist, den Kohlenhydrat- und Eiweißspeicher ausreichend vor dem Turnier aufzufüllen, damit der Körper genügend Energie hat. Am morgen eignet sich beispielsweise ein Bircher Müsli, das sofort Energie liefert und lange satt hält. Bei der Halfway Verpflegung sollte man leichte Nahrung und Kohlenhydrate zu sich nehmen, etwas, das nicht schwer im Magen liegt und trotzdem Energie bringt. Auf Fett und Zucker sollte so gut es geht verzichten werden. Eine tolle Rundenverpflegung ist auch ein Smoothie, den man sich bereits zu Hause zubereiten kann. Nach dem Turnier ganz wichtig: ausreichend Wasser trinken! Das sorgt für den unmittelbaren Ausgleich der ausgeschwitzten und verbrauchten Mineralstoffe. Um möglichst schnell nach dem Turnier wieder zu regenerieren, ist Eiweiß ein optimaler Energielieferant. Das Abendessen sollte auch aus Kohlenhydraten bestehen und leicht und fettarm sein, wie etwa mageres Fleisch, Fisch und Salat.
Golfpost: Was ist ein absolutes Ernährungs-No Go für Golfer?
Sonja Baumann: Currywurst und das Bier während und nach der Runde! Die größte Fettfalle deckt allein schon die empfohlene Tagesmenge an Fett und liefert nur kurzzeitig Energie. Alkohol erzeugt grundsätzlich keine Sättigung, man isst eher noch mehr nebenbei, da der Appetit durch die Kohlensäure und Bitterstoffe gesteigert wird. Auch wenn man die dickmachende Wirkung noch verschmerzen kann, so beeinflusst Alkohol die Erholung des Golfers negativ.
Golfpost: Wir haben viel über Ernährung gesprochen. Doch auch das Trinken ist sehr wichtig. Golf verbindet Bewegung, Konzentration und Koordination und die Leistungsfähigkeit ist eng mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr verbunden. Zu welchem Getränk raten Sie Golfern während der Runde? Wieviel soll man auf einer 18-Loch Runde trinken?
Sonja Baumann: Da man sich beim Golf sehr viel bewegt, sollte man mindestens einen Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei großer Hitze und hohem Flüssigkeitsverlust sind zwei Liter besser. Der beste Durstlöscher ist und bleibt immer noch Wasser. Aber auch isotonische Getränke und Schorlen sind sehr empfehlenswert.
Golfpost: Ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll für Golfer?
Erik Scheffler: Da die meisten Golfer keine Hochleistungssportler sind, reicht eine ausgewogene Ernährung aus und auf Nahrungsergänzung kann verzichtet werden.
Golfpost: Gerade im Golf ist mentale Stärke ein wichtiger Punkt. Was ist eine gute Nahrung zur Steigerung der Konzentration und mentalen Leistungsfähigkeit?
Sonja Baumann: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser fördert das Denkvermögen. Leicht verdauliche Kohlenhydrate sind optimal. Bananen liefern bei einem Leistungstief schnell Zucker, sind leicht verdaulich und geben den benötigten Energieschub.
Golfpost: Wir sind hier in einem Gourmetrestaurant, wo das Genießen im Vordergrund steht. Welche kleinen Sünden sind denn für Golfer erlaubt?
Sonja Baumann: Erlaubt ist, was schmeckt! Der Golfer kann sich jede Sünde erlauben, solange er es mit seinem Hüftgold vereinbaren kann.
Golfpost: Vegane Ernährung ist stark im Trend. Wie sollten sich Veganer ernähren, wenn Sie Sport treiben?
Erik Scheffler: Für Veganer gilt es ebenso, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Am meisten sollten Veganer Obst und Gemüse zu sich nehmen, begleitet von einer ausreichenden Getränkezufuhr. Darüber hinaus sollte auf Kohhlenhydrate geachtet werden, die beispielsweise in Brot und Kartoffeln enthalten sind. Wichtig ist, dass sie sich die Energien, die man durch fleischlose Ernährung nicht zu sich nehmen kann, woanders herholt. Eiweiß sollten Veganer aus Pflanzen zu sich nehmen. Nüsse und Avocados sind ebenfalls sehr gute Energielieferanten. Auf einer solch ausgewogenen Ernährung können auch Veganer normalen Freizeitsport betreiben. Bei einem Golfturnier sollte man die Kalorienzufuhr bei Bedarf erhöhen. Ebenso steigt der Proteinbedarf bei hoher Belastung. Dies kann sehr gut mit Bohnen und Gerichten aus Soja ausgeglichen werden.
Golfpost: Sie haben sich ja noch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Bei Ihnen gibt´s sogar Golfbälle zu essen.
Sonja Baumann: Ja, das ist richtig! Diese Idee ist vor ein paar Monaten entstanden und findet bei Golfern und auch Nichtgolfern große Beliebtheit. Jeden Monat gibt es ein anderes Thema rund um den Golfball auf dem Teller.
Vielen Dank für das Interview, Frau Baumann und Herr Scheffler!
Keine „Currywurst und das Bier“… Nach DGV und Pro vermiest einem jetzt auch noch die Gastronomie den letzten Spaß am Golf.